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Kein Fisch in der Jagst bei Kirchberg

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Eine Untersuchung der Fischereiforschungsstelle hat ergeben, dass die Jagst an der Unfallstelle nach wie vor fischleer ist.

Von Jens Sitarek
Vor allem im Bereich der Unfallstelle Lobenhausen hat sich die Jagst auch neun Monate nach der Umweltkatastrophe noch nicht erholt. Experten wollen mit Umsetzaktionen auch dort wieder Fische ansiedeln. Foto: Archiv/Doll
Vor allem im Bereich der Unfallstelle Lobenhausen hat sich die Jagst auch neun Monate nach der Umweltkatastrophe noch nicht erholt. Experten wollen mit Umsetzaktionen auch dort wieder Fische ansiedeln. Foto: Archiv/Doll

Die Jagst ist auf langer Fläche fischleer, vor allem unterhalb der Schadensstelle", so fasst Dr. Jan Baer von der Fischereiforschungsstelle Langenargen die Untersuchungsergebnisse nach der Jagstkatastrophe zusammen. Um Kirchberg herum haben die Experten der Fischereiforschungsstelle keinen einzigen Fisch entdeckt. In Hessenau sei es ein bisschen besser, und erst "ab Mulfingen ist es so, wie wir uns das vorstellen". Für den Experten ist das Ergebnis insgesamt "ernüchternd". Fakt ist: Die erhoffte Wiederbesiedlung im Herbst ist nicht eingetreten.

Dass es in und um Kirchberg "überhaupt keinen Fisch" gibt, hat auch Bruno Fischer vom Fischereiverein festgestellt. Da genüge schon ein Blick in seinen Gartenteich, wo ein Graureiher täglich nach Beute suche. "Das wird noch ewig dauern", bis es in der Jagst wieder Fische gibt, so Fischer. Er rechnet mit mindestens fünf Jahren. "Dann haben wir zwar eine Grundlage, aber noch keine Raubfische."

Spürbare Folgen

Die Folgen des Mühlenbrands in Lobenhausen im August 2015, bei dem kontaminiertes Löschwasser in die Jagst gelangte und tonnenweise Fische starben, ist immer noch spürbar. Daran ändert auch die "gute Nachricht" wenig, mit der Landrat Gerhard Bauer die dritte Sitzung des runden Tisches "Unsere Jagst" in Schwäbisch Hall eröffnete, bei der die Fischereiforschungsstelle Langenargen eben diese Ergebnisse vorlegte.

Er betonte, dass weitere Untersuchungen am sogenannten Makrozoobenthos die bisherigen Erkenntnisse bestätigt hätten: Kleinstlebewesen seien nach wie vor im Fluss vorhanden. "Insofern", so Bauer, "liegen gute Voraussetzungen für eine Wiederbesiedlung der Jagst mit Fischen vor." Die Wiederbesiedlung mit Nasen hat sich indes als schwierig herausgestellt. Das Projekt wurde durch Spendengelder finanziert, aber es fehlte am Ende an laichbereiten Weibchen. "Nasen werden nicht so leicht reif", betont der Fachmann von der Fischereiforschungsstelle.

Doch was ist jetzt zu tun? Laut Baer geht es nun darum, die Umsetzaktion "in aller Vehemenz" durchzuführen und im Herbst erneut deren Ergebnis zu prüfen. Für die Jagst kämen dazu zunächst nur Jagstfische infrage. Fische aus benachbarten Flüssen zu nehmen oder gar Zuchtfische, das stünde nicht zur Diskussion. Noch nicht.

Da, wo es viele Fische gibt, sollen welche entnommen werden und dorthin gebracht, wo kaum welche schwimmen. 13 Vereine sollen dem Fluss so an 15 Stellen jeweils 70 Kilogramm Biomasse zuführen. Anfang Juli soll es so weit sein. Überwacht wird das Ganze von einem Büro aus Tübingen, aber "die Vereine sind mit im Boot", wie Baer sagt. "Da wird nichts über die Köpfe der Leute vor Ort hinweg gemacht."

Möglich ist auch, dass die Umsetzaktion im nächsten Jahr wiederholt werde. Und vielleicht das Jahr darauf? Auch das sei durchaus denkbar, sagt Baer, der zunächst auf einen schönen Sommer hofft, aber auch betont, dass man einen längeren Atem brauche.

Umsetzaktion

Ein Indiz dafür ist auch, dass bei der Fischereiforschungsstelle eine Stelle für einen weiteren Biologen geschaffen wurde, der sich in den nächsten drei Jahren nur um die Jagst kümmern soll. Im Herbst tagt der runde Tisch erneut. Dann sollen Ergebnisse der Umsetzaktion präsentiert werden. Was mit den restlichen 43 000 Euro passiert, die auf dem Spendenkonto des Landkreises liegen, ist noch nicht entschieden. Für Landrat Bauer steht fest: "Nicht einfach so Geld in die Jagst schütten."

 

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