Internationale Metal-Szene-Größen mitten in Hohenlohe: Was ist das Geheimnis des Boarstream-Festivals?
Am 21. und 22. Juni sind unter anderem Kampfar, Der Weg einer Freiheit, Desaster und Anaal Nathrakh in Mulfingen-Buchenbach zu Gast.

Grollendes Schlagzeug wie mitten aus einem Unwetter, archaisches Kreischen, dazwischen verträumte Gitarrenmelodien und Texte über Naturmetaphorik oder Bräuche aus alter Zeit. Wenn Black-Metal-Bands wie Kampfar, Drudensang oder Der Weg einer Freiheit ihre Songs live darbieten, passt die Konzert-Umgebung schon allein aufgrund der stilistischen Ausrichtung besser auf ein kleines, familiäres Festival im ländlichen Raum als auf ein Riesen-Event mit Tausenden Festival-Touristen in bunten Blödel-Kostümen.
"Der Black Metal, bei uns Hauptteil des Programms, ist eine kraftvolle, aber gleichzeitig gefühlvolle und introvertierte Musikrichtung. Weil wir keine Lust mehr auf die Massen-Abfertigung auf den immer größer werdenden Festivals haben, gibt"s bei uns seit Jahren den festen, überschaubaren Rahmen. Eine Ausweitung wäre purer Stress", sagt Michael Rapp.
Boarstream Open Air: So kommt das Festival zu seinem Namen
Zusammen mit seinem Bruder Martin Rapp und Marcel Opitz sowie dem Trägerverein, den Hüttenfreunden Eberbach/Jagst, veranstaltet der 40-Jährige am Freitag und Samstag, 21. und 22. Juni, das Boarstream Open Air auf dem Sportplatz in Mulfingen-Buchenbach. 15 Bands zwischen Melancholie, Raserei und vertonter Skandinavien-Kälte sollen die Metal-Fans begeistern.
Seit 2009 steigt das Boarstream-Festival, meist im Zwei-Jahres-Rhythmus, auf dem Gelände am Herrenwiesenweg. Zuvor pilgerten die Fans nach Mulfingen-Eberbach - daher auch der Name des Festivals: Boar ist der englische Begriff für Eber, das englische Stream steht für ein fließendes Gewässer.
Anaal Nathrakh, Desaster, Der Weg einer Freiheit und Kampfar als Zugpferde des Boarstream-Festivals
Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Jahren, als das Boarstream-Festival für Ende Juli im Kalender stand, ist man in diesem Jahr vier Wochen früher dran. Michael Rapp: "Anfang August steigt in Eberbach das Gassenfest, bei dem die vielen Helfer des Hüttenvereins vier Wochen lang mit dem Aufbau beschäftigt sind. Um hier ein wenig Druck rauszunehmen, sind wir dieses Jahr terminlich in den Frühsommer gewechselt."

Konstant blieb allerdings die Zahl der verfügbaren Tickets. "Mit 666 Karten wollen wir unser Boarstream-Festival familiär halten", erklärt Marcel Opitz. Und das, obwohl mit Anaal Nathrakh, Desaster und Kampfar erneut international bekannte Szenegrößen am Start sind. Michael Rapp: "Man braucht immer Zugpferde. Bei der Band-Auswahl sind wir komplett unabhängig von Labels und fragen auch nur Gruppen an, auf die wir Lust haben. Desaster hatten wir vor zwei Jahren schon mal da. Die waren super - und deshalb haben wir sie für dieses Jahr wieder verpflichtet."
Boarstream-Festival: Viele freiwillige Helfer halten die Ticketpreise relativ günstig
Wie überall in der Veranstaltungsbranche hat auch das Boarstream-Festival in Mulfingen-Buchenbach mit allerlei Teuerungen zu kämpfen. "Die Kosten für mobile Toiletten und Bühnentechnik sind bis zu 50 Prozent gestiegen. Auch die Band-Gagen sind bekanntlich deutlich höher als noch vor ein paar Jahren", berichtet Michael Rapp.
Anders als einige Vereine, die Veranstaltungen aufgrund mangelnder Ehrenamts-Unterstützung absagen müssen, ist die freiwillige Bereitschaft beim Boarstream-Festival aber riesig. 80 Personen helfen mit - vom Aufbau über die Getränke-Ausgabe bis zum Band-Shuttleservice in die Unterkünfte. Der 35-jährige Martin Rapp erklärt: "Die Leute fragen schon Monate vor dem Festival nach den Schichten, in denen sie eingeteilt werden. Sie haben sogar derart Bock, dass wir, entgegen des Zwei-Jahres-Takts, nun das dritte Mal in Folge veranstalten."
Information: Mehr zum Festival gibt's im Internet auf www.boarstream.de. Bei Redaktionsschluss waren noch wenige Resttickets verfügbar.