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Hubschrauber-Absturz: Augenzeugen sahen Explosion

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Hohenlohe - Mehr als eine Woche nach dem dramatischen Hubschrauber-Absturz bei Brachbach (Kreis Schwäbisch Hall) dauern die Ermittlungen der Polizei zur Unfallursache immer noch an. Bei dem Hubschrauber-Absturz am 10. Januar kam ein 42-jähriger Bretzfelder ums Leben.

Von unserer Redakteurin Yvonne Tscherwitschke

Mit Handy und Laptop vertrieben sich die Menschen im Stau die Zeit.
Foto: Renk
Mit Handy und Laptop vertrieben sich die Menschen im Stau die Zeit. Foto: Renk
Hohenlohe - Mehr als eine Woche nach dem dramatischen Hubschrauber-Absturz bei Brachbach (Kreis Schwäbisch Hall) dauern die Ermittlungen der Polizei zur Unfallursache immer noch an. Bei dem Hubschrauber-Absturz am 10. Januar kam ein 42-jähriger Bretzfelder ums Leben. Die Obduktion habe keine neuen Hinweise gebracht, erklärt Polizeisprecher Hermann Schüttler. Die Leiche des zweifachen Familienvaters wurde am Mittwoch von der Staatsanwaltschaft freigegeben.

Die Ermittlungen werden noch Wochen dauern, erklärt Schüttler. Die Autobahn war zum Zeitpunkt des Absturzes stark befahren. So gab es viele Augenzeugen. Knapp 40 Autofahrer aus dem ganzen Bundesgebiet, sagt Schüttler, hätten sich nach dem Absturz bei der Polizei gemeldet. Ihre Zeugenaussagen werden nun von den Dienststellen am Heimatort aufgenommen.

Augenzeugen

Unter den Augenzeugen ist auch ein Anwalt aus dem Allgäu, der im Internet den Unfallhergang aus seiner Sicht schilderte. Er war Richtung Crailsheim unterwegs. Er habe vor sich einen Strommasten gesehen, direkt dahinter die Nebelwand. Aus dem Dunst sei plötzlich ein Hubschrauber aufgetaucht und in die Leitung gekracht. Die Maschine habe sich in der Luft im Uhrzeigersinn gedreht. Dann seien auch die Rotoren in die Leitung geraten. Ein lauter Stromschlag sei zu hören gewesen, dann sei die Maschine explodiert, berichtet er. 150 Meter von der Leitung entfernt brannte der gelbe Hubschrauber völlig aus. Der Anwalt, sagt Schüttler, habe sich auch bei der Polizei gemeldet und seine Beobachtungen geschildert.



 

Nicht nur die Zeugenaussagen müssen protokolliert und ausgewertet werden. Auch die Ergebnisse der Bundesanstalt für Fluguntersuchungen liegen noch nicht vor. Beides zusammen ergibt "hoffentlich ein stimmiges Bild", sagt Schüttler. "Das wird aber noch dauern."

Ob der Pilot wegen der schlechten Sicht oder wegen eines technischen Defekts die Mindestflughöhe von 150 Metern unterschritt, ist noch nicht bekannt. Die Hochspannungsleitung verläuft in 45 Metern Höhe. Fakt ist: Der Pilot war auf dem Rückflug von Augsburg. Dort war der Hubschrauber zur Inspektion. Die Wetterverhältnisse waren schlecht. Die Autobahn bietet als heller Lichtstreifen Orientierung. Von der Absturzstelle hätte der Pilot entlang der A 6 noch zehn Minuten Flugzeit bis Bretzfeld gehabt.

Schaden höher

Zwischenzeitlich hat die Polizei die Schadenssumme auf eine halbe Million Euro erhöht. Der Schaden an dem völlig ausgebrannten Hubschrauber Robinson R 44 wird mit rund 200 000 Euro beziffert. An der vorerst nur provisorisch reparierten Leitung entstand ein Schaden von rund 300 000 Euro. Die Leitung wird bei besserer Witterung auf 1,5 Kilometern Länge komplett getauscht. Auch die Fahrbahnoberfläche muss noch repariert werden. Die starke Hitze hat die Fahrbahn geschädigt.

Nach der Bergung des Wracks hat die Autobahnmeisterei die Strecke in der Unfallnacht vorerst nur provisorisch hergerichtet und eine Geschwindigkeitsbeschränkung eingerichtet. "So konnte der Verkehr wieder schneller zum Fließen gebracht werden", begründet Schüttler. Die Vollsperrung wurde in den frühen Morgenstunden nach etwa zehn Stunden aufgehoben.

 
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Hintergrund: Was tun bei Vollsperrung?

Hohenlohe - Ratlos waren die Menschen, die zwischen der letzten Abfahrt vor der Unfallstelle und der Unfallstelle selbst standen. Sie hörten im Radio, dass die Sperrung die ganze Nacht dauern soll. Und wurden nervös. Schließlich war es kalt. Und wer hat schon eine Decke im Auto? Warmen Tee? Ist genug Sprit im Tank?

Bei Vollsperrungen hat die Polizei einen Maßnahmenkatalog an der Hand", sagt Polizeisprecher Hermann Schüttler. So werde bei Vollsperrungen von Hilfswerken Tee und Decken verteilt. "Im aktuellen Fall, weil es eben sehr kalt war, haben wir uns entschieden, die Autobahn zu räumen", erklärt Schüttler.

Extrem gesichert, habe die Polizei die im Stau stehenden Autos rückwärts von der Autobahn abfahren lassen. Mit erhöhter Vorsicht, betont Schüttler. So ein Manöver sei gefährlich. Über die Medien versuche man zudem, die Autofahrer ständig zu informieren.

Am Unfallabend war die Polizei mit 70 Beamten im Einsatz. Nicht allein an der Unfallstelle. Auch auf den Landesstraßen musste der Verkehr geregelt werden. Die Umleitungen waren schnell überlastet. "Wenn die Leute in den Kreisverkehr einfahren, obwohl nichts geht, machen sie alle vier Richtungen zu", erklärt Schüttler das Verkehrschaos. "Dann hängen alle fest." von

 

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