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Hohenlohe
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Gut gebrüllt, Gonzo

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Sänger feiert Erfolge mit CD und Konzerten − Nur das Image in der Heimat nervt

Von unserem Redakteur Matthias Stolla
"Ich habe gemerkt, dass ich kein Geschäftsmann bin, sondern Leute unterhalten kann."
          Gonzo
"Ich habe gemerkt, dass ich kein Geschäftsmann bin, sondern Leute unterhalten kann." Gonzo

Josip ist längst nicht so bekannt wie Gonzo. Letzterer ist ein Begriff in Hohenlohe. Nicht immer ein positiver, da macht sich Josip Krolo alias Gonzo nichts vor. Das Image des 41 Jahre alten Sängers könnte besser sein. Außerhalb Hohenlohes spielt die Erinnerung an geschäftliche wie private Misserfolge dagegen keine Rolle. Dort füllt Gonzo regelmäßig Clubs mit Hundertschaften, ist mit nationalen Pop-Größen auf Du und hat zudem ihren Segen für seine neue CD. Auf der präsentiert er seine ganz eigenen Versionen bekannter Hits von einst.

"Für viele bin ich ein Hallodri, der singen kann", sagt Gonzo in seiner Wohnung in Niedernhall. Zerknirscht klingt das. Im Kochertal weiß jeder alles über jeden und vergisst so schnell nichts. Das wurmt den gebürtigen Künzelsauer.

Seit 25 Jahren macht er Musik. Seine erste Band heißt Max.Headroom, erste Erfolge erlebt er mit Curly Sue. Die Band spielt sogar bei einem Bundesligaspiel des VfB in Stuttgart. Privat läuft es weniger gut. Mit Freunden eröffnet Gonzo einen Computerladen in Künzelsau. Das geht schief. "Ich hatte gar keine Ahnung vom Geschäft", räumt er ein. Danach zerbricht auch seine geschäftliche Partnerschaft mit einem Künzelsauer Gastronom. Am Ende ist Gonzo pleite, die Bank pfändet, was noch zu holen ist. Seine Ehe geht in die Brüche.

"Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich kein Geschäftsmann bin, sondern Leute unterhalten kann", sagt er. Was folgt, ist die "Trennung von dem alten Scheiß", stattdessen Konzentration auf Musik.

Davor aber braucht es den 27. Dezember 2001. Auf Einladung des Veranstalters fährt Gonzo an diesem Abend im Schneetreiben nach Langenburg zu einem spontanen Konzert mit Musikern, die sonst mit Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer und Costa Cordalis auf der Bühne und im Studio stehen.

Gonzos Auftritt kommt an. "Die haben mich sofort nach Walldorf ins Session Kulturwerk eingeladen", erinnert er sich. Zehn Jahre lang singt Gonzo mit den Studio-Cracks in Deutschlands bekannter Partyband Me And The Heat, sechs Jahre mit seiner Truppe This Is How We Do It. Regelmäßig füllt er den NCO-Club in Schwäbisch Hall und präsentiert immer wieder Größen aus der Popmusik bis hin zum Saxofonisten von James Brown und Michael Jackson.

Auch das ist mittlerweile Vergangenheit. Gonzo macht, was viele nicht für möglich gehalten hätten: Seine Band Gonzo ’n’ Friends lockt wöchentlich Hunderte ins Lehner’s in Heilbronn, in den Schwimmbad Club in Heidelberg und in den Ludwigsburger Ratskeller. Die Konzerte sind regelmäßig ausverkauft.

Eine CD mit Cover-Versionen habe er eigentlich nie wieder machen wollen, sagt Gonzo. So war das bis zur Fußball-WM 2010. Gonzo ’n’ Friends spielen vor Tausenden beim Public Viewing in Heidelberg. Deutschland verliert an diesem Tag das Halbfinale, aber Gonzo gewinnt. Seine Versionen von "Der Goldene Reiter" und "Dein Ist Mein Ganzes Herz" gefallen. "Am nächsten Morgen hat mich das Telefon geweckt. Der SWR war dran und hat mir gesagt, dass laufend Hörer nach den beiden Versionen fragen." Also nehmen Gonzo und Freunde unter der Leitung von Grönemeyer-Produzent Stephan Ullmann und Westernhagen-Keyboarder Harry Schneck doch eine Cover-CD auf. 15 bekannte Hits in überraschend unbekannten Versionen. Neu arrangiert, oft balladesk mit einer zauberhaften Geige hier, einem melancholischen Akkordeon dort und über allem Gonzos markantes Organ. Dass ihm die Komponisten und Autoren nicht nur ihren Segen für die Verwendung der Songs gaben, sondern auch Respekt zollten, freut den Hohenloher unbändig: "Purple Schulz hat ,Gut gebrüllt, Gonzo’ in unser Gästebuch geschrieben. Joachim Witt hat am Telefon gesagt, dass ihn unsere Version zu Tränen gerührt hat." Jule Neigel habe ihn wegen der gelungenen Coverversionen "Edeltuner" genannt.

Gonzo ist glücklich. Er verdient sein Geld mit Musik, steht gut 200 Mal pro Jahr auf der Bühne und muss sich nicht ums Geschäftliche kümmern. Das macht Norman Gräter von der Firma Marbet, bei der Gonzo exklusiv zu buchen ist. Gräter bringt Kartons mit dem neuen Album nach Niedernhall, wo ihm Gonzo von den neusten Erfolgen berichtet: "Im Download-Ranking von Amazon sind wir heute wieder vor Lady Gaga."

 

 
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