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Hohenlohe: Ein Name, der nicht nur die Landschaft prägt

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Höhen und Tiefen zeichnen die Geschichte des Hauses Hohenlohe vom Mittelalter an. Und doch schafften es die Hohenloher, mit einem kleinen und zersplitterten Fürstentum recht großen Einfluss zu gewinnen. Kreisarchivar Dr. Thomas Kreutzer weiß, wer am Ende trotzdem das letzte Wort behielt.

Von Regina Koppenhöfer
Winterlicher Blick auf Waldenburg mit dem fürstlichen Schloss: Die Geschichte von Haus und Herrschaft Hohenlohe, deren Namen der Landstrich trägt, stand im Mittelpunkt eines Vortrags.
Foto: Archiv/Janßen
Winterlicher Blick auf Waldenburg mit dem fürstlichen Schloss: Die Geschichte von Haus und Herrschaft Hohenlohe, deren Namen der Landstrich trägt, stand im Mittelpunkt eines Vortrags. Foto: Archiv/Janßen  Foto: Janßen

Sehr gut besucht war der Blaue Saal des Rathauses dieser Tage bei einem Vortrag: Knapp 100 Interessierte hatten sich eingefunden, um von Dr. Thomas Kreutzer etwas über die "Geschichte von Haus und Herrschaft Hohenlohe vom Mittelalter bis Napoleon" zu erfahren. Für den Vortrag, der vom Leiter des Hohenlohe-Zentralarchivs Ulrich Schludi moderiert wurde, gab es am Schluss kräftigen Beifall und sehr viele interessierte Nachfragen.

Mit Konrad von Weikersheim fing alles an

Grundlegende Entwicklungen des Hauses Hohenlohe stellte Thomas Kreutzer dar. Nach einem Blick zurück aufs frühe und hohe Mittelalter berichtete der Kreisarchivar, dass wohl der im Jahr 1153 erstmals erwähnte Konrad von Weikersheim "der erste namentlich bekannte Urahn des Hauses Hohenlohe" war.

Die Ursprünge des Hauses Hohenlohe liegen im Taubergrund. Der Name Hohenlohe kommt von der Burg Hohlach bei Uffenheim: Konrads Sohn Adelbert hatte als erster den Zunamen "de Hohenloch", nach dem Namen seiner Burg dort, geführt.

Höhen und Tiefen des Hauses Hohenlohe

Von Höhen und Tiefen im Hause Hohenlohe wusste Kreutzer zu berichten. Im frühen 13. Jahrhundert seien die Hohenlohe "eher durchschnittliche Freiherren" mit einem begrenzten Handlungsspielraum gewesen. Durchaus bedeutsame Figuren der Familiengeschichte waren indes Gottfried und Konrad von Hohenlohe: Die Brüder dienten sich wohl sehr erfolgreich dem Stauferkaiser Friedrich II. an.

Ein "rasanter Aufstieg" der Hohenloher folgte damit. Als bedeutsames Ereignis in der Geschichte der Hohenloher darf auch die Tatsache, dass die Stiftsvogtei in Öhringen an Gottfried von Hohenlohe vergeben wurde, betrachtet werden. Umfangreicher Besitz war seinerzeit damit verbunden. Diesen wussten die Hohenloher zu vergrößern.

Kreisarchivar Thomas Kreutzer (re.) im Gespräch mit Ulrich Schludi vom Hohenlohe-Zentralarchiv und Eva Rubitschek von der VHS Öhringen.
Foto: Regina Koppenhöfer
Kreisarchivar Thomas Kreutzer (re.) im Gespräch mit Ulrich Schludi vom Hohenlohe-Zentralarchiv und Eva Rubitschek von der VHS Öhringen. Foto: Regina Koppenhöfer  Foto: Koppenhöfer, Regina

Neuensteiner und Waldenburger Linie

Kreutzer berichtete in seinen detaillierten Ausführungen aber auch von wirtschaftlichen Krisen, Auswirkungen der Pest und von Erbteilungen, mit denen Besitzverlust einherging. Und er wies auf die Erbeinigung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hin, die den "Zusammenhalt von Haus und Herrschaft Hohenlohe für die Zukunft" absicherte.

Über Bauernkrieg und Reformation in Hohenlohe sprach der Historiker, ebenso wie er von der Teilung der Hohenloher im Jahr 1555 in eine Neuensteiner und eine Waldenburger Hauptlinie berichtete. Mit Krieg und Krisen hatten die Grafen von Hohenlohe zu ringen - besonders prägend sei dabei der 30-jährige Krieg gewesen. Der Krieg hatte wirtschaftliche und demografische Folgen, hinzu kam im 17. Jahrhundert innerfamiliärer Zwist.

Erhebung in Reichsfürstenstand

Mitte des 18. Jahrhunderts erfuhren die Hohenloher dann die Erhebung in den Reichsfürstenstand: im Jahr 1757 zunächst die Waldenburger Teilgrafschaft, sieben Jahre später auch die Neuensteiner. Aus dem Aufstieg zu Reichsfürsten ließ sich für die Hohenloher jedoch kein politisches Kapital schlagen, wusste der Referent in seinem gut einstündigen Vortrag zu berichten. Die Rangerhöhung sei eher ideeller Art gewesen. Dies zeigte sich auch daran, dass die Hohenloher im Reichstag auch nach der Rangerhöhung auf der Grafenbank Platz nehmen mussten.

Und dennoch, so Kreutzer, hatten die Hohenloher mit ihrem "kleinen und zersplitterten Fürstentum" am Ende des Alten Reichs einen recht großen Einfluss. Dieser wirkte vor allem über die familiäre und personelle Schiene, etwa durch Heiratsbeziehungen oder durch hohe Ämter auf allen Ebenen des Reichsdienstes.

Napoleon besiegelt das Ende

"Das letzte Wort" aber, so verriet Thomas Kreutzer, hatte Napoleon: "Mit einem Federstrich besiegelte er das Ende der Hohenloher Fürstentümer". Sie gingen an die Königreiche Württemberg und Bayern über. Die staatliche Eigenständigkeit Hohenlohes war damit verloren.

Der Name jedoch, der blieb an der Landschaft haften und "im Bewusstsein der Bewohner verankert", und er erfuhr ab dem späten 19. Jahrhundert eine Renaissance: Geografische Bezeichnungen, Mundartliteratur, der Tourismus und nicht zuletzt die Gründung des Hohenlohekreises spiegeln dies heute noch wider.

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