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Kaum Ruhe für die Tiere im Naturschutzgebiet Reiherhalde bei Ohrnberg

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Karl-Heinz Müller von der Nabu-Ortsgruppe Öhringen kritisiert zu viele Eingriffe in der Reiherhalde am Kocher zwischen Ohrnberg und Sindringen. Viele Vögel nutzen das Gebiet als Brut- und Rastgebiet und Winterquartier.

Von Andreas Scholz
Der Graureiher brütet im Naturschutzgebiet Reiherhalde in einer Kolonie. Auch viele andere Vögel leben in dem Gebiet.
Fotos: Andreas Scholz
Der Graureiher brütet im Naturschutzgebiet Reiherhalde in einer Kolonie. Auch viele andere Vögel leben in dem Gebiet. Fotos: Andreas Scholz  Foto: andreas scholz

Die Vogelhalde zwischen Ohrnberg und Sindringen, auch Reiherhalde genannt, zählt mit 216 Hektar zu den größten Naturschutzgebieten in Nord-Württemberg und ist ein europäisches Vogelschutzgebiet mit überregionaler Bedeutung. "Die Reiherhalde war in den achtziger Jahren mit bis zu 100 Brutpaaren Graureiher, die größte Kolonie in Hohenlohe, zwischenzeitlich ist der Bestand auf zirka 20 Paare zurückgegangen.

Die Reiherhalde ist Brutgebiet für Vogelarten wie Rotmilan, Schwarzmilan, Baumfalke, Wespenbussard, Eisvogel, Zwergtaucher, Rohrsänger, Pirol, Wasseramsel und auch sechs Spechtarten vom Schwarzspecht bis zum Kleinspecht", erklärt Karl-Heinz Müller vom Nabu Öhringen.

Der Naturschützer aus Ohrnberg durchstreift das vogelreiche Gebiet direkt vor der Haustür seit vielen Jahren. "Im Winter ist die Reiherhalde auch ein wichtiges Rastgebiet für Silberreiher, Gänsesäger und Enten", ergänzt er. Inzwischen sei auch der Biber in die Talauen am Kocher zurückgekehrt. Zum Vogelzug biete das Gebiet zahlreichen Vögel Ruhe und Nahrung wie ab und zu dem Fischadler und jedes Jahr Schwarzstörchen und Kranichen.

Auch die Wasseramsel trifft man in der Reiherhalde an.
Auch die Wasseramsel trifft man in der Reiherhalde an.  Foto: andreas scholz

Baumaßnahmen und Holzeinschlag stören

Trotz dem Vorkommen vieler seltener Vogelarten, werden die Tiere nach Meinung des Vogelschützers durch fast jährliche Baumaßnahmen am EnBW-Stausee und -Kanal und durch den Holzeinschlag im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht stark gestört. "Die Maßnahmen werden zwar außerhalb der Brutzeit umgesetzt, doch dort haben wir halt rastende Vögel im Winterquartier oder im Durchzug."

Die nachfolgenden Maßnahmen sind teilweise durch den vor vielen Jahren gebauten Radweg, mitten durch das Naturschutzgebiet erforderlich. "Leider hat die Stadt Öhringen seinerzeit einen Ausbau im Bereich der Kochertalstraße abgelehnt, die Probleme kommen immer später", moniert Müller.

Ökologisch sensible Bereiche

Bei einem aktuellen Rundgang durch die Reiherhalde zeigt Karl-Heinz Müller mehrere Eingriffe durch den Forst und aktuelle Baumaßnahmen. Der Naturschützer will allerdings keine einzelne Baumaßnahme negativ hervorheben, sondern hinterfragt die Summe aller Maßnahmen in einem Naturschutzgebiet. "Wir Menschen müssen uns schon die Frage stellen, wie wir mit Naturschutzgebieten und seinen ökologisch sensiblen Bereichen künftig umgehen wollen".

Karl-Heinz Müller vom Naturschutzbund Öhringen moniert aktuell den starken Holzeinschlag im Naturschutzgebiet, durch den die Vögel gestört werden.
Karl-Heinz Müller vom Naturschutzbund Öhringen moniert aktuell den starken Holzeinschlag im Naturschutzgebiet, durch den die Vögel gestört werden.  Foto: andreas scholz

Gülle-Schaumkronen entdeckt

Zuletzt negativ aufgefallen sind ihm die jährlich wiederkehrenden Holzeinschläge an dem Waldhang, in dem sich in den Baumkronen viele Nester der Graureiher-Kolonie befinden. Auch Gülle-Schaumkronen im Kocher und am Speichersee hat der Naturschützer in der letzten Zeit wieder häufiger entdeckt. "Vor 20 Jahren wurden die Wiesen am Kocherufer seltener gedüngt, da wurde im Juni dann Heu gemacht und im Spätsommer und im Herbst erfolgte ein zweiter und maximal ein dritter Schnitt. Dadurch war die Blütenpracht noch üppiger".

Karl-Heinz Müller weiß, dass sich die Zeiten für Landwirte massiv geändert haben. "Die Landwirte werden durch die schlechten Milchpreise dazu gezwungen, die Wiesen und Kühe so zu intensivieren, dass sie die Wiesen bis zu sechs Mal düngen und bereits Mitte April den ersten Schnitt machen und als Silage verarbeiten. "Bedingt durch die Größe der Höfe würden oft 20 oder mehr Hektar auf einmal gemäht, was für noch vorkommende Insekten keine Ausweichmöglichkeit biete. "Ob dies allerdings in einem Naturschutzgebiet zu rechtfertigen ist, kann man bezweifeln", meint er.

Viele Meter Schutzhecken beschädigt

Durch den aktuellen Holzeinschlag werden nach seiner Ansicht in der Reiherhalde wieder viele Meter Schutzhecken und Radweg beschädigt. "Dies erfordert nun zu einem späteren Zeitraum wieder zusätzliche Baumaßnahmen wie Wegesanierung oder die Installation von Schutzgeländern." Im Zuge der Dammsanierung sei aus der naturnahen Wiesendammkrone nun wohl für ein paar Jahre eine Oberfläche aus Erde und Bindemittel entstanden, was den Graswuchs sicherlich behindere. "Auch die Wege zur Kontrolle des Damms an dessen Fuß wurden nach Jahrzehnten sehr üppig angelegt", kritisiert Müller.

 
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