Gewerbepark Hohenlohe gibt sich neue Leitlinien
Mit modifizierter Ausrichtung in die Zukunft: Nach langen Jahren haben die Verantwortlichen neue Maximen für das interkommunale Gewerbegebiet erarbeitet. Nachhaltigkeit und Aufenthaltsqualität rücken stärker ins Blickfeld, konkrete Projekte werden angekündigt.

In den nunmehr 33 Jahren seines Bestehens hat sich der Gewerbepark Hohenlohe zum rege pulsierenden Wirtschaftsherz im Landkreis entwickelt. Von den insgesamt 230 Hektar des avisierten Verbandsgebiets der drei Trägerkommunen Künzelsau, Waldenburg und Kupferzell sind mittlerweile 135 Hektar südlich der A6 und 30 Hektar nördlich davon erschlossen.
Um die "Ausrichtung" der interkommunalen Wirtschaftszone künftig "zu schärfen", haben die Verantwortlichen beschlossen, sich nach langen Jahren nun neue Leitlinien zu geben. Der Grund? "Die Aufgabe des Gewerbeparks hat sich mittlerweile verändert", sagt Verbandsvorsitzender Bernd Herzog dazu auf Nachfrage unserer Redaktion. Denn: "Wir haben es sehr gut geschafft, Unternehmen einen Raum zu geben und sie anzusiedeln. Nun gilt es vermehrt, das Umfeld zu schaffen, dass sie sich auch weiterentwickeln und gut in die Zukunft kommen können."
Worte, die mit Inhalt gefüllt werden wollen
Fünf Sätze bilden den Wesenskern der jüngst von der Verbandsversammlung verabschiedeten Richtlinie. Erstens: "Der Gewerbepark entwickelt sich zu einem Gewerbe- und Innovationspark." Jener sei als Heimat vieler Weltmarktführer verpflichtet, "nachhaltiges Wachstum" zu schaffen. "Dies wird mit dieser Leitlinie künftig stärker nach außen getragen", heißt es in dem Strategiepapier.
Zweitens: In Zukunft will man der "hohenlohischen Gründerkultur" mehr Raum geben. "Wir sind Geburtsstätte und Wiege für Start-ups und Gründerinnen", lautet der nachfolgende Richtsatz. Ergo: "Wir erweitern unseren Zweck und stellen Räume sowie Entwicklungsflächen zur Verfügung."
Drittens: "Wir verbinden Ökonomie mit Ökologie und leben die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen." Man wolle vor Ort beweisen, dass "Ökonomie und Ökologie nicht im Widerspruch stehen müssen". Aspekte des Klima- und Umweltschutzes sollen in den Bebauungsplänen mehr Widerhall finden und Bedingung für die Vergabe von Bauplätzen werden: "Künftige Bebauungen müssen den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) entsprechen." Man möchte überdies "mehr Aufenthaltsqualität" schaffen - und das Gewerbegebiet für die Menschen vor Ort "erlebbar" machen.
Mehr als ein Gewerbegebiet
Wie Letzteres konkret aussehen könnte? Schon in den vergangenen drei Jahren hat sich der Gewerbepark durch das Bäckerei-Café, das im Bau befindliche 117-Zimmer-Hotel und die Einrichtung der Flixbus-Haltestelle für Fernreisende zu mehr als einer reinen Gewerbezone entwickelt. Mittlerweile denkt man offenbar über noch weitere Elemente nach: "Wir überlegen, ob wir nicht Arztpraxen ansiedeln, damit all die Untersuchungen, die Arbeiter und Angestellte der großen Firmen machen müssen, dort stattfinden können", berichtet Bernd Herzog.
Der vierte Kernsatz: "Wir fördern sichere und nachhaltige Energie- und Wärmeversorgung." Denn jene seien mittlerweile "wesentliche Standortfaktoren". Gemeinsam mit allen relevanten Akteuren - von den ansässigen Firmen bis hin zum Energieversorger - werde man ein "Konzept für eine Energie- und Wärmeversorgung als Ersatz beziehungsweise Redundanz der bestehenden Systeme" entwickeln.
Und das fünfte öffentliche Bekenntnis liest sich wie folgt: "Wir öffnen uns für die Raumschaft und kommunizieren transparent." Was dies konkret impliziert? Nachdem in jüngerer Vergangenheit vermehrt Kritik an der Expansion des Gewerbeparks im Areal "Hohebuch I" - unter anderem durch die Initiative "Hohenloher Sorge", die benachbarte Ländliche Heimvolkshochschule Hohebuch sowie die regionalen Akteure von Fridays for Future - öffentlich laut artikuliert wurde (wir berichteten), werden nun der "sorgsame Umgang mit Flächen", "Dialog" und eine "saubere, offene und transparente Kommunikation" postuliert, um "die Raumschaft mitzunehmen".
Expansion nördlich der A6 geht weiter
Ebendies wird sicherlich auch nötig sein: Denn obgleich sich die Verantwortlichen jetzt grundsätzlich stärker auf Ausgestaltung statt Firmen-Akquise fokussieren, geht die Ansiedlung neuer Unternehmen im genannten Areal nördlich der A6 weiter. Rund zehn kleinere Betriebe sollen hier ihre Heimat finden. Die Gespräche laufen aktuell, spruchreif ist öffentlich noch nichts.
Und was ist eigentlich aus dem geplanten Azubi-Projekt zum Artenschutz geworden, welches Gewerbepark-Geschäftsführerin Claudia Rohn dereinst für 2023 annonciert hatte? "Im Jahr 2024 soll das Thema Artenschutz im Gewerbepark weiter vorangebracht werden. Zu gegebener Zeit erhalten Sie hierzu gerne weitere Informationen", heißt es auf Nachfrage aus der Geschäftsstelle des Zweckverbands.
Was in der Praxis realisiert wird

Deutlich konkreter ist indes der vorgestellte Maßnahmenkatalog. Hiernach sollen kurz- bis mittelfristig folgende Projekte und Vorhaben realisiert werden: Die Öko-Kompensation muss direkt vor Ort erfolgen; die Bus-Anbindungen sollen verbessert und eventuell eigene Shuttlefahrzeuge eingesetzt werden. Genannte Ziele sind überdies die Reduzierung der sogenannten Lichtverschmutzung, die Installation von Photovoltaik auf Park- und Freiflächen, Einstellung einer weiteren Fachkraft in der Verbandsverwaltung sowie ein "Nachhaltigkeitsdialog" mit den Verantwortlichen der Unternehmen.
Der Waldenburger Bahnhof müsse modernisiert und "möglicherweise erweitert" werden - angeführt sind hier beispielsweise das Thema Toiletten-Bereich, Lade-Infrastruktur für E-Bikes samt Rad-Reparaturstation sowie die Installation von Fahrrad-Boxen.
Ein Freiflächen-Konzept zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im Gewerbegebiet ist des Weiteren ebenso avisiert wie die stärkere Vernetzung mit den ansässigen Firmen, die Überprüfung eigener technischer Anlagen auf Energieeffizienz sowie die besagte DGNB-Zertifizierung als Bedingung für den Verkauf eines Grundstücks. Die Verantwortlichen wollen ferner ein "interkommunalen Mobilitätskonzept" entwickeln sowie die sichere und nachhaltige Energie- und Wärmeversorgung im Rahmen der kommunalen Wärmenetzplanung fördern.

 Stimme.de
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