Gynäkologen schließen Versorgungslücke im Hohenlohekreis
Drei Partner finden eine praktikable Lösung für Künzelsau und Öhringen. Die BBT-Gruppe stärkt ihr Medizinisches Versorgungszentrum am Hohenloher Krankenhaus. Was steckt dahinter?

Die Hohenloher Krankenhaus GmbH (HK) hat ihr Versprechen gebrochen, in Künzelsau nach der Klinik-Schließung im November 2019 ein umfassendes ambulantes Gesundheitszentrum zu etablieren. Das einstige Krankenhausareal wurde abgestoßen, die Stadt Künzelsau hat es gekauft und plant dort jetzt einen eigenen Gesundheitscampus. Dazu hat die Verwaltung Anfang Juni eine Umfrage zur künftigen Nutzung gestartet, an der Bürger und Experten teilnehmen sollen. Am nächsten Samstag wird es dazu laut Bürgermeister Stefan Neumann einen nicht-öffentlichen Workshop geben.
So ändern sich die Besitzverhältnisse
Die BBT-Gruppe als Mehrheitseignerin der Klinik-Gesellschaft verkleinert vorerst ihr Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Ärztehaus MediKün. Nach dem Verkauf des einstigen Klinikareals ist die Stadt Künzelsau nun Eigentümerin sämtlicher Gebäude, die Räume des MediKüns waren vorher im Besitz der HK GmbH. Die Ärzte im Medi-Kün sind und bleiben alle niedergelassen und damit selbstständig, sie hatten vorher Miete an die Klinik-Gesellschaft gezahlt und tun dies nun an die Stadt Künzelsau.
Das MVZ der Klinik-GmbH
Im Januar 2021 gründete die HK GmbH ein eigenes MVZ im Medi-Kün, doch es kam nie richtig in Gang. In einem MVZ sind Ärzte angestellt, die Sitze gehören dem Eigentümer: in diesem Fall der Krankenhaus-Gesellschaft. Bisher bestand ihr MVZ nur aus zwei Arzt-Sitzen, wobei der Gynäkologe Dr. Thomas Tischler lange krankheitsbedingt ausgefallen war und der Hausarzt Hans-Wilhelm Köhler seine Tätigkeit bald wieder beendet hatte. Tischlers Kollege Wolfgang Dähmlow hatte seine Sprechstunden weitgehend übernommen, während ab 1. April 2023 Maria-Arabela Lupu als Allgemeinmedizinerin startete.
Diese Verlagerungen stehen ab Juli an
Jetzt macht die Klinik-GmbH einen Schnitt und wird im MVZ Künzelsau zunächst nur noch einen Hausarzt stellen. Den bisherigen Gynäkologen-Sitz verlagert sie zu ihrem MVZ am Krankenhaus Öhringen. Dafür fangen zwei Frauenheilkundler ganz neu im Ärztehaus Medi-Kün an: unter der Regie des privaten MVZ Hohenlohe in Forchtenberg, das seit 2014 unter der Leitung des Mediziners Dr. Werner Lechner besteht. Dieses Versorgungszentrum im Kochertal spielte eine wichtige Rolle bei dieser Neuordnung, genauso die Stadt Künzelsau als Vermittlerin. Mit dem MVZ des Hohenloher Krankenhauses wurde nun diese Kombi-Lösung gefunden, die drei Partner haben dies auch gemeinsam kommuniziert.
Neue Hausärztin im dritten Obergeschoss des Medi-Kün
Demnach wird Hausärztin Dr. Laila Chekani-Azarandie ab 1. Juli neu im MVZ der Klinik-GmbH im dritten Obergeschoss des Medi-Kün praktizieren und damit diesen hausärztlichen Sitz besetzen. Die gynäkologische Praxis im Medi-Kün steht künftig unter der Regie des privaten MVZ Hohenlohe. Zwei Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe werden diesen Job ab dem 15. Juli übernehmen: Dr. Eva-Maria Link und Dr. Sascha Vietoris.
Bürgermeister Neumann spricht von einem "Tauschgeschäft"
Laut Bürgermeister Stefan Neumann handelt es sich um ein „Tauschgeschäft“: Die beiden Gynäkologen-Sitze des privaten MVZ Hohenlohe aus Forchtenberg wandern nach Künzelsau, der Gynäkologen-Sitz aus Künzelsau geht nach Öhringen, wo die BBT-Gruppe direkt am Krankenhaus den Hauptsitz ihres MVZ ansiedeln wird – mit Künzelsau als zweitem Standbein. Die Öhringer Frauenarzt-Praxis Lycko/Ansorge-Lycko ist geschlossen. Diese Lücke will die HK GmbH nun schließen: in ihrem MVZ am Hohenloher Krankenhaus, wo bald eine neue gynäkologische Praxis einziehen soll. Wenn die Kassenärztliche Vereinigung grünes Licht gibt, soll sie im Juli eröffnen. Das MVZ hatte bereits den Sitz des zuvor niedergelassenen Öhringer Gastroenterologen Dr. Thomas Pauli erworben. Er ist seit 1. Oktober 2023 beim MVZ der Klinik-GmbH angestellt, praktiziert aber noch so lange in seinen Räumen in der Bismarckstraße, bis der Klinik-Neubau 2025 fertig ist.
Neues Hospiz in Künzelsau soll 2025 starten
Für rund vier Millionen Euro entsteht derzeit direkt neben dem Ärztehaus Medi-Kün in Künzelsau ein neues stationäres Hospiz mit bis zu acht Plätzen für sterbenskranke Menschen. Dazu wird das Gebäude an der Rösleinsbergstraße 29 umgebaut, in dem zuvor der Pflegestützpunkt des Hohenlohekreises untergebracht war.
Bauherrin ist die Hohenloher Krankenhaus GmbH - in diesem Fall hat sie ihre Ankündigung nach der Krankenhaus-Schließung wahrgemacht. Zunächst sollte das Hospiz in den alten Kliniktrakt einziehen, doch die hohen Baukosten schreckten die BBT-Gruppe ab. Dann sollten die beiden Gebäude in der Rösleinsbergstraße 29 und 31 abgerissen werden und einem Neubau weichen. Weil auch dafür die Kosten enorm in die Höhe schossen, entschied man sich für den Umbau eines der bestehenden Objekte. "Er läuft nach Plan", sagt Ute Emig-Lange, Sprecherin der BBT-Gruppe. "Wir rechnen mit der Inbetriebnahme und Aufnahme der ersten Gäste im Laufe des ersten Quartals 2025." Die Einrichtung trägt den Namen St. Elisabeth-Hospiz. Mehr dazu: www.hospiz-hohenlohe.de.
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