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Hohenloher Kreistag stellt Weichen für neues Landratsamt

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Bürger und Beschäftigte sollen vom Kreishaus in Künzelsau gleichermaßen profitieren. Wie viel es am Ende kostet, ist noch unklar.

Das Büro Kubus 360 aus Stuttgart gewann den Architekturwettbewerb mit diesem Modell. Der Kreistag stimmte am Montag für den Planungsauftrag.
Fotos: Rößler/privat
Das Büro Kubus 360 aus Stuttgart gewann den Architekturwettbewerb mit diesem Modell. Der Kreistag stimmte am Montag für den Planungsauftrag. Fotos: Rößler/privat  Foto: privat

Ein neues Landratsamt rangiert "in der politischen Priorisierung weit hinter unseren Schulen oder dem Krankenhaus". Deshalb hat es nach den Worten von Landrat Matthias Neth "über zehn Jahre gedauert, bis wir dort stehen, wo wir heute sind": die Planung des künftigen Kreishauses, wie das Projekt seit einiger Zeit offiziell heißt, nun endgültig auf den Weg zu bringen. Und damit seine Funktionalität und Gestalt in ihren elementaren Grundzügen zu bestimmen.

Obwohl schon 2011 klar gewesen sei: So kann es mit dem stark sanierungsbedürftigen Landratsamt und den unzähligen Außenstellen nicht weitergehen. Da war Neth noch gar nicht im Amt. "Heute werden wir zum ersten Mal richtig konkret", lässt der seit 2013 amtierende Landrat die lange und nervenaufreibende Vorlaufzeit noch einmal Revue passieren, bevor der Kreistag am Montag in Öhringen die Verwaltung schließlich ermächtigt, diesen Planungsauftrag an den ersten Preisträger des vorgelagerten Architekturwettbewerbs zu vergeben.

Der Landrat ist "verliebt" in das Konzept

"Ich kann sagen, dass ich mich immer mehr in das Konzept von Kubus 360 verliebe", meint Neth. So heißt das Stuttgarter Büro, dem die Verwaltungsspitze und die große Mehrheit des Kreistags dieses Vorhaben anvertrauen. Nur CDU-Kreisrat Rolf Weibler votiert dagegen, während sich die drei AfD-Kreisräte geschlossen enthalten. Einstimmig gut heißt das Gremium die gemeinsame Absichtserklärung der Stadt Künzelsau und des Hohenlohekreises zur Neugestaltung des Stadteingangs und zum Neubau des Kreishauses - zwei Vorhaben, die sich in vielerlei Hinsicht bedingen.

Größtes Hochbauprojekt in der Geschichte des Kreises

Die neue Richard-von-Weizsäcker-Schule oder die Sanierung und Erweiterung der Gewerblichen Schule in Öhringen - beide Vorhaben sind bereits abgeschlossen - mögen aus politischer Sicht dringlicher gewesen sein, genauso wie der Beschluss, das Krankenhaus in Öhringen neu zu bauen und die Klinik in Künzelsau zu schließen. Trotzdem ist und bleibt der Neubau des Landratsamts das größte Hochbauprojekt in der bald 50-jährigen Geschichte des Hohenlohekreises. Und damit auch das teuerste.

"Kosten-Nutzen-Verhältnis" so günstig wie möglich

Wie viel es am Ende kosten wird, darüber will sich am Montag keiner den Mund verbrennen. Kämmerer Michael Schellmann verspricht lediglich, das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" so günstig wie möglich zu gestalten. Und Neth sekundiert: "Wir werden wirtschaftlich arbeiten. Ich kann momentan aber keine Aussage machen, wo wir nachher landen werden, das wäre unseriös." Klar ist: Auch der Kreis wird die allgemeine Kostensteigerung im Bausektor wohl zu spüren bekommen.

Auf dem Parkplatz beim Kaufland entsteht der erste Bauabschnitt. Der Baubeschluss soll im Sommer 2023 fallen, der Baustart wird für Frühjahr 2024 angepeilt.
Auf dem Parkplatz beim Kaufland entsteht der erste Bauabschnitt. Der Baubeschluss soll im Sommer 2023 fallen, der Baustart wird für Frühjahr 2024 angepeilt.  Foto: Rößler

Referenzprojekte zeigen: Es wird wohl teurer als gedacht

Nur einmal nennt Neth konkrete Zahlen, bezogen auf aktuelle "Referenzprojekte" wie im Kreis Tuttlingen. "Die Kosten pro Arbeitsplatz liegen bei einem neuen Landratsamt derzeit bei 125.000 Euro. 2018 waren es noch 100.000 Euro." Und genau darauf bezogen sich die letzten Kostenschätzungen seitens des Kreises, die sich jetzt aber weder in der Beschlussvorlage noch im mündlichen Vortrag wiederfinden, sondern zuletzt im Sommer 2021 offen genannt wurden: 60 Millionen Euro für eine neue Kreisverwaltung für nach damaligem Stand 600 Mitarbeiter.

Oder 75 Millionen Euro, wenn der B-Bau (ehemaliges Hobag-Gebäude) ebenfalls abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt wird. Nun stehen nach Neths kurzem Zahlenvergleich schon in der Basisvariante 75 Millionen Euro im Raum, ohne offiziell bestätigt zu werden. Aber das Praktische an dem vom Kreistag im vergangenen Jahr gefassten Grundsatzbeschluss ist ja, das neue Kreishaus "abschnittsweise zu bauen", wie der Landrat am Montag nochmals bekräftigt.

Kreis setzt auf größtmögliche Flexibilität

Das heißt: Der Kreis setzt auf größtmögliche Flexibilität. Und er baut auf das nächste Jahrzehnt gesehen im Zweifel nur so viel, wie er es zu leisten imstande ist. Insgesamt zwei Bauabschnitte wird es vorerst geben, und schon der neue Verwaltungstrakt in der ersten Phase soll all das vereinen, was Neth am wichtigsten ist: "Alle Ämter hineinzubringen, mit denen die Bevölkerung im normalen Leben zu tun hat." Oder mit anderen Worten: "Wir denken das neue Landratsamt vom Bürger her." Einerseits. "Und von den Mitarbeitern her." Andererseits. In diesem Sinne sei das Konzept des Büros 360 ideal - mit "perfekten Laufwegen" für die Öffentlichkeit und die Beschäftigten gleichermaßen.


Das ist der weitere Fahrplan

Wie geht es nach dem Beschluss des Kreistags von diesem Montag weiter? Klar ist: Zunächst geht es nur um den ersten Bauabschnitt. Und damit um einen ersten neuen Verwaltungstrakt, der auf dem Schotterparkplatz vor dem Kaufland entsteht. "Das Planungsteam nimmt jetzt sehr zügig seine Arbeit auf", sagt Kreiskämmerer Michael Schellmann. Weitere Planungs- und Beratungsleistungen würden noch vergeben, so dass es "Ende Oktober oder Anfang November" losgehen könne.

Bis Sommer 2023 soll der erste Bauabschnitt genehmigungsreif sein, so dass der Kreistag die "Entwurfsplanung" beschließen könne. Den eigentlichen Baustart peilt die Kreisverwaltung erst für Frühjahr 2024 an. Zur Bauzeit gibt es noch keine Infos. Klar ist nur: Wenn das erste Bauteil steht, wird der Kreistag "auf Grundlage der wirtschaftlichen Gesamtsituation" über den zweiten Bauabschnitt entscheiden, der die Flächen des bestehenden Hauptgebäudes A sowie des C-Baus betrifft.

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