In der ersten Schulwoche kämpfen Eltern mit langen Material-Listen und teuren Preisen
Die erste Schulwoche hat begonnen. Wie in jedem Jahr sind jetzt die Schreibwarenladen gefragt, denn die Material-Listen für die Schüler sind lang. Doch in diesem Jahr sind die Preise hoch und manch ein Lehrer besteht auf bestimmte Marken.

Montag, 13 Uhr, in der Buchhandlung Rau in Öhringen: Im Obergeschoss sind Reihen voll mit Heften, Ordnern und Blöcken aufgestellt, mehrere Verkäuferinnen stehen bereit, um dem Andrang zu Schulbeginn Herr zu werden. Doch noch ist es ruhig. Im Laufe der Woche wird hier der Andrang jedoch hoch sein, denn die Schüler benötigen viel Material im neuen Jahr. Und das in diesem Jahr zu einem teils höheren Preis als üblich.
Personal wird aufgestockt
Am Nachmittag drängen sich im Pfedelbacher Schreibwarenladen Hans Schlaf die Leute mit vollgeschriebenen Listen, suchenden Gesichtern und Kindern im Schlepptau. Wo sind die Hefte mit den zwei Rändern und wo steht, wie groß die Karos sind? Ganz schön kompliziert auch für routinierte Schulmaterialkäufer. Um zu helfen, wird das Personal deshalb in den ersten beiden Schulwochen aufgestockt. "Normal sind nur zwei da, heute sind es fünf", erzählt Sandra Harbich, die schon seit zwölf Jahren in der ersten Schulwoche aushilft.
"Heute ist der normale Schulwahnsinn, stoßweise ist ganz schön viel los", fasst sie zusammen und betrachtet die Schlange, die kurzzeitig fast bis zur Eingangstüre reicht. Die meisten nehmen es mit Humor. "Manche kommen jeden Tag diese Woche, weil sie immer wieder was brauchen", ergänzt sie. Meistens Muttis, aber, wirft der Kollege aus dem Hintergrund ein, auch immer mehr Väter. Inzwischen liege die Rollenverteilung nur noch bei 80 Prozent Frauen, vor einigen Jahren kauften fast ausschließlich Frauen den Schulbedarf.
Die Menschen sind sparsamer
Egal wer kauft, Inhaberin Irmgard Schlaf ist dieses Jahr aufgefallen: "Die Leute sind schon sparsamer geworden, streichen aus, was sie schon haben." Dinge werden wiederverwendet. Bisher hat sich die Preiststeigerung nicht bei allen Produkten gezeigt. "Was wir im Lager hatten, ist nicht teurer geworden."
Das bestätigt Utta Steffl, Lehrerin der benachbarten Grundschule. Sie besorgt immer das Material für ihre Klasse gesamt und kassiert im Anschluss das Geld von den Eltern. "Das ist einfacher, weil ich weiß, was ich will", erklärt sie den Service.
Viele bekommen die Listen schon vorher
Die ganze Woche über ist viel los in den Schulbedarf-Läden. Auch wenn es zwischenzeitlich anders als früher nicht mehr auf die erste Schulwoche begrenzt ist. Birgit Rau von der Buchhandlung Rau in Öhringen erklärt: "Viele bekommen ihre Listen für das neue Schuljahr bereits vor den Ferien". Nicht so der 14-jährige Linus. Er hat sie erst jetzt erhalten und wurde von seiner Mutter mit 25 Euro in die Öhringer Buchhandlung geschickt: "Sie meinte, das müsse reichen", sagt er. Hat es aber nicht. Am Ende muss der Teenager Geld drauflegen. Birgit Rau erklärt: "Es sind tatsächlich einige Artikel, vor allem Papier, teurer, aber nicht alles." Zudem habe sie viele alten Preise halten können.
Zwölf Dinge stehen auf der Liste von Linus jüngerem Namensvetter, der in die erste Klasse kommt und gerade mit seiner Großmutter in die Buchhandlung gekommen ist. "Das ist schon ordentlich, was die Eltern da bezahlen müssen", sagt Oma Katharina Ronzheimer. "Wir hatten zum Glück schon einiges zu Hause."
Lehrer fordern bestimmte Marken
Ein paar Straßen weiter steht gerade eine Mutter mit ihrer ältesten Tochter vor Tedi. Hier sind die Preise naturgemäß etwas günstiger als im Fachhandel. Gut für die Familie, denn fünf schulpflichtige Kinder brauchen Material. "Vieles geben wir den Kleinen weiter", erzählt die größere Tochter Selina, die beim Einkaufen dabei ist. "Aber Blöcke und Hefte und so braucht man halt neu."
Für ihre Mutter unverständlich: Einige der Lehrer fordern bestimmte Marken. "Dafür müssen wir dann in einen anderen Laden und es kostet natürlich mehr, das ist bei mehreren Kindern viel Geld", stöhnt sie. Dass es vorkommt, dass Lehrer bestimmte Marken wollen, bestätigt auch Birgit Rau. "Aber wir zeigen den Kunden dann immer günstige Alternativen, dafür gibt es ja die Beratung bei uns."
Währenddessen wühlt sich in Pfedelbach Julia Melchor mit Tochter Mia (11) durch die Hefte. "Die Liste geht heute", meint die Pfedelbacher Mutter entspannt. Irgendwann werde es zur Routine und "man weiß, was auf einen zukommt", meint sie grinsend. Melanie Tausch hat Sohn Felix (6) und den Sechstklässler Moritz dabei. Dem fällt beim Blick auf die Regale prompt noch etwas ein. "Zum Glück können wir viel übernehmen aus der 5. Klasse", meint Melanie Tausch. Wer allerdings viel kaufen muss, der bekommt an der Kasse schon mal einen Schreck. Für eine Drittklässlerausstattung kommen zum Teil über 50 Euro zusammen. Fürs Erste. "Bis morgen", verabschiedet sich eine Mutter wohlwissend.
Preise wesentlich höher als zuvor
Schon Mitte August hatte das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass die Preise für einige Schulmaterialien in diesem Jahr wesentlich höher sind: Um ganze 13,6 Prozent als im Jahr zuvor. Die Verbraucherpreise sind im selben Zeitraum um 7,5 Prozent gestiegen. Anhaltende Papierknappheit, gestiegene Energiekosten und allgemein angestiegene Kosten in der Produktion sind der Grund dafür.

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