Katzen grausam misshandelt – Tierschützer: "Ich finde, das ist krank"
Fälle grausam misshandelter Katzen in Öhringen und Bretzfeld geben Rätsel auf. Das Heilbronner Polizeipräsidium registriert etwa 50 Anzeigen im Jahr wegen Tierquälerei.
Warum fügen Menschen Tiere in voller Absicht Schmerzen zu? Darauf gibt es keine abschließende Antwort. "Leider kommt es immer wieder vor", sagt Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Baden-Württemberg.
Nach wie vor ist ungeklärt, wer im Dezember Katzen in Öhringen und in Bretzfeld brutal verletzt hat.Tierquälerei sei häufig ein schleichender Prozess.
Gezielte Misshandlungen kommen immer wieder vor
"Es gibt immer wieder Fälle bewusster Tierquälerei", sagt Hitzler. Der 58-Jährige meint damit nicht Geflügel- oder Mastbetriebe, in denen einzelne Halter aus betriebswirtschaftlichen Interessen heraus gegen den Tierschutz verstoßen. "Das sind schwarze Schafe." Er spricht vom gezielten Misshandeln eines individuellen Tieres. Die Stute, die auf der Weide geschändet werde. Die sieben, acht Igel in Heidenheim vor einigen Jahren, denen ein Unbekannter Arme und Beine abschneidet, der die kleinen stacheligen Wesen mit Kabelbinder stranguliert und tötet.
Dass frei laufende Hauskatzen absichtlich verletzt werden, erlebt Hitzler immer wieder. Passiert ist es Anfang Dezember in Öhringen-Verrenberg und kurz vor Weihnachten in Bretzfeld. In beiden Fällen zieht jemand den Katzen das Fell am Schwanz ab und schabt das Fleisch ab. Es ist unklar, wer für die Taten verantwortlich ist.
Polizei ist auf Zeugen angewiesen
"Die Kollegen ermitteln sehr engagiert", versichert Manuel Unser, Sprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums. In solchen Fällen sei man sehr stark auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Unerkannt davongekommen ist bislang außerdem der Täter, der im vergangenen Sommer vier Katzenbabys in Hardthausen-Lampoldshausen einfängt, tötet und anschließend im Ort verteilt.
Bei Tieren, die nicht zu den Lieblingen der Menschen gehören, sei die Hemmschwelle, ihnen etwas anzutun, niedriger, sagt Hitzler. Tauben beispielsweise - und eben Katzen. Dass Menschen mit dem Luftgewehr auf sie schießen, komme häufiger vor. Schleichen sich frei laufende Katzen beispielsweise wiederholt in fremde Gärten und scharren dort in den liebevoll angelegten Beeten, wächst die Wut der Gartenbesitzer. Wer immer wieder in Blumen und Gemüse auf Katzenkot stößt, weiß, wovon der Tierschützer spricht. Genauso nervig kann es sein, wenn in der Nachbarschaft ein Hund tagaus, tagein kläfft.
Tierschützer: Normalerweise gibt es eine Hemmschwelle
Mag sein, dass jemand Pfeffer streut, um die Tiere zu verjagen, oder dass er den Wasserschlauch auf sie hält. Ein Tiere bewusst quälen, ihm Schmerzen zufügen und etwa den Schwanz verstümmeln, "das finde ich, ist krank", meint Stefan Hitzler. "Da wird eine Grenze überschritten." Normalerweise gebe es eine Hemmschwelle, die einen von so etwas abhält.
Die Polizei nimmt eigenen Angaben zufolge im Jahresdurchschnitt jede Woche eine Anzeige auf, weil in der Stadt oder im Landkreis Heilbronn oder im Hohenlohekreis ein Tier gequält wird. Diese Zahl sei in den zurückliegenden Jahren konstant, sagt Sprecher Manuel Unser. Bei den Anzeigen handle es sich um ausgelegte Giftköder, Leute ließen ihren Hund bei Hitze im Auto, Schafe würden geschändet oder Lebendfallen für Füchse aufgestellt.
Das Tierschutzgesetz regelt, wie Tiere gehalten und behandelt werden sollen. Es trifft Aussagen zur Tötung, wenn zum Beispiel ein alter, kranker Hund eingeschläfert wird, und zu Tierversuchen. Es gibt die Bedingungen zur Zucht und zum Handel von Tieren vor. Über allem steht der Grundsatz: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Wer so etwas macht, dem droht eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Der Tierschutz sei zwar ins Gesetz aufgenommen worden, sagt Hitzler. Im Strafrecht werde jedoch so argumentiert, als handle es sich bei einem Tier um eine Sache. "Das ist der falsche Ansatz."
Vorfälle in der Vergangenheit
Zeugen, die zu den misshandelten Katzen am 7. Dezemberim Öhringer Stadtteil Verrenberg und zwischen dem 18. und 20. Dezember in Bretzfeld Auskunft geben können, melden sich im Polizeipräsidium in Heilbronn unter der Telefonnummer 07131 74790. Die Ermittler vermuten denselben Täter hinter den beiden Taten.
Derartige Vorfälle sind für Silke Anders vom Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung keine Seltenheit. Erst neulich seien einer Katze die Hinterbeine vermutlich durch eine Schlagfalle so zerquetscht worden, dass das Tier eingeschläfert werden musste. Gestorben seien außerdem kleine Kätzchen, die jemand ausgesetzt habe. Es sei klar, dass die jungen Tiere keine Überlebenschance haben, sagt Anders. Sie melde den zuständigen Behörden im Monat etwa fünf bis sechs Fälle. Dazu gehöre auch, wenn es Hinweise gebe, dass beispielsweise ein Hundehalter mit seinem Tier nicht Gassi gehe. Sie erinnert zudem an den Fall aus Eppingen, bei der ein Mann einen Kater mit einem Fangeisen qualvoll getötet haben soll.