Grüngutplätze in Hohenlohe sind mal wohlgeordnet, mal ziemlich wild
Zwischen den benachbarten Standorten in Michelbach und Eichhof liegen Welten. Die Entsorgung von Grüngut und Reisig ist im Wandel, die Sammelplätze im Hohenlohekreis müssen um- oder neugebaut werden.

Sommerzeit, Gartenzeit. Da fällt viel Grüngut und Reisig an. Im Hohenlohekreis gibt es seit 2015 immer weniger Sammelplätze, auf denen man diese Abfälle loswerden kann. Zehn wurden bisher geschlossen und drei seit 2016 um- oder neu gebaut. Zwei werden 2020 fertig, fünf weitere bis 2025 modernisiert. Zwölf bis 15 neue Plätze sollen am Ende übrig bleiben.
Das kostet die Abfallwirtschaft (AWH) fünf bis sechs Millionen Euro. Der Gesetzgeber will es so: aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes. Und weil immer mehr Müll wiederverwertet werden soll. Auch die Abnehmer legen deshalb größten Wert darauf, dass die Fraktionen Grüngut und Reisig strikt getrennt entsorgt, bearbeitet und gelagert werden, bevor sie das geschredderte und gesiebte Material erhalten, um daraus Kompost (Hauke Erden in Öhringen) oder Strom und Wärme (Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk des Stadtwerks Tauberfranken in Bad Mergentheim) zu produzieren.
Große Unterschiede zwischen zwei benachbarten Plätzen
Die Hohenloher Zeitung hat sich an einem Tag zwei Plätze genauer angeschaut. Sie sind nur wenige hundert Meter Luftlinie voneinander entfernt, doch zwischen ihnen liegen Welten. Der Grüngut- und Reisigplatz in Öhringen-Michelbach ist wohl geordnet, der Reisigplatz in Neuenstein-Eichhof ziemlich wild. Hier ist die Fläche asphaltiert und sauber, dort ist sie geschottert und schmutzig.

Der eine Platz ist eingezäunt und beaufsichtigt, der andere frei zugänglich und ohne Kontrolle. Hier gibt es feste Öffnungszeiten, dort nicht. In Michelbach ist die Entwässerung auf dem neuesten Standard.
In Eichhof kann davon keine Rede sein. Der eine ist genehmigt, der andere nur noch geduldet - so lange keine Gefahr im Verzug ist.
Im Januar 2019 ging Michelbach in Betrieb, Ende 2020 wird Eichhof geschlossen. Auch weil dort so viel Müll unerlaubt abgelagert wird, dass AWH-Geschäftsführer Sebastian Damm von einer "Unverschämtheit" spricht. Alles landet dort: Restmüll und Biomüll, Bauschutt und Sperrmüll. Diesen Abfall wieder wegzuräumen, kostet Zeit und Geld. Gleiches gilt, um den Reisig vom Grüngut zu trennen, das hier bunt gemischt durcheinander liegt. Und in diesem Zustand unmöglich wirtschaftlich verwertet werden kann.

Hubert Conrad (79) aus Kesselfeld bevorzugt trotzdem den Eichhofer Platz. "Das ist für mich der kürzere Weg, und ich kann jederzeit herkommen." Also auch dann, wenn das Wetter trocken und der Untergrund nicht so dreckig ist.
In Michelbach hat er erst einmal abgeladen, vor einem halben Jahr: "Da war mir ein bisschen zu viel Andrang." Dass der Platz in Eichhof jetzt geschlossen wird, habe er "schon geahnt", trotzdem sei er darüber "etwas beleidigt". Ab 2021 muss er dann wohl oder übel nach Beltersrot oder Michelbach: "Die Strecke ist die gleiche."

Nicolai Zertik (39) aus Öhringen ist zum ersten Mal in Michelbach. Er hat im Garten geschafft, ein paar Bäume geschnitten, den Rasen gemäht. Drei Säcke hat er dabei. "Früher war ich in Untersöllbach", sagt er. Diesen Platz gibt es nicht mehr, seit Michelbach neu eröffnet wurde. "Hier ist es viel besser und ordentlicher als dort", sagt er. "Ich komme jetzt öfter."
Und nächstes Mal nimmt er bestimmt auch den Feinsieb mit, der nach dem Schreddern des Reisigs abfällt und den Bürgern des Kreises kostenlos als Bodenverbesserer zur Verfügung gestellt wird.
In Michelbach ist noch Luft nach oben
2500 Tonnen Grünabfälle wurden im ersten Jahr in Michelbach angeliefert. Mehr als 4000 Tonnen wären möglich. Deshalb könnte der Platz die gesamten 1700 Tonnen von Eichhof aufnehmen, wenn der Standort Ende 2020 dichtgemacht wird. Dafür sollen die Öffnungszeiten in Michelbach um womöglich fünf Stunden pro Woche erweitert werden. Im gesamten Kreis wurden 2019 rund 13.000 Tonnen Grüngut und rund 5000 Tonnen Reisig entsorgt.
Ende 2014 gab es im Landkreis 30 Grüngut- und Reisigplätze. Aktuell sind es noch 20. Am Ende sollen 12 bis 15 übrig bleiben, die alle gesetzlich geforderten Standards erfüllen. Der Platz in Buchhorn wurde als erster umgebaut und ist seit Juni 2016 in Betrieb. Es folgten die Plätze in Michelbach (seit Januar 2019) und Scheppach (seit Oktober 2019). Die Standorte Beltersrot und Bieringen werden in diesem Herbst/Winter fertig sein. 2021 wird in Krautheim der bestehende Platz der Erd- und Bauschuttdeponie ausgebaut. Bis Ende 2025 folgen neue Grüngutplätze für die Räume Ingelfingen, Mulfingen, Dörzbach und Zweiflingen. Damit wären zehn Plätze erneuert, der Rest folgt später. Die noch vorhandenen alten Plätze bleiben bis auf weiteres bestehen und werden sukzessive aufgegeben oder umgebaut. Zehn Plätze wurden seit 2014 geschlossen, Ende 2020 folgt mit Neuenstein-Eichhof der elfte.

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