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Kupferzell
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Fürstliche Stiftung kauft Schafhof

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Denkmalgeschützte Gebäude werden renoviert − Äcker an Landwirt verpachtet

Von unserer Redakteurin Juliane Renk
Das Herrenhaus des Schafhofs wird von der Hospitalstiftung des Hauses Hohenlohe-Oehringen saniert. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.Foto: Juliane Renk
Das Herrenhaus des Schafhofs wird von der Hospitalstiftung des Hauses Hohenlohe-Oehringen saniert. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.Foto: Juliane Renk

Matthias Barth fühlt sich komisch, weil er vom Schafhof in Belzhag wegzieht. Zum Anwesen, auf dem sein Elternhaus steht, gehören ein Gesindehaus, mehrere Ställe und 59 Hektar Land, doch inzwischen sind sie verkauft. "Für uns zu zweit war das einfach viel zu viel", sagt der 26-Jährige, der bis vor kurzem im Gutshaus mit seiner Freundin lebte.

Der unter Denkmalschutz stehende Hof gehört nun der fürstlichen Hospitalstiftung des Hauses Hohenlohe-Oehringen. Für sie war der Schafhof vor allem wegen der Ländereien interessant. Durch den Verkauf von Gewerbeland bei Öhringen habe die Stiftung Land verloren und Geld eingenommen. Von diesen Einnahmen sei der Kauf des Schafhofs finanziert worden, sagt Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen.

Von den 59 Hektar seien 39 Ackerflächen und 20 Hektar entfielen auf Grünland, einen Park und Wald. Letzterer werde durch die Stiftung bewirtschaftet, wohingegen das Ackerland an einen einheimischen Landwirt verpachtet worden sei, so der Adlige.

Wie lange es dauert, bis die Gebäude auf dem Schafhof saniert sind, kann Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen noch nicht genau sagen, er schätzt etwa zwei Jahre. Die Denkmalbehörde spiele dabei eine entscheidende Rolle, wie die Auflagen im Einzelnen aussehen werden, wisse er noch nicht.

Einen Ortstermin mit Judith Breuer vom Landesdenkmalamt gab es bereits. Erbprinz Hohenlohe geht davon aus, dass die Sanierung des Anwesens mehrere Millionen kostet. Ein Kupferzeller will etwas von rund 10 Millionen gehört haben. "Wir haben bereits Förderanträge beim Landesdenkmalamt gestellt", aber vieles sei noch in der Schwebe, da die Höhe der Zuschüsse noch nicht klar sei, so der Adlige.

Mietwohnungen Wenn das Gutshaus renoviert ist, sollen darin Mietwohnungen entstehen. Zwei Familien hätten dort Platz. Was mit dem Gesindehaus geschieht, sei noch unklar. "Die Decken sind sehr niedrig und das Gebäude ist schlecht isoliert", berichtet Erbprinz Hohenlohe.

Zuletzt konnte Matthias Barth nur noch sechs von rund 36 Zimmer im Gutshaus bewohnen. Wasserleitungen seien geplatzt und die Heizung habe teilweise nicht mehr richtig funktioniert. Manches muss recht abenteuerlich gewesen sein, trotzdem verlässt er den Ort seiner Kindheit nur ungern.

Seit 1882 war das Anwesen im Familienbesitz und noch heute hat es, trotz des schlechten baulichen Zustands, eine besondere Ausstrahlung, mit den Fenstern, die an eine Kirche erinnern, und dem Eulentürmchen, dass auch zu einem Schlösschen gehören könnte.

1882 kaufte Heinrich Emil Friedrich Kurtz den Schafhof von einem Privatmann. "Er gestaltete ihn so wie wir ihn heute kennen", berichtet Archivpfleger Andreas Volk. 1887 schaffte es ein Bild des Herrenhauses sogar in die Architektonische Rundschau.

Eine Besonderheit war auch, dass es einen Lustgarten und ein Palmenhaus gab. Volk weiß auch, dass Kurtz im Gemeinderat war und Kupferzell mehrfach Geld spendete. Vielleicht wurde deshalb eine Straße in Feßbach nach ihm benannt.

Ende einer Ära Matthias Barth erzählt, dass unter Emil Kurtz bis zu 50 Menschen auf dem Gut gearbeitet hätten. "Tierisch viele Kupferzeller haben bei der Ernte mitgeholfen. Bei der Rübenernte wurden 20 bis 30 Kinder von der Schule in Kupferzell mit dem Hänger abgeholt. Sie bekamen etwa zehn Pfennig pro Rübe", sagt Barth. Auch Hochzeitsgesellschaften und Vereine feierten gern dort. Mit dem Auspacken der Umzugskartons in der neuen Wohnung geht für Matthias Barth und seine Familie die Geschichte des Schafhofs zu Ende. Sie haben sie mehr als 130 Jahre geprägt.

Diese Menschen arbeiteten um 1900 auf dem Schafhof in Belzhag. Zur Ernte wurden wohl noch zusätzliche Arbeitskräfte gewonnen. Zum Schafhof gehörten große Acker- und Weideflächen.Fotos: Kupferzeller Heimatbuch
Diese Menschen arbeiteten um 1900 auf dem Schafhof in Belzhag. Zur Ernte wurden wohl noch zusätzliche Arbeitskräfte gewonnen. Zum Schafhof gehörten große Acker- und Weideflächen.Fotos: Kupferzeller Heimatbuch
Dies ist wohl eine der ältesten Abbildungen des Schafhofs mit Lustgarten. So sah er vor 1858 aus. In diesem Jahr brannte das Gut ab und wurde neu aufgebaut.
Dies ist wohl eine der ältesten Abbildungen des Schafhofs mit Lustgarten. So sah er vor 1858 aus. In diesem Jahr brannte das Gut ab und wurde neu aufgebaut.
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