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Hohenlohe
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Immer weniger Schweine und Rinder werden geschlachtet

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Die jüngste Landesbilanz gründet auch im Niedergang früherer Hochburgen wie Hohenlohe, wo die Zahl der Tiere stark gesunken ist.

Die Schweinehalter darben. Auch das führt zu weniger Schlachtungen.
Foto: dpa
Die Schweinehalter darben. Auch das führt zu weniger Schlachtungen. Foto: dpa  Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Der Trend hält an: In den Schlachthöfen in Baden-Württemberg sind in der ersten Jahreshälfte 6,3 Prozent weniger Säugetiere geschlachtet worden als im ersten Halbjahr 2021. 2,24 Millionen Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde wurden zu 233 500 Tonnen Fleisch verarbeitet, teilt das Statistische Landesamt mit. Die Schlachtmenge ging um 11,2 Prozent zurück. Im Gesamtjahr 2021 war die Fleischmenge auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gefallen.

Bilanz für Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg wurden den Statistikern zufolge deutlich weniger Rinder geschlachtet: rund 180.000. Das liegt um 17 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahrs 2021. Die produzierte Menge sank um 18,7 Prozent auf rund 61.000 Tonnen. Rund zwei Millionen geschlachtete Schweine brachten im ersten Halbjahr 170 800 Tonnen Schweinefleisch. Die Zahl der Schlachtungen nahm mit 5,1 Prozent weniger stark ab als die Menge (minus 8,2 Prozent). Der Grund ist, dass vermehrt leichtere Ferkel auf der Schlachtbank landeten.

Schweinehaltung in Hohenlohe stark rückläufig

Für den Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems ist diese Entwicklung nicht verwunderlich. Denn: "Was nicht gehalten wird, wird auch nicht geschlachtet", sagt Geschäftsführer Helmut Bleher. Vor allem im Schweinebereich. "Die Devise heißt: Wer raus kann, geht raus." In Hohenlohe sei der Rückgang bei den Muttersauen gravierend, seit Mitte der 90er Jahre sei deren Zahl um 70 Prozent geschrumpft. Noch extremer: In 25 Jahren seien 90 Prozent der sauenhaltenden Betriebe verschwunden. "Die Mastschweinehalter folgen zeitversetzt in ähnlicher Größe, aktuell beträgt der Rückgang etwa 20 Prozent, Tendenz steigend."

Das sind die Gründe

Der Hauptgrund seien die immer schärfenden gesetzlichen Bestimmungen bei der Tierhaltung. Ställe gemäß den Vorschriften umzurüsten, sei zu teuer. Mehr Platz und weniger Sauen: Das rentiere sich nicht. Und Ställe per se zu vergrößern, um mehr Raum zu schaffen, werde kaum mehr genehmigt. Die anhaltende Preiskrise gebe den Schweinhaltern den Rest. "Hohenlohe wird seine Ausnahmestellung als Schweineregion vollständig einbüßen. Über kurz oder lang wird es kaum mehr Schweinehalter geben, weil die neuen Herausforderungen nicht zu schultern sind", so Bleher. "In geringem Umfang kann über Spezialprogramme der eine oder andere zum Weitermachen bewegt sein. Das wird aber eine Ausnahme sein."

Auch im Rinderbereich nehmen die Produktionsmengen ab

Im Rinderbereich sehe es laut Bleher ein bisschen besser aus. "Allerdings werden wir froh sein können, wenn wir die Produktionsmengen an Milch und Rindfleisch bei uns halten können", glaubt Bleher. Auch hier gebe es einen Rückgang im Bestand, der zu geringeren Schlachtzahlen führe. "Dieser ist aber vor allem der stark gestiegenen Milchleistung der Kühe geschuldet. In den 90er Jahren des vorherigen Jahrhunderts lag die Milchleistung um die 5000 Kilogramm je Kuh, heute liegen wir bei 8000 Kilogramm im Schnitt. Entsprechend weniger Kühe werden benötigt."

Da Kälber nur dann geboren würden, wenn es Kühe gebe, sei auch die Zahl der Mastbullen gesunken. "Die Haltung von Kühen, die nicht für die Milcherzeugung genutzt wird, spielt eine sehr geringe Rolle und dehnt sich nicht aus", sagt Bleher über die Mutterkühe. Diese Haltungsform werde überwiegend in reinen Grünlandregionen betrieben - von Nebenerwerbslandwirten, die keine Zeit zum Melken hätten.

Das ist die Lage in Deutschland

Aktuellen Bilanzen des Thünen-Instituts zufolge, die einen Blick auf ganz Deutschland werfen, ist im Schweinebereich die Zahl der Schlachtungen seit 2015 rückläufig. Von 1997 bis 2011 waren sie stark gestiegen. Der Verbrauch ist zuletzt gesunken. Deutlich zugelegt haben die Exporte von Schweinefleisch ab 2000 bis heute. Die Importe stagnieren seit 2005 auf niedrigerem Niveau. Im Rinderbereich ist die Schlachtmenge seit 2000 gesunken - der Verbrauch allerdings gestiegen. Dies liegt daran, dass seitdem mehr Rindfleisch importiert wurde, während die Exporte abnahmen.

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