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Großes Interesse an Infos zum umstrittenem Hochregallager

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Die Klimadebatte in Öhringen ist eine hitzige. Das zeigt die Tatsache, dass am Mittwoch an einem Sommerabend über 300 Menschen um 18 Uhr in die Kultura kamen. Alle wollten wissen: Wie wirkt sich ein geplantes Hochregallager im Westen der Stadt aus?

Von Yvonne Tscherwischke
Die Öhringer Kultura hat sich schnell gefüllt am Mittwochabend. Foto: Tscherwitschke
Die Öhringer Kultura hat sich schnell gefüllt am Mittwochabend. Foto: Tscherwitschke

Auch nach gut vier Stunden waren nicht alle Fragen beantwortet: Nach der verlängerten Bürgerfragestunde und der anschließenden Gemeinderatssitzung am Mittwochabend in der Öhringer Kultura blieben einige Fragen offen zum geplanten Bau eines Hochregallagers am Westrand der Stadt. Zweifel kamen vor allem an der Verlässlichkeit der Klimagutachten auf.

Aber auch die Verkehrserschließung des Logistikbetriebs bleibt ein Thema. Die Stadträte forderten zusätzliche schriftliche Informationen, damit sie, wie geplant, am 17. Juli eine erneute Runde der Öffentlichkeitsbeteiligung in dem Bebauungsplanverfahren  beschließen können. Und der Verein Prima-Klima-West setzt nach wie vor auf ein Normenkontrollverfahren vor dem Verwaltungsgericht, falls (voraussichtlich im Spätherbst) die Räte den Bebauungsplan als Satzung beschließen sollten.

Michler will etwas Neues wagen

Die Firma Schäfer & Peters will ein 30 Meter hohes und 220 Meter langes Hochregallager bauen. Dafür braucht es eine 4. Änderung des Bebauungsplans Spital-Etzweide Dagegen gibt es viele Bedenken. So viele, „dass wir heute jetzt Mal was Neues vorhaben“, erklärt Oberbürgermeister Thilo Michler den Ablauf.

Nicht der OB oder der Stadtplaner führen durch die Bürgerfragestunde, sondern mit Thomas Seeliger, ein mit der Materie vertrauter Verfahrensmanager. Er wird verstärkt von Experten, die zu Klima, Verschattung und Landschaftsbild Stellung nehmen. „Und sie beantworten die Fragen der Bürger und der Räte“, sagt Michler, ehe Seeliger das Wort überlässt.

Es geht um Hangabwind

Der wiederum lässt zuerst Gutachter Achim Burst erklären, warum die Auswirkung des Hochregallagers im Gutachten von 2017 deutlich geringer ausfallen als im Gutachten von 2013 erwartet. Es geht um Hangabwind, der zu Beginn der Nacht kühle Luft vom Galgenberg Richtung Wohnbebauung tragen und um den Ohrntalwind, der in der zweiten Nachthälfte an Stärke und Volumen zunehmen soll.

Weil dessen Bedeutung nicht nur für den Bereich der Berliner Straße,sondern für die gesamte Innenstadt wesentlich sei, müsse der geschützt werden, erklärt der zweite Gutachter, Torsten Nagel vom Büro Lohmeyer. Nach diesen zwei Kurzreferaten waren weitere geplant. Doch Seeliger erkennt: Es gibt Unklarheiten.

Der Verein Prima-Klima-West hat eigene Berechnungen mitgebracht

Und so nimmt es kein Wunder, dass die Bürger die Chance auf Fragen ergreifen. Wolfgang Kammerer vom Verein Prima-Klima-West hat nicht nur eine Frage, sondern auch eine Datei mitgebracht. Eine Datei, die ihm Gutachter Burst überlassen hat und die seine Berechnungsgrundlage zeigen soll.

Kammerers Vorwurf: Burst habe im späteren Gutachten, das von einer unerheblichen Einschränkung ausgeht, noch unbebaute, landwirtschaftlich genutzt Flächen, mit dem Wert für bebaute Flächen versehen. Das sei aber erst Planzustand. „Mit diesen Zahlen aber ist die Reduktion eine geringere“, sagt Kammerer.

Die erste Nachthälfte ist wichtig 

Bursts Erklärversuche mit Digitalisierungen in einem anderen Programm und Hinweise auf eine „falsche Dateiliste“ überzeugen die Zuhörer nicht. So deutet der Verfahrensmanager das Raunen. Er rät Burst: „Entschuldigen Sie sich nicht immer.“

Vereinsmitglied Bastian Falk kritisiert: In einigen Gutachten spiele Burst auf die Wichtigkeit der ersten Nachthälfte an, in anderen auf die der zweiten. Dahinter steckt der Vorwurf, der Gutachter nehme die Zahlen, die ihm besser passen. Seeliger: „Das hängt von der Fragestellung ab, was man wissen will.“

Für Kammerer ist das ganz klar: „Die erste Nachthälfte, weil man da schlafen will.“ Joachim Treckmann will wissen: War die gezeigte Messung im September geeignet? Oder hätte nicht besser ein heißer Augusttag Grundlage sein müssen? Wichtig, erklärt der Gutachter, sei ein wolkenloser, windstiller Sonnentag. Damit es wenig Wirbel gibt.

 

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Peter Herzog am 05.07.2018 15:45 Uhr

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Peter Herzog am 05.07.2018 08:09 Uhr

....auch aus städtebaulicher Sicht ist so ein Vorhaben nicht vertretbar. Größtes Negativbeispiel ist ein Großsilo in Bretzfeld-Scheppach, das die Ortschaften Adolzfurt und Scheppach erdrückt. Dies sollten sich die Bürger von Öhringen mal vom Stöckig aus ansehen,. Man kann darüber nur den Kopf schütteln wie Ämter (Gemeinde, LRA,, RP, Denkmalschutz etc.) so ein Vorhaben genehmigen können. Durch solche Vorhaben wird der dörfliche und auch gewachsene Städtische Charakter ein für allemal zerstört.

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Peter Herzog am 04.07.2018 22:38 Uhr

Nachdem diverse Träger öffentlicher Belange teilweise erhebliche Bedenken gegen den Planentwurf vorgebracht haben, insbesondere das Regierungspräsidium, das letzlich den Bepl. zu genehmigen hat, gehe ich nicht davon aus dass die Stadt Öhringen den Plan genehmigt bekommt. Spätestens in der Normenkontrollklage wird das VG den Bebauungsplan wegen Abwägungsfehler kassieren.
Der GR hat die Interessen einer Privatperson, sprich Bauherr gegenüber den öffentlichen Interessen ( Bürgerschaft) abzuwägen. Und da ist das öffentliche Interesse, das sich gegen das Vorhaben richtet, höher zu bewerten als das Interesse einer Privatperson den der Bebauungsplan einzig und allein dient. Die Mehrheit der Bevölkerung ist offensichtlich gegen das Vorhaben.
Daher ist der Bebauungsplan schon jetzt zum scheitern verurteilt.
Nur am Rande sei erwähnt, dass die Stadt für den Bebauungsplan, der ja nur zu Realisierumg einer Betriebserweiterung einer Firma dient, erhebliche Steuergelder aufwendet, die sich im 6 stelligen Bereich bewegen dürften, M.E. ein einmaliger Vorgang.

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