Warum Hohenloher beim Trinkwasser am meisten zahlen
Bei der Trinkwasserversorgung gibt es große Preisunterschiede zwischen den einzelnen Kommunen. Im Landesvergleich zeigt sich zudem: Im Hohenlohekreis ist das Wasser im Schnitt am teuersten. Doch wie entstehen diese Unterschiede?

In den vergangenen Jahren sind die Preise für Trinkwasser stetig gestiegen. Das geht aus den Erhebungen des Statistischen Landesamtes hervor. Bei einem genaueren Blick auf die Zahlen fällt auf: Nicht nur beim Vergleich mit der Vergangenheit, auch beim Vergleich zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen gibt es Preisunterschiede.
Und: Einer der teuersten Kreise ist Hohenlohe. 3,66 Euro pro Kubikmeter wurden hier im Jahr 2022 im Schnitt fällig – in der Stadt Heilbronn waren es im selben Jahr 2,46 Euro, im Landkreis Heilbronn 2,31 Euro. Doch wie entstehen diese großen Preisunterschiede?
Trinkwasser kommt aus verschiedenen Quellen
Wasser kommt in unserer Region aus zahlreichen Quellen. Einige wenige Kommunen in der Region versorgen sich komplett aus eigenen, andere Kommunen ohne oder mit nur wenig eigenen Quellen sind in Zweckverbänden organisiert, wie etwa der Bodensee-Wasserversorgung (BMV), die 149 Kommunen beliefert, darunter Heilbronn, Bad Wimpfen, Bad Friedrichshall oder Brackenheim. Der BMV beliefert zudem weitere 34 Wasserversorgungszweckverbände, wie etwa den Zweckverband Nordostwürttemberg (NOW). Dieser beliefert damit – ergänzt durch Eigenwasseraufkommen – wiederum die meisten Kommunen im Hohenlohekreis.
Dort sind die Preise im Schnitt höher als in anderen Landkreisen. So ist mit 4,33 Euro pro Kubikmeter Wasser die Gemeinde Weißbach aktuell Spitzenreiter in Hohenlohe, knapp dahinter die Nachbarkommune Forchtenberg mit 4,29 Euro, gefolgt von Öhringen mit 4,27 Euro und dem Bergstädtchen Waldenburg mit 4,17 Euro, am günstigsten kommen die Neuensteiner mit 2,65 Euro pro Kubikmeter Wasser weg.
Der Preis für Trinkwasser
Doch der Preis für Trinkwasser besteht nicht nur aus der Verbrauchsgebühr, sondern auch aus der Grundgebühr, die sich nach der Größe des Wasserzählers richtet. Auch hier sind die Unterschiede groß. Während Schöntal eine Grundgebühr für einen durchschnittlichen Wasserzähler von 104 Euro pro Jahr erhebt, hatte die Gemeinde Dörzbach bis Jahresbeginn nur eine Gebühr von 6,42 Euro, seit März bezahlen jedoch auch hier die Bürger mehr: 29,35 Euro.
So unterschiedlich wie in Hohenlohe sind die Preise auch im Landkreis Heilbronn. Bad Rappenau verlangt beispielsweise 103,66 Euro Grundgebühr, Bad Friedrichshall nur 7,96 Euro pro Jahr. Rechnet man beide Gebühren zusammen, ergibt sich ein verändertes Ranking: Für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 150 Kubikmeter Wasser pro Jahr werden in Weißbach mit zehn Euro Gebühr 659,80 Euro fällig, in Bad Rappenau mit 103,66 Euro Gebühr 406,66 Euro pro Jahr. In Schöntal mit 104 Euro Gebühr werden 699,50 Euro fällig – und in Neckarwestheim, da beide Posten günstig sind, sind es nur 166,95 Euro.
Zum Wassersparen hat das Landratsamt Heilbronn am Dienstag (10.10.23) die Einwohner von mehreren Kommunen aufgefordert, nachdem dort einen Rohrbruch an einer Hauptwasserleitung der Bodensee-Wasserversorgung gegeben hat.
Wasser ohne Gewinn
Die Zweckverbände, von denen das Wasser bezogen wird sind – arbeiten anders als privatrechtliche Wasserunternehmen – nicht gewinnorientiert. "Die Umlagen beim NOW sind für alle 74 Verbandsmitglieder gleich hoch", erklärt NOW-Sprecher Patrick Helber. Wie hoch die endgültigen Kosten sind, liegt also in den Händen der Kommunen. Auch diese haben keine Gewinnabsicht, müssen aber ihre Kosten decken. An welcher der Stellschrauben, also Gebühr oder Verbrauchskosten, sie dazu drehen, ist ihnen überlassen. "Hier können die Kommunen frei entscheiden, an welchem Posten sie was draufschlagen", erklärt Dörzbachs Kämmerin Silke Spirk. Heißt: Kommunen mit hoher Grundgebühr haben oftmals niedrigere Kosten für den Verbrauch.
Dass es zwischen den einzelnen Kommunen überhaupt Unterschiede gibt "hat viele Faktoren", erklärt Helber. Dazu zählen Unterhalt und Investitionen an der Infrastruktur, die Topografie des Geländes - etwa, wenn das Wasser über mehrere Höhenmeter transportiert werden muss - aber auch, ob eine eigene Aufbereitung des Wassers möglich und wie umfangreich diese ist. Aber auch, ob die Kommune große Abnehmer hat und somit Gelder einnimmt, ist ein Faktor. Dazu kommt die Siedlungsstruktur als weiterer Faktor. So muss in Schöntal das Wasser auf 82 Quadratkilometer Fläche an lediglich 5770 zahlende Einwohner verteilt werden. Heilbronn hat im Vergleich dazu eine Fläche von 100 Quadratkilometer – mit 126 000 Einwohnern. Das spiegelt sich, neben anderen Faktoren, auch im Preis wieder, der für eine vierköpfige Familie in Heilbronn 474,60 Euro beträgt, in Schöntal 699,50 Euro.
Eigene Quellen nicht zwingend günstiger
Aber auch Kommunen, die von eigenen Quellen leben, kommen nicht zwingend günstiger weg. So ist etwa die Kommune Roigheim mit 5,03 Euro pro Kubikmeter Wasser einer der teuersten Kommunen bei diesem Posten. Die Sanierung der Wasserversorgung kostete die 1500-Einwohner-Kommune alleine zwischen 2004 und 2010 rund 1,6 Millionen Euro. Somit stehen großen Investitionen wenig zahlenden Kunden gegenüber Kosten für einen Vierköpfigen Haushalt sind deshalb entsprechend teurer mit 768,24 Euro.
Doch trotz der Preisunterschiede, findet Helber, dass "Trinkwasser in Deutschland immer noch ein vergleichsweises günstiges Gut ist". Ein Preis von 3,66 pro Kubikmeter bedeutet 0,366 Cent pro Liter. "Ein Liter Trinkwasser beim Discounter kostet das 50-fache", so der NOW-Sprecher.


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