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Im Kochertal ensteht ein interkommunales Vorzeigeprojekt

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Forchtenberg, Niedernhall und Weißbach gehen den nächsten Schritt der Zusammenarbeit. Nach gemeinsamer Kämmerei, gemeinsamem Hauptamt und Bauamt folgt eine gemeinsame Kläranlage. Diesbezüglich haben sich die drei Kommunen gegen ein Projekt mit Künzelsau entschieden.

Die alte Kläranlage in Forchtenberg wird zur gemeinsamen Kläranlage des Abwasserzweckverbands Mittleres Kochertal erweitert.
Die alte Kläranlage in Forchtenberg wird zur gemeinsamen Kläranlage des Abwasserzweckverbands Mittleres Kochertal erweitert.  Foto: Draskovits, Katrin

Eine gemeinsame Kämmerei, ein gemeinsames Hauptamt und Bauamt teilen sich die Kochertalkommunen Niedernhall, Forchtenberg und Weißbach bereits. Nun gehen die drei einen weiteren Schritt zur interkommunalen Zusammenarbeit: Eine gemeinsame Kläranlage. Geschätzte Kosten: 50 Millionen Euro. Jüngst wurde der Förderantrag eingereicht, die Chancen zur Genehmigung stehen gut. Ursprünglich wollten die drei Kommunen ein gemeinsames Projekt mit Künzelsau und Ingelfingen starten, haben sich dann aber umentschieden.

34 Aktenordner übergeben die Bürgermeister der drei Kommunen ans Landratsamt. Darin befindet sich die Planung aus zwei Jahren. Die neue Gemeinschaftskläranlage soll acht alte Anlagen ersetzen. "Vor allem die kleineren Anlagen reinigen suboptimal, zudem wandert das Wasser in kleine Seitengewässer", so Rainer Züfle, Bürgermeister von Weißbach und Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Mittleres Kochertal (AZV), den die drei Kommunen für den Bau und Betrieb der neuen Kläranlage gründeten.

Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Kochertal: Großkläranlage als weiterer Schritt der Zusammenarbeit

Standort der Gemeinschaftsanlage wird Forchtenberg sein. Denn hier können einige bereits bestehende Gebäude umgenutzt werden. Zudem steht eine Wiese zwischen Kläranlage und Kocher zur Verfügung, die für den Neubau genutzt wird. Und: "Es liegt zentral im Gebiet", wie Züfle erklärt. Die neue Anlage wird das mehrfach gereinigte Wasser in den nahegelegenen Kocher leiten. Aus Hochwasserschutzgründen wird das Gelände 1,5 Meter höher gelegt. Der bisherige Radweg, der exakt auf der Wiese verläuft, auf der die Erweiterung der Kläranlage entstehen soll, wird verlegt. "Er läuft dann näher am Kocher entlang, wieder um die Kläranlage rum", erklärt Forchtenbergs Bürgermeister Michael Foss.

Die Großkläranlage als weiteren Schritt der Zusammenarbeit der Kommunen, die sich Anfang 2022 zum Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Kochertal (GVV) zusammengelegt haben, bewerten die Beteiligten als logischen und positiven Schritt. Züfle schwärmt von der "guten Zusammenarbeit" zwischen den drei Bürgermeistern, auch beim Kläranlagen-Thema. "Es hat nicht einmal zwei Jahre von der Entscheidung bis zur Genehmigungsreife gedauert", erklärt Züfle. Das sei bei dieser umfangreichen Planung nicht selbstverständlich. "Aber auch das Lesen im Anschluss ist eine Leistung. Ich bin froh, bloß Bürgermeister zu sein und kein Mitarbeiter im Landratsamt", sagt er augenzwinkernd in Richtung Landrat Matthias Neth. Denn dessen Amt ist nun am Zug. Rund 50 Millionen Euro wird das Projekt kosten, etwa 20 Millionen im ersten Bauabschnitt. "Das ist enorm viel Geld für die insgesamt etwa 11.500 Einwohner", so Züfle, "deshalb sind wir auf Förderung angewiesen."

34 Ordner an Unterlagen übergeben die Bürgermeister (v. r.) Achim Beck, Rainer Züfle und Michael Foss (l.) an Landrat Matthias Neth (2. v. l.).
34 Ordner an Unterlagen übergeben die Bürgermeister (v. r.) Achim Beck, Rainer Züfle und Michael Foss (l.) an Landrat Matthias Neth (2. v. l.).  Foto: Draskovits, Katrin

"Sie sehen hier, warum wir im Landratsamt so viele Mitarbeiter brauchen", sagt Landrat Neth lachend mit Blick auf die 34 Ordner. "Es ist eines der größten interkommunalen Bauprojekte im Hohenlohekreis." Er spricht seinen "Respekt" aus, auch, weil die drei Kommunen entschieden hatten, das Ganze kurzerhand selbst in die Hand zu nehmen. Denn das ursprüngliche Projekt mit Künzelsau wäre nochmals um einiges größer und aufwendiger und damit auch zeitintensiver geworden. Die GVV-Kommunen hielten jedoch ein gewisses Tempo für angebracht, da einige der Anlagen stark in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig sind.

Fördergelder für den ersten Bauabschnitt

"Wir sind überzeugt vom Projekt und ich bin optimistisch, dass es mit den Fördergeldern klappt", sagt Neth. "Wir haben schon positive Signale vom Regierungspräsidium und der Umweltbehörde." Auf 80 Prozent Förderung hoffen die Kommunen für den ersten Bauabschnitt. Geplant wurde dieser von der Firma SAG Ingenieure. Ein gutes Projekt, auch im Hinblick auf den Umweltschutz, erklärt der zuständige Ingenieur Steffen Baur. Denn zusätzlich zur besseren Reinigung des Abwassers werde das Dach mit Photovoltaik belegt, "damit können wir eine Eigenversorgung von etwa 60 bis 70 Prozent erreichen", so Baur.

Baubeginn könnte im Frühjahr 2025 sein. Wenn alles klappt, wird das Herzstück der Kläranlage 2027 in Betrieb gehen. Bis alle Stränge angeschlossen sind, wird es wohl 2029. Alle vier bisherigen Klärwärter werden in der neuen Anlage arbeiten, ihre Stellvertreter bleiben bei den Gemeinden angestellt, erklärt Züfle. Ob weitere Synergien genutzt werden können, wird derzeit in der Kommunalen Wärmeplanung geprüft - natürlich auch gemeinsam.

 
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