Gipfeltour zwischen Bier und Wein
1850 gab es noch 22 Brauereien in Schwäbisch Hall, heute eine einzige. Dennoch gibt es viel zu erzählen über den Gerstensaft, den die Teilnehmer am Lesersommer-Ausflug auch probieren durften.

Mit Salz ist Schwäbisch Hall reich geworden. Gleichzeitig blühte der Handel mit Wein. Mit Bier löschten die Sieder nicht nur ihren Durst. Sie klärten damit auch ihr Salz. Das ging sonst nämlich nur noch mit Eiweiß. "Deshalb ist Schwäbisch Hall eindeutig eine Bierstadt", sagt Frieder Wieland, und die Stimme-Leser hören aufmerksam zu.
Der Bier-Experte betont dies so ausdrücklich, weil die Bedeutung der lokalen Brauereien in der Haller Historie oftmals zu kurz kommt und stattdessen mehr davon die Rede ist, wie die Haller den Wein in ihren großen Kellern lagerten und mit ihm gute Geschäfte machten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bauten sie sogar selbst Wein an.
Eine Haller Gipfeltour zwischen Bier und Wein: Der Lesersommer-Ausflug nahm den Ball auf und spielte diesen Doppelpass sechs Stunden lang.
300 Höhenmeter
Gipfeltour deshalb, weil die 20 Teilnehmer rund 300 Höhenmeter zurücklegten von der Innenstadt zum Einkorn, einem beliebten Ausflugsberg. Dort mündete die Theorie in die Praxis: Gaststätten-Pächter Matthias Messerschmidt, der in Waldenburg aufwuchs, begrüßte die Gäste nach einem schweißtreibenden Aufstieg mit dem neuen Naturradler der Haller Löwenbrauerei. "Es war anstrengend, aber ganz prima. Dieses Getränk ist jetzt genau richtig", sagte Gudrun Winkler aus Brackenheim. Danach kredenzte er Sekt und Weine von der Hohenloher Weinkellerei und tischte ein zünftiges regionales Vesper auf.
Mohrenköpfle und Meistergold durften ebenfalls nicht fehlen: Es sind die Aushängeschilder der Löwenbrauerei, deren Geschichte beim Stadtrundgang lebendig wurde. Doch dies war nur eine Episode der reichen Haller Biergeschichte. 1850 gab es 22 Brauereien, heute noch eine.
Auf den Spuren dieser historischen Braustätten wandelte die Gruppe: von der "Sonne" in der Gelbinger Gasse über den "Dreikönig" am Grasmarkt, dem "Ritter" an der Henkersbrücke und der "Goldenen Glocke" an der Mauerstraße − dem Ursprungsort der Haller Löwenbrauerei. Die Wanderung führte danach über Steinbach und Hessental auf den Einkorn. Dort, auf 510 Metern Höhe, werden Besucher schon seit mehr als 500 Jahren bewirtet. Die Ursprünge liegen im 15. Jahrhundert, als sich der Bergsporn zu einem Wallfahrtsort entwickelte.
Zahlreiche Anekdoten
"Um diesen Platz ranken sich unheimlich viele Sagen", sagt Wieland. Und über die Forstwirte, die seit 1640 hier oben die Stellung hielten, gibt es unzählige Anekdoten. "Die betrunkene Wildsau? Nach der bin ich schon eine Million mal gefragt worden", sagt Matthias Messerschmidt. Lacht. Und schenkt ein. Die Stimme-Leser freut’s.