Freibad in Langenbeutingen kann nicht öffnen
Gemeinde findet kein qualifiziertes Personal zur Saison 2017

So voll war es selten im Sitzungssaal in der Mühle in Langenbrettach. Rund 80 Bürger sind gekommen, die die Information der Gemeindeverwaltung zum Teil mit Kopfschütteln und Unverständnis quittieren. Denn wie Bürgermeister Timo Natter mitteilt, kann das Freibad in Langenbeutingen zur demnächst beginnenden Saison nicht öffnen. Eine Beckenaufsicht hat zum April gekündigt, die Gemeinde sucht qualifiziertes Personal − ohne Ergebnis. Der Bademeistermangel ist längst bundesweit ein Problem. "Wir hatten bis zuletzt gehofft, eine Lösung zu finden", sagt Natter. "Aber da ist nichts zu machen."
Der Rathauschef erläutert, dass die Gemeinde sowohl lokal als auch überregional Stellenanzeigen geschaltet hat. "Wir haben null Bewerbungen bekommen." Parallel habe die Verwaltung nach anderen Lösungen gesucht und bei den umliegenden Bäderbetrieben in Heilbronn und Neckarsulm, Öhringen, Oberstenfeld und Beilstein sowie in Bad Friedrichshall angefragt, ob eine Kooperation möglich ist − ohne Erfolg. "Im Gegenteil", sagt Natter. "Es kommen jetzt Personalanfragen an uns, wenn wir nicht öffnen." Die Vergabe an einen privaten Betreiber sei rechtlich nicht darstellbar.
Verständnis Gleichzeitig warb Langenbrettachs Bürgermeister für Verständnis: Eine Badeaufsicht unterliege einer Urlaubssperre von Mai bis September, der Rest des Jahres müsste in Langenbrettach mit Tätigkeiten im Bauhof gefüllt werden. "Wer will das schon machen?", fragt der Verwaltungschef.
Aufsicht Wenn das Freibad in Langenbeutingen mehr als sechs Stunden pro Tag öffnen will, braucht der Betrieb zwei Aufsichten: eine Beckenaufsicht plus eine Badeaufsicht, also einen Bademeister oder Fachangestellten für Bäderwesen. "Das war in den vergangenen Jahren schon schwierig", erinnert Natter. "Aber wir haben es immer irgendwie geschafft." Auch Versuche, mit umliegenden Kommunen zu kooperieren, die nur ein Hallenbad haben, seien gescheitert. "Stand heute haben wir keine Möglichkeit, das Freibad zu öffnen."
Aus dem Zuhörerraum gibt es immer wieder Wortmeldungen und Fragen, obwohl dies, wie Natter mehrfach betont, in der Sitzung so nicht zulässig ist − zum Ärger manches Bürgers. Auch wiederholt Natter mehrfach, dass er öffentlich keine Angaben zu Personalfragen machen darf, nachdem ein Bürger konkret wissen will, warum eine Angestellte die Aufgaben nicht wahrnehmen kann.
Den Vorwurf, der Personalengpass komme Rat und Verwaltung gerade Recht, weil das Bad ohnehin sanierungsbedürftig ist, wollen Gremium und Bürgermeister nicht auf sich sitzen lassen. Ebenso wenig, dass sie nichts oder erst zu spät etwas getan hätten. "Wenn es nicht um den Schutz von Personen ginge, hätten wir auch schon früher an die Öffentlichkeit gehen können."
Öffentlichkeit Auf ebendiese Öffentlichkeit setzen Verwaltung, Gemeinderat und der Förderverein des Freibads jetzt bei der Suche. "Ich habe die schmale Hoffnung, dass sich noch irgendein Strohhalm ergibt", bekräftigte Rolf Petermann-van den Berg, Gemeinderat und Vorsitzender der Freibadfreunde. Mehrere Gemeinderäte wie auch Ortsvorsteher Marcus Reichert weisen daraufhin, dass sie − jetzt, wo das Problem öffentlich ist − für Fragen und Anregungen ansprechbar sind, ebenso wie die Verwaltung.
Um dem Ziel, das Bad 2017 zu öffnen, Nachdruck zu verleihen, beschließt der Rat einstimmig, den Betrieb spätestens zum 30. Juni zu starten, wenn sich bis dahin geeignetes Personal findet. Erste konstruktive Rückmeldungen erreichen den Rathauschef bereits einen Tag nach der Sitzung: von "Können wir irgendwas tun?" bis hin zu "Wo kann ich eine Bademeisterprüfung machen?".