Kindergarten-Neubau in Kupferzell: Gemeinderäte sehen noch Klärungsbedarf
Erstmals wurden die Pläne für den neuen Sebastian-Kneipp-Kindergarten einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert: Im Gemeinderat gab es Unmut über die Verteuerung und das Vorpreschen der Verwaltung.

Vier Gebäude, sechs Gruppen für 150 Kinder samt Erzieherinnen und attraktive Spiel- und Erlebnisflächen auf insgesamt 7600 Quadratmetern Grund: Das sind die Eckdaten des Neubaus des Sebastian-Kneipp-Kindergartens, der im Süden Kupferzells an der Riedenstraße seinen Platz finden wird - und dessen Planung nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Bei einer Klausurtagung im April 2021 hatte das verantwortliche Architekturbüro den Gemeinderäten die Pläne bereits vorgestellt - und "einige Hausaufgaben bekommen", wie es Architekt Martin Knorr formulierte.
Es war freilich nicht primär deren architektonische Umsetzung, die bei zahlreichen Räten für Missfallen sorgte. Sondern: Nachdem erst in der vorigen Sitzung des Gremiums massive Mehrkosten bei Schule und Schulhof auf der Agenda standen, wurde nun offenkundig, dass die nächste Verteuerung eines gemeindlichen Großprojekts wohl unvermeidbar ist.
Denn die vom Planungsbüro präsentierte Kostenaufstellung - eine Schätzung wohlgemerkt - in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro wird bei Weitem nicht ausreichen, um das Gesamtprojekt zu finanzieren: Zahlreiche Posten - wie etwa die geplante Photovoltaik auf den Dächern, Lüftungsanlage, Parkplätze sowie eine kleine Brücke über die benachbarte Kupfer - sind in der Kalkulation noch nicht enthalten.
Viele Punkte sind noch strittig
Die Position der Verwaltung: Man solle nun rasch die sogenannten Fachplaner beauftragen, um überhaupt erst detailliertere Pläne und so auch eine genauere Kostenaufstellung machen zu können.
Die Haltung des Gemeinderats: Erst müssten noch manche Grundsatzfragen geklärt werden. "Wir reden bei dem Projekt von Gesamtkosten zwischen zehn und zwölf Millionen Euro", betonte etwa Jürgen Häckel (UWG). Dieser immense Preis sei in der Etatplanung der Kommune "in keinster Weise" berücksichtigt worden. Auch aus den anderen Fraktionen gab es deutliche Kritik: Permanente Kostensteigerungen seien nicht hinnehmbar, bekräftigte FWV-Chef Volker Baumann, der postwendend einen "gewissen Unmut" im Ratsrund diagnostizierte.
Tatsächlich ist jetzt schon klar: Die Gemeinde kann den nun anlaufenden Neubau des Westernacher Kindergartens und den des Kneipp-Kigas nicht parallel ausführen lassen: "Das würde uns überfordern", räumt Bürgermeister Christoph Spieles ein. Aber auch bei zeitlich versetzter Realisierung wird der Etat der Gemeinde mächtig strapaziert. Man müsse - so Baumann, weitere Kommunalpolitiker und auch Kämmerer Claus Vaas - über "das Thema Budgetierung nochmals reden". In der vorangegangenen nicht-öffentlichen Tagung war gefordert worden, ein Limit von 800.000 Euro Kosten pro Kiga-Gruppe einzuhalten - dieses wird nun beim aktuellen Planungsstand um jeweils 200.000 Euro überschritten.
Kleine Schritte statt großem Sprung
Das sei eben der Entwicklung der Zeit und den gestiegenen Material- und Handwerkerkosten geschuldet, argumentierten Rathauschef, Architekt und etwa auch SPD-Mann Friedrich Küßner. Sie konnten die Mehrzahl der Räte jedoch nicht überzeugen. Auch dass keine Erweiterbarkeit der Kindergarten-Anlage vorgesehen und bislang auch noch ungeklärt ist, ob das Gebäude die hohe Förderung eines besonders energieeffizienten KfW40-Standards genießen wird, missfiel einigen Ratsmitgliedern.
Und so wurde beschlossen, zum jetzigen Zeitpunkt lediglich die Arbeiten zur Baugrund-Untersuchung zu vergeben und die Aufstellung des notwendigen Bebauungsplans auf den Weg zu bringen. Bevor jedoch die Fachplaner mit der detaillierten Ausarbeitung betraut werden, wollen sich Rat und Verwaltung zunächst erneut in Klausur begeben, um die zahlreichen offenen Fragen nochmals vertieft zu erörtern.
Zeit genug hierfür ist jedenfalls gegeben: Denn bis der Bebauungsplan Rechtskraft erreichen und die Vorplanung beendet sein wird, kann es gut und gerne zwei Jahre dauern. Auch muss zuvor noch eine sich auf dem Grundstück befindende Halle abgerissen werden. Voraussichtlich wird also erst 2024 mit dem Bau begonnen. Die Arbeiten sollen dann rund anderthalb Jahre dauern.

Stimme.de