Jagsttalbahn in Schöntal: Ende für Trasse eingeläutet
Die Gemeinde will Teile der Jagsttalbahn-Trasse anderweitig nutzen und stößt nun notwendige Schritte an.

Das Ende der Jagsttalbahn in Schöntal ist eingeläutet: Bei der Diskussion in der Gemeinderatssitzung glimmt kein Fünkchen Hoffnung, dass sie auf der ursprünglichen Trasse reaktiviert werden könnte. So sind die Räte sich im Großen und Ganzen einig. Selbst Herbert Göker, der Aufsichtsratsmitglied der Jagsttalbahn AG ist und sich bei dem Tagesordnungspunkt für befangen erklärt - stimmt aus dem Zuschauerraum immer wieder entsprechenden Äußerungen zu.
Nun will die Gemeindeverwaltung einige Grundstücke, auf denen die Gleise liegen, anders nutzen. Allerdings ist das nicht so einfach. Zwar gehören die Grundstücke, auf denen vor Jahrzehnten das letzte Mal eine Bahn gefahren ist, der Gemeinde. Aber: sie sind immer noch eisenbahnrechtlich gewidmet.
Schon konkrete Vorhaben für einige der Grundstücke
"Wir haben für die Grundstücke schon Investoren, die monatelang warten", sagt Bürgermeister Joachim Scholz. Es seien bereits Anträge auf Bauvorbescheide gestellt worden, die bis heute nicht genehmigt seien, weil das Landratsamt sich auch mit dem Eisenbahnrecht schwer tue. Eine Ablehnung habe die Gemeinde auch schon bekommen: Beim geplanten Umbau des Bahnhofs Berlichingen zum Feuerwehrgebäude. Dieses Grundstück ist eines auf der Liste, über die der Gemeinderäte in dieser Sitzung entscheiden. Weitere sind in Bieringen und in Winzenhofen, für die es bereits feste Pläne gibt, und noch eine Fläche in Marlach, "da gibt es Interessenten für den Erwerb", so Joachim Scholz.
Ein sogenanntes Stilllegungsverfahren sei nötig, das vom letztmaligen Betreiber der Jagsttalbahn beantragt werden müsse. Danach könne die Gemeinde ein Freistellungsverfahren in Gang setzen, um die Grundstücke vom Eisenbahnrecht zu befreien, erklärt Scholz. Darum hätte sich "das Verkehrsministerium schon von 25 Jahren kümmern müssen". Er zitiert eine Aussage, die er nun von dort erhalten habe: Man müsse im Hauptstaatsarchiv nachschauen, wer der Betreiber war, beziehungsweise, wer dessen Nachfolger ist. Dabei ist für die Gemeinde bereits klar: Die Jagsttalbahn gehört zur SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH, denn "von der haben wir auch die Grundstücke erworben und die muss den Antrag zur Stilllegung stellen".
Die Verwaltung wolle nun mit diesen Flächen ins Rennen gehen und die Entwidmung der Flächen erreichen. Darüber sei auch schon mit Michael Rothenhöfer von der Jagsttalbahn AG gesprochen worden. "Warum nicht gleich alle Grundstücke mit Gleisen entwidmen und verkaufen?", fragt Ratsmitglied Thomas Schmitt. Auch der Westernhäuser Ortsvorsteher Joachim Specht treibt eine solche Frage um, er würde gerne das Areal am dortigen Bahnhof vom Eisenbahnrecht befreit sehen. Die nun betreffenden Flächen halte die Verwaltung für "schnell umsetzbar", so Scholz. Damit wolle man "Druck auf den Kessel bringen". Mit den Erfahrungen mit diesen Grundstücken, könne man weitermachen.
Geht Zeit für den Radweg verloren?
Schmitt fürchtet aber, dass Zeit verloren geht: Der Gemeinderat habe beschlossen, zwischen Kloster Schöntal und der Kläranlage einen Radweg zu bauen. Aber die Strecke ist nicht ins Radwegekonzept des Hohenlohekreises aufgenommen worden. "Ein Kriterium für die Nichtaufnahme war, dass sie dem Eisenbahnverkehr gewidmet ist", so Schmitt. Das Thema müsse mit allen Beteiligten angegangen werden, antwortet Scholz. Dabei richtet er einen bangem Blick in die Nachbarschaft: "Ich will nicht, dass eine Kontra-Situation aufkommt, wie in Krautheim", wo es zu einem Rechtsstreit der Stadt mit der Jagsttalbahn AG gekommen ist (wir berichteten).
Auch der angeschlagene Haushalt der Gemeinde Schöntal klingt in der Diskussion an: "Wenn das Verfahren durch ist, können wir dann die Gleise zu Geld machen?", fragt Tobias Glattbach. "An diesem Punkt machen wir uns noch keine Gedanken darüber", sagt Scholz und verweist darauf, dass eine touristische Nutzung der bestehenden Trasse künftig möglich sei, "wo es Sinn hat".
Die Räte stimmen letztlich einhellig dafür, die Entwidmung der Grundstücke voranzutreiben.

Stimme.de