Hoch oben erklingt sein Ruf
Vogel des Jahres 2007 - Rund 100 Brutpaare im Landkreis

Oft hört man ihn, bevor man ihn sieht. Hoch oben in der Luft erklingt sein Ruf, und daher trägt der Turmfalke den wissenschaftlichen Namen Falco tinnunculus - kleiner Schreier oder Klingler. 2007 haben der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) den kleinen Greifvogel zum „Vogel des Jahres 2007“ gewählt. Auch im Hohenlohekreis ist der Turmfalke heimisch.
Bestand Karl-Heinz Graef von der Nabu-Gruppe Öhringen untersucht hier bereits seit 1984 den Brutbestand des Turmfalken. Seit 1991 beringt er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Ornithologie „Vogelwarte Radolfzell“ jährlich die Jungvögel von zur Zeit etwa 100 Brutpaaren. Die Zahl der kontrollierten Brutpaare stieg im Kreis von anfangs etwa 20 in den letzten fünf Jahren konstant. Dass der Bestand zugenommen hat, ist laut Graef nicht allein darauf zurückzuführen, dass den Turmfalken vermehrt Nistkästen angeboten sowie Brutplätze verbessert und kontrolliert werden. Bürger, die Brutvorkommen melden oder ihm den Einbau von Nistkästen in Kirchen und Scheunen erlauben, haben, so Graef, „ganz entscheidend dazu beigetragen, dass man im Hohenlohekreis ganz gut über den Turmfalken Bescheid weiß“. Gern nutze der kleine Falke auch Schleiereulen-Nistkästen, von denen etwa 240 im ganzen Hohenlohekreis verteilt hängen. Mit den etwa 60 Turmfalkenkästen stehen dem kleinen Greifvogel so Jahr für Jahr etwa 300 zusätzliche Brutmöglichkeiten zur Verfügung.
Wiedergefunden Seit Beginn seiner Untersuchungen hat Graef über 900 Bruten und über 3300 Jungvögel nachgewiesen. 2348 Jungvögel und 23 Altvögel hat er beringt. „Sie haben zusammen 120 Wiederfunde erbracht“, freut er sich. Drei „seiner“ Falken flogen gar bis nach Nordafrika. So wurden zwei Hohenloher Falken aus Algerien und einer aus Marokko zurückgemeldet.
Afrika Im Laufe der Jahre hatte Graef viele schöne und einige außergewöhnliche Beobachtungen. In einem Nistkasten im Öhringer Industriegebiet zog ein Paar eine Brut mit acht Jungvögeln auf. Der Greifvogelexperte: „Das ist bisher einmalig. Zwei Gelege enthielten je neun Eier, was wirklich sehr, sehr selten vorkommt.“ In einem anderen Gelege wurde ein „Zwergenei“, ein viel zu klein geratenes Turmfalkenei gefunden. An der Kirche in Waldbach gab es in zwei Jahren Brutgemeinschaften von je drei Paaren.
Bis vor einiger Zeit waren Turmfalken auch an der Stiftskirche in Öhringen anzutreffen. Nachdem sie aber auf dem Blasturm keinen Brutplatz mehr hatten, zogen sie sich zurück. Nun hofft Graef, dass er die Möglichkeit erhält, dem kleinen Falken auf dem benachbarten Glockenturm wieder eine Nistmöglichkeit anbieten zu können. hk
Karl-Heinz Graef ist für jeden Hinweis auf neue Brutvorkommen des Turmfalken im Hohenlohekreis dankbar. Karl-Heinz Graef, Verdistraße 51, 74078 Heilbronn-Biberach P 07066 / 915897, mobil: 0172 / 6264219, E-Mail: KhGraef@aol.com
STICHWORT
Turmfalke
Nach dem Mäusebussard ist der Turmfalke der zweithäufigste Greifvogel in Deutschland. Der gegenwärtige Brutbestand wird auf 42000 bis 57000 Paare geschätzt, aber in manchen Gebieten werden durch den Verlust von geeigneten Brutmöglichkeiten und die Intensivierung der Landwirtschaft schon seit einigen Jahren alarmierende Bestandsrückgänge registriert. Große Verluste gibt es auch durch Kollision mit Fahrzeugen.
Beuteverhalten
Der Turmfalke wird gelegentlich auch als Rüttelfalke bezeichnet, was auf seine Flugtechnik bei der Beutejagd hinweist. Mit schnellen Flügelschlägen und breit gefächertem Schwanz „steht” der kleine Greifvogel, der nicht größer als eine Taube ist, in der Luft und hält nach Beute Ausschau. Dabei werden hauptsächlich Mäuse, größere Insekten wie Käfer, aber gelegentlich auch Eidechsen und unaufmerksame Kleinvögel erbeutet.
Aussehen und Brut
Männchen haben einen hellblaugrauen Kopf, der Rücken ist rotbraun mit schwarzen Flecken, und der hellblaugraue Schwanz ist auffallend lang und hat eine breite schwarze Endbinde. Die Vorderseite ist beigebraun mit kleinen schwarzen Tropfenflecken. Bei Weibchen und Jungvögeln sind auch der Kopf und der Schwanz rotbraun. Im April legt das Weibchen vier bis sechs Eier. Nach 29 Tagen ausgebrütet, beträgt die Nestlingszeit der Jungen rund 32 Tage. Turmfalken bauen keine Nester, sie nutzen Gebäudenischen und oft auch die alten Nester von Krähen und Elstern für ihre Brut. red
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