Goodbye Grundbuchamt
Einrichtung der Hohenloher Jagsttalgemeinden ist Geschichte − Notariat schließt Ende des Jahres

Pappkartons und leere, graue Aktenschränke säumen den Flur im Erdgeschoss des Dörzbacher Rathauses. Der Geruch von altem Papier liegt in der Luft. Fein säuberlich, fortlaufend nach Aktenkennzeichen sortiert, packen die fleißigen Helfer Reinhold Laidig und Peter Distl die letzten Akten des Grundbuchamts in Kartons. Alles wird vorbereitet für den Transport ins neue Zentralarchiv des Landes in Kornwestheim. Inzwischen ist der blaue Container mit den Akten abgeholt, und das Grundbuchamt in Dörzbach damit Geschichte.
Die Reform, die alle 667 Grundbuchämter in Baden-Württemberg seit 2012 ereilt, ist im mittleren Jagsttal angekommen. Die Verantwortung übernehmen künftig 13 ausgewählte Amtsgerichte im Land. Für den Hohenlohekreis ist Heilbronn zuständig. Die Einsicht in das elektronische Grundbuch ist für die Bürger aber weiterhin in vielen Gemeinden möglich, auch in Dörzbach. "Wir haben eine Ratschreiberstelle eröffnet", erklärt Hauptamtsleiterin Christa Ludwig, die diese stellvertretend betreut. Beglaubigte Abschriften können gegen eine Gebühr erstellt werden.
Koffer packen Auch in Krautheim und Mulfingen wurden in den letzten Wochen die blauen Container befüllt. Allerdings lagerten in den beiden Gemeinden vor allem ältere Akten. Der Rest, auch die Grundbücher der Gemeinde Schöntal, war in Dörzbach untergebracht. Genau wie das einzige Notariat im Jagsttal zwischen Möckmühl und Langenburg. Doch auch die Notare Annegret Mittnacht-Höflein und Dieter Pils packen bald ihre Koffer.
Neben der Reform der Grundbuchämter werden parallel die staatlichen Notariate mit etwa 800 Notaren zum 31. Dezember dieses Jahres aufgelöst und in freiberufliche Einrichtungen umgewandelt. Im Altkreis Künzelsau gibt es damit künftig nur noch ein Notariat, und das sitzt in der Kreisstadt.
"Wir bedauern das sehr", sagt Dörzbachs Bürgermeister Andy Kümmerle. Und Christa Ludwig ergänzt: "Wir als Gemeinde brauchen das Notariat meist mehrmals die Woche." Mit der Auflösung werden die Wege und Wartezeiten nicht nur für die Bürger länger, sondern auch für die Behörde selbst. Deshalb hat Kümmerle auch noch nicht ganz aufgegeben. Er bemühe sich darum, dass ein Notar wenigstens zu einem regelmäßigen Sprechtag nach Dörzbach komme. Die Infrastruktur sei ja vorhanden. Ob das klappt, ist derzeit aber noch unklar. Andere Pläne für die Räumlichkeiten gebe es jedenfalls noch nicht, erklärt Ludwig.
Was bedeutet der Umzug der Grundbücher und der Notare für die Bürger? Gerade kleinere Grundstücksangelegenheiten, etwa der Verkauf eines Gartens, könnten sich künftig länger hinziehen. Denn als Freiberufler müssen die Notare wirtschaftlich agieren. Laut Bundesnotarkammer gilt nämlich: Die konkrete Gebühr orientiert sich am Geschäftswert. Das heißt: je kleiner der Wert eines Grundstücks, desto unlukrativer für den Notar.
Ansturm Wohin es für die Mitarbeiter und Notare aus Dörzbach geht, ist noch nicht sicher. Bis dahin gibt es auch noch jede Menge zu tun. Allein der Umzug der Grundbücher sei schon jetzt sehr arbeitsintensiv gewesen, berichten Helfer und Mitarbeiter gleichermaßen. Die Bürger spürten vom nahen Ende aber noch nicht viel. Zwar gebe es durchaus Leute, die noch schnell etwas regeln wollten. Einen Ansturm gebe es indes nicht. Bis zur Auflösung sind es aber auch noch rund fünf Monate.


