Herbstpferdemarkt in Dörzbach: Besucher trotzen dem Regen
Die Dörzbacher lassen sich vom schlechten Wetter nicht beirren. Sie feierten am Samstag trotzdem „ihren“ Pferdemarkt. Auch Besucher aus dem Umland ließen sich den Festumzug durch die Gemeinde nicht entgehen – und die obligatorische Pferdemarkt-Wurst schon gar nicht.
Herbert Landes hat viel zu tun. Trotz des vielen Regens. Seit 25 Jahren steht er beim Pferdemarkt an der Hauptstraße und verkauft seine Bratwürste. „Die machen wir immer selber“, sagt der 59-Jährige aus Stachenhausen, dessen Kinder in Dörzbach wohnen. „Das Fleisch stammt von Schweinen aus dem Hohenlohekreis, sie werden morgens frisch geschlachtet.“ Der Erlös kommt dem Kindergarten und der Grund- und Hauptschule zugute.
Gute Stimmung
Vor seinem Grillplatz zogen ab 13.30 Uhr Musikgruppen, Schlepper und natürlich Pferde vorbei. Der ungemütliche Landregen tat der guten Stimmung beim Festumzug keinen Abbruch. Hunderte säumten die Hauptstraße und sahen auch eine Postkutsche und Landsknechte.
Erste Anlaufstelle war danach der Krämermarkt: Essen, trinken, Spaß haben. Hier eine Socke, da einen Honig kaufen. Leute treffen, ein Schwätzchen halten, in geselliger Runde anstoßen. Manjana Fischer (38), Adriana Smykalla (30), Mira Schreckenberg (22) und Rebecca Hoffmann tun genau das: mit Schneemann-Punsch. Für die vier Dörzbacherinnen ist der Pferdemarkt ein Pflichttermin. „Schon immer, seit wir klein sind“, sagt Rebecca Hoffmann. Nachher ruhen sie sich erst mal aus, dann geht es abends weiter: Party im Jugendhaus. „Das ist schon immer so gewesen.“
Friedrich Stephan (75) kommt nicht aus Dörzbach, sondern aus Schrozberg, ist aber trotzdem Stammgast. „Man kennt so viele Leute hier, früher haben wir viel zusammen gesungen.“ Stephan war 45 Jahre im Liederkranz Riedbach aktiv, davon zwölf Jahre im Vorstand. „Dadurch kennt man die Gegend hier.“ Was gefällt ihm hier? „Das Ambiente, das Persönliche, es ist halt sehr schön.“ Am meisten schätzt er, „dass man erkannt wird“. So viele Menschen trifft. So viel erzählen kann. Ein wichtiger Grund ist aber auch der Flammkuchen von Michael Scholz (57) aus Meßbach. Friedrich Stephan kennt keinen besseren.
Leidenschaft
Bürgermeister Willi Schmitt hatte seine Pferde Chicca und Bella Donna ebenfalls bewerten lassen. „Da sind richtige Könner im Ring, die sagen dir unverblümt und offen, wo die Pferde Stärken und Schwächen haben.“ Diesmal war Schmitt verblüfft, „dass die Richter meine zweijährige Bella Donna noch stärker einschätzen als die vierjährige Chicca“. Der Bürgermeister und Pferde: Das ist eine Leidenschaft fürs Leben. „Mein Großvater war Schmied, mein Vater war Schmied, und ich habe Schmied gelernt: Da hat man das im Blut.“ Sein Vater gründete den Reiterverein Assamstadt. „Wenn ich kein Pferdemarkt habe, werde ich krank.“
Harald Lehr (41) wohnt in Steinbach am Wald in der Nähe von Stimpfach. Er ist zum zweiten Mal in Dörzbach: mit seiner Württembergischen Warmblutstute Colina. Gerade hat er sie im Ring vorgeführt: „Die Richter sagten, sie darf noch ein bisschen fleischiger sein, aber die Bewegungen sind gut.“ Colina wird mal in den Springsport gehen.
Heimelige Atmosphäre
Achim Söllner (82) aus Oberkessach schätzt die heimelige Atmosphäre des Pferdemarkts. „Das ist eine schöne Veranstaltung, da muss man nicht aufs Oktoberfest, wo die Maß Bier 9,85 Euro kostet.“ Er ist auf dem Weg in den bewirteten Bauhof. „Ein Bierchen trinken, etwas essen und nachher den Umzug anschauen“, so lautet sein Programm. „Mal sehen, wie dann die Stimmung ist.“ Der Abschluss des Pferdemarkttages ist immer der gleiche: Dann kehrt er bei Weinbergers in Winzenhofen ein - und anschließend zufrieden nach Hause zurück.