Füenf lassen es in Öhringen ordentlich krachen
Die A-cappella-Formation beendet mit ihrem Auftritt die Veranstaltungsreihe im Autokino auf dem Parkdeck des Ö-Centers in Öhringen. Das Publikum hupt und blinkt mit seinen Fahrzeugen.

Samstagabend auf dem Parkdeck des Öhringer Ö-Centers: Nach und nach bahnen sich 50 Autos ihren Weg vor die Leinwand des Autokinos. Gelotst von den Blasmusikern des TSG-Musikzugs. Zur Begrüßung gibt es für die Gäste eine Papiertüte mit einer ordentlichen Portion Sponsoren-Gummibärchen. Und sollte einem der Besucher nach dem Genuss der süßen, bunten Dinger der Sinn nach etwas anderem stehen, dann ist schnell an einer der Imbissbuden am Rand des Areals Abhilfe geschaffen. Aber Achtung: beim Verlassen des Autos ist unbedingt vorher der obligatorische Mund-Nasen-Schutz anzuziehen. Denn anders ist der Kontakt zu haushaltsfernen Personen aufgrund des Infektionsschutzes in Zeiten von Corona nicht gestattet.
Party machen trotz Corona
Wie Kultur in Zeiten von Corona funktioniert, weiß mittlerweile auch Füenf-Mitglied Patrick Bopp. Das dritte Konzert vor Auto-Publikum ist die Öhringer Mucke heute für ihn. "Sehr komisch", fand er es bei seinem ersten Auftritt. Schnell habe man sich zusammen mit den anderen vier Sängern jedoch auf die surreale Situation eingestellt. "So hat es auch das Publikum gemacht", berichtet der Tenor. "Zunächst scheint es doch recht frustrierend, gegen Autos anzusingen. Wenn man sich aber auf die neuen Gegebenheiten einlässt, wird es super", findet auch sein Sängerkollege Kai Podack. "Wir machen Party - trotz Corona", verraten die beiden ihr Motto, bevor es für sie zum Einsingen in den Backstage-Bereich geht.
Während überall in den baden-württembergischen Ballungsgebieten die Autokinos aus dem Boden gestampft werden, ist das Konzert der A-cappella-Band Füenf für das Öhringer Publikum vorerst die letzte Vorstellung. Und was bleibt? "Eine Serie von tollen Veranstaltungen, die ohne unsere zahlreichen Unterstützer nicht möglich gewesen wäre", findet Mitorganisator Heiko Volkert von der der Veranstaltungsreihe "Kleinkunst im Kino".
Mit Hupkonzert empfangen
Ein mächtiges Hupkonzert empfängt einen Moment später die Akteure des Abends auf der Bühne. Und Pelvis, Justice, Memphis, Little Joe und Dottore Basso lassen es auf die lautstarke Begrüßung hin gleich ordentlich krachen. Ganz im Motto des Programms, das da lautet: "005 - im Dienste Ihrer Mayonnaise".
Mit einem Ernährungs-Ratgeber-Medley geht es durch die Hits der 1980er. Nicht, dass Deutschrocker Klaus Lage etwa Ernährungsexperte wäre. Nein, hier wird dessen Kuschelrock-Song "Tausendmal berührt" nur ganz unorthodox zu "Tausendmal püriert". Ebenso wie der Sade-Hit "Smoothe operateur" zur Unzufriedener-Gast-im-Restaurant-Version wird: "Das ist Schuhsohlenleder" heißt es im Refrain der Füenf-Adaptation. Da wird aus dem musikalisch reduzierten Opus-Dauerbrenner "Life is life", "Fleisch ist Fleisch" und aus "Surfin" USA" der Beach Boys wird das Statement aller, die vor dem Kühlschrank kapitulieren: "Scheiß auf die Diät".
Liebeslied zum Thermomix
Mit Little Joes sanft säuselndem Gesang und den einfühlsamen Backing Vocals seiner Sangeskollegen geht es weiter zu einem veritablen Liebeslied. Und zu einer weniger bekannten Form des "Social distancing". "Ich liebe meinen Thermomix, weil er täglich meine Frau beglückt", singen die Füenf im Lied "Mein Thermomix". Glockenklar, tonrein und in vollendeter Harmonie. Da darf - dass es ja nicht zu süßlich wird - eine angesagte Schmuse-Rap-Einlage nicht fehlen.
Ob mit Verballhornung von Texten bekannter Schlager, dem "Stroßaboh"-Lied vom legendären Wolle Kriwanek oder aber mit eigenem Liedgut: Das Stuttgarter Quintett begeistert die Menschen auf ihren Autositzen. Dementsprechend ist die Resonanz vonseiten der Vehikel. Das zeigt sich im lautstarken Hupen oder sanften Blinken. Und beim Mitsingen und Klatschen. Das hat sich das Publikum in seinen Wagen nämlich noch nicht völlig abgewöhnt. Trotz Corona.
Zahlreiche Auszeichnungen
Seit 1995 ist die Stuttgarter A-cappella-Formation Füenf auf den deutschen Bühnen unterwegs. Wenn auch nicht immer in derselben Besetzung: Geblieben sind die Gründungsmitglieder Christian "Justice" Langer und Jens "Pelvis" Heckermann. Im Tenorfach unterstützen aktuell Patrick Bopp alias "Memphis" und Kai Podack ("Little Joe") die Formation, während Francesco Cagnetta ("Dottore Basso") den Part des Bass-Baritons übernommen hat. Im Herbst 2004 machten die fünf studierten Sänger mit dem Projekt "Singing in the train" auf sich aufmerksam: In der Stuttgarter Straßenbahnlinie 15 kam statt der üblichen Ansage eine von den Künstlern gesungene Version der Haltestellen-Namen vom Band. Füenf ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg.