Grundschulneubau in Niedernhall eingeweiht
In der neuen Grundschule der Stadt Niedernhall sind nun endlich Klassen eins bis vier in einem Gebäude vereint. Und noch weitere Vorteile bietet der Umzug.

Bunter Regen aus Luftballons und Papierfliegern fällt am Freitagabend in Niedernhall. Staunend, raunend, lachend, Hälse reckend reagiert das Publikum in der neuen Grundschule, über dessen Köpfen der fröhliche Schauer hereinbricht. Es ist der Abschluss eines Abends, der von strahlenden Gesichtern dominiert ist. Kein Wunder, mit der Einweihung des Grundschulneubaus findet nicht nur ein städtisches Großprojekt seinen Abschluss, die Räumlichkeiten ermöglichen nun ein ganz anderes Lehren und Lernen - vor allem ein gemeinsames: Denn bislang sind die Kinder auf zwei getrennte Gebäude verteilt.
Beginn vieler Geschichten
Fast zehn Jahre hat es gedauert bis aus der ersten Idee ein fertiges Gebäude wurde. Viele Grundschüler von damals sind inzwischen volljährig. Für die aktuellen Klassen eins bis vier jedoch beginnt in dieser Woche ein neuer Schulalltag. Sie ziehen in das moderne Gebäude ein, füllen es mit Leben. Denn das ist der letzte Schritt, den es braucht, damit die Grundschule auch wirklich zu einer Schule wird, das betont auch Schulleiter Jochen Scheufler: "Es ist das Ende eines Bauprojekts, aber der Beginn von vielen Geschichten."
2014 selbst noch im Gemeinderat der Stadt tätig, hat auch er das Projekt von Beginn an mitverfolgt - und sich natürlich seine fachlichen Gedanken gemacht. "Er hat damals auf einen Zettel ein Quadrat mit einem Loch in der Mitte gemalt und gesagt, so muss eine Schule aussehen", erinnert sich Architektin Karin Thiele vom Büro Knorr und Thiele bei der Eröffnung. Und tatsächlich hat die Schule im Grunde diese Form erhalten. Ein Atrium im Zentrum, um das sich die Fach- und Klassenräume auf zwei Ebenen anordnen.

Von einem weißen Blatt Papier bis heute
Dabei stand Anfangs ein weißes Blatt Papier, so Scheufler. Eines, das erst noch mit Ideen, Wünschen, Notwendigkeiten gefüllt werden musste. Schlussendlich habe es für den Bau der Schule aber vor allem ein "Wir" gebraucht - und das habe es glücklicherweise gegeben.
Bürgermeister Achim Beck lobt ebenfalls die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, bedankt sich explizit bei den vielen Handwerkern und Bauleiter Dennis Ott, mit dem er früher die Realschule besuchte. "Damals hat wohl keiner von uns beiden geahnt, dass wir mal gemeinsam eine Schule bauen", so Achim Beck. "Es wird ein lebhaftes Gebäude, in dem sich die Kinder geborgen und wohlfühlen sollen", ergänzt er abschließend. An der Lernumgebung dürfte das nicht scheitern.
Die Unterrichtsräume sind nach neuesten Standards ausgestattet, höhenverstellbare Stühle sorgen dafür, dass kleine und größere Kinder bequem an den Tischen sitzen. Außerdem soll es sich um eine "Hausschuhschule" handeln, wie Architekt und Bürgermeister erklären. Das bedeutet: Die Garderobe ist für alle Kinder zentral neben dem Eingangsbereich. Dort werden nicht nur Jacken und Mützen abgelegt, sondern auch die Straßenschuhe gegen Hausschuhe getauscht.

Lerninseln und Loungebereich
"Jede Klassenstufe hat zwei Klassenzimmer und dazwischen eine sogenannte Lerninsel", erklärt Architek Martin Knorr. Diese könne multifunktional genutzt werden, etwa für Kleingruppen zur Vorbereitung von Präsentationen. Es gibt einen Lounge-Bereich mit Sofas für Pausen, außerdem einen großzügigen Ganztagesbereich. Das Innere der Schule in unaufgeregtem Sichtbeton, grauem Putz, dunkelgrauem Boden und warmen Holzelementen und Einbauregalen gestaltet. Die Klassenräume peppt ein giftig grüner Boden auf.
"Ein visionäres bauliches Projekt", nennt Alois Schmitt vom Schulamt in Künzelsau die Niedernhaller Grundschule. Von Rektor Scheufler auf die drei benötigten Lehrkräfte angesprochen, die er sich als Einweihungsgeschenk gewünscht habe, verspricht Schmitt - mit einem Augenzwinkern, aber vor einem Saal voller Zeugen - man werde den "Bedarf natürlich sehr wohlwollend prüfen". Das werde eine seiner letzten Amtshandlungen vor der Pensionierung. Damit wäre die Schule nicht nur baulich, sondern auch personell gut aufgestellt.
Rückblick
2014, kurz nach Amtsantritt von Achim Beck als Bürgermeister, begannen die Planungen für einen Grundschulneubau. Im September 2019 folgte die Baugenehmigung. Die Ausschreibung der Arbeiten fielen in den Beginn der Corona-Pandemie und wurde zunächst aus Vorsicht zurückgezogen. Ein halbes Jahr später ging es dann bereits weiter.
Der Spatenstich erfolgte im Februar 2021. Das Budget von acht Millionen Euro wurde eingehalten, berichtet Achim Beck. 4,31 Millionen kommen dabei aus Fördertöpfen, die Stadt hat einen Kredit über vier Millionen Euro aufgenommen.