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Hängepartie für Kocherfreibad geht weiter

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Obwohl das Gesundheitsamt für 2016 gute Messwerte veröffentlicht hat, gibt es für das Kocherfreibad in Künzelsau nach wie vor keine Bade-Erlaubnis. Denn die hängt vom Prüfergebnis einer EU-Behörde ab.

Von Thomas Zimmermann
Friedrich Sterr (v. r.) und Klaus Ottenbacher organisierten im Juli die Proteste gegen die Schließung des Kocherfreibades. Foto: Thomas Zimmermann
Friedrich Sterr (v. r.) und Klaus Ottenbacher organisierten im Juli die Proteste gegen die Schließung des Kocherfreibades. Foto: Thomas Zimmermann

Wer von Gesetzen und Richtlinien abhängig ist, die in Brüssel gemacht und in Stuttgart umgesetzt werden, braucht gute Nerven. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Badegewässerverordnung in Baden-Württemberg, die eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates vom Februar 2006 umsetzt.

Sie schreibt vor, dass die Mitgliedsstaaten dafür zu sorgen haben, dass zum Ende der Badesaison die Qualität aller Badegewässer zumindest ausreichend ist. "Werden die Anforderungen an die Qualität nicht erfüllt, kann Brüssel ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten", heißt es in der Verordnung wörtlich. So weit, so gut.

Schlechte Probe führte zu Badeverbot

Tatsächlich gab es im Kocherfreibad im Jahr 2015 eine schlechte Probe. Daraufhin stufte die EU-Kommission die Kocherbadebucht Künzelsau Anfang 2016 als mangelhaft ein. "Deshalb musste die Stadt als zuständige Ortspolizeibehörde geltendes Recht umsetzen und ein Badeverbot für die Saison 2016 aussprechen", klärt ein Sprecher aus dem Stuttgarter Sozialministerium auf. "Eine Vertragsverletzung könnte seitens der EU hohe sechsstellige Strafzahlungen pro Tag nach sich ziehen", betont die Pressesprecherin des Hohenlohekreises Silke Giebler.

Erst nachdem viele Künzelsauer auf die Barrikaden gingen und mit Montagsdemonstrationen und anschließendem Protestschwimmen Druck machten, stimmte das Land einer vorläufigen Lösung zu. Sie ermöglichte es, das Bad wieder zu öffnen. Gleichzeitig riet die Stadt aber vom Baden ab.

Aktuelle Einstufung steht noch aus

Doch wie geht es nun weiter? Während die Stadt das Kocherfreibad im kommenden Mai vom Schlamm befreien will − eine Genehmigung vom Landratsamt steht noch aus − prüft die zuständige EU-Behörde derzeit die vom Gesundheitsamt im Jahr 2016 regelmäßig aus dem Kocher entnommenen Wasserproben. "Eine abschließende Einstufung des Badegewässers für 2016 liegt uns derzeit noch nicht vor. Über eine Freigabe des Badebetriebs kann daher noch keine Aussage getroffen werden", sagt der Sprecher des Sozialministeriums.

Für Friedrich Sterr ist das unverständlich. "Es gibt für 2016 nur gute Werte, die sind alle auf der Homepage des Gesundheitsamts nachzulesen, was will man da prüfen", so der Sprecher der Bürgerinitiative gegenüber der HZ.

Bürgerinitiative: Stadt redet nicht mit uns

Tatsächlich waren von den zwölf Messungen, die im Jahr 2016 vorgenommen wurden, neun ausgezeichnet und eine gut. Zwei Messungen wurden als ausreichend eingestuft. Eine mangelhafte Probe − das Kriterium für ein Badeverbot − war nicht darunter. "Ich verstehe nicht, warum die Stadt nicht mit uns redet. Stattdessen spricht man über teure Maßnahmen für die Kocherbadebucht, obwohl Künzelsau kein Geld und viele andere Baustellen hat", kritisiert Friedrich Sterr.

Und die Stadt? Im Rathaus gibt man sich inzwischen zugeknöpft. "Bevor nicht die neue Badegewässerkarte des Landes und die Einstufung gemäß der EU-Richtlinie vorliegen, wird die Stadtverwaltung Künzelsau keine weiteren Stellungnahmen zur Kocherbadebucht geben. Davon hängt der Badebetrieb 2017 ab", so Pressesprecherin Elke Sturm gegenüber der HZ.

Für Friedrich Sterr ist diese Reaktion enttäuschend. "Als wir unsere Proteste gestartet hatten, hieß es von Seiten der Stadt, wir sollten zusammenarbeiten und im Gespräch bleiben. Das ist nie geschehen und das ist jetzt auch wieder so eine Nebelkerze", ärgert sich der Sprecher der Bürgerinitiative zum Erhalt des Kocherfreibads. "Für uns ist der Fall klar", so Sterr. "Die Werte sind gut, im Sommer wird auf jeden Fall wieder geschwommen."

 

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