Hochschule international: Technischer Nachwuchs für Weltmarktführer gesucht
Der demografische Wandel macht sich auch bei den technischen Studiengängen bemerkbar. Was sich bei der Hochschule Heilbronn derzeit tut.

Der Countdown hört sich auf den ersten Blick wie ein verzweifelter Hilferuf der Hochschule Heilbronn an, um Interessierte für den Campus Sontheim oder für die Reinhold-Würth-Hochschule in Künzelsau zu gewinnen: Auf die technischen Studiengänge können sich Interessierte noch bis 11. März bewerben und sich direkt einschreiben. Der zweite Blick relativiert diesen recht einfachen Zugang, ein Problem bleibt: Bei den Technikern wäre mehr drin.
„Technik ist deutschlandweit schwach nachgefragt“, sagt Anke Ostertag, in Künzelsau Dekanin an der Fakultät Technik und Wirtschaft. Die Verantwortlichen begründen die Entwicklung mit dem demografischen Wandel. Die Region Heilbronn könnte aber mehr Jugendliche gebrauchen. „Wir sind in der Region der Weltmarktführer“, sagt sie mit Blick auf Unternehmen, die weltweit zur Spitze gehören. „Wir brauchen technischen Nachwuchs.“
Technische Studiengänge schwächeln: Das tut sich an der Hochschule Heibronn
Die Hochschule Heilbronn hat deshalb eine vielfältige Werbeoffensive an den Start gebracht. Zusammen mit Unternehmen gibt es am Standort Künzelsau ein Stipendienprogramm, bei dem Studenten im ersten Jahr 500 Euro pro Monat erhalten, ein Tablet dazu sowie ein Jobangebot im dritten Semester. Außerdem können Studenten an allen vier Standorten während eines Orientierungssemesters in verschiedene Bereiche hineinschnuppern, um erst danach das passende Angebot zu wählen. Die jetzt beworbene Möglichkeit, sich für einen Studienplatz bis zuletzt zu melden, ist nicht ungewöhnlich. Das sei bei zulassungsfreien Studiengängen immer so, erklärt Prorektor Ulrich Brecht, der den Geschäftsbereich Studium und Lehre leitet.
In Heilbronn und Künzelsau gibt es im technischen Bereich zwölf Studiengänge, in Sontheim kommen hier laut Ulrich Brecht 1100 Studenten zusammen und in Künzelsau weitere 350. Die Studiengänge seien voll, sagt er. „Wir könnten voller werden“, ergänzt Anke Ostertag.
Noch mehr Studenten aus dem Ausland sollen an die Hochschule Heilbronn kommen
Die Hochschule will hier deshalb noch stärker international auftreten und im Ausland um Studenten werben. Teilweise werden die Details dazu erarbeitet. Dieser Schritt bedeute einen deutlichen Mehraufwand, so Anke Ostertag und Carsten Wittenberg, Dekan der Fakultät Mechanik und Elektronik in Sontheim. Man müsse ausländische Studenten beispielsweise bei der Wohnungssuche genauso begleiten wie ihnen helfen, soziale Kontakte zu knüpfen und ein Konto zu eröffnen.
Erste Schritte der Techniker hat es bereits am Campus Sontheim gegeben, wo einzelne Studiengänge ein englischsprachiges Grundstudium haben. Nebenher müssten die Studenten Deutsch lernen. Ziel sei es, den Abschluss auf Deutsch zu machen, sagt Carsten Wittenberg. Ulrich Brecht sagt: Man setze auf „study to stay“. Das heißt in etwa: studieren, um zu bleiben. Der Campus Künzelsau beobachtet die Sontheimer Erfahrungen genau und will sogar noch weitergehen. Dort werden Studiengänge erarbeitet, die ganz auf Englisch stattfinden sollen. Außerdem gibt es hochschulweit mit Partnerhochschulen im Ausland sogenannte Double Degrees – also Abschlüsse in Heilbronn sowie einer Bildungsstätte im Ausland.
Die Hochschul-Vertreter aus Heilbronn setzen außerdem darauf, dass der Landtag von Baden-Württemberg die Studiengebühren für Studenten aus dem nichteuropäischen Ausland abschafft. Die seien ein Standortnachteil, so Carsten Wittenberg.
Tech-Day: Das ist die besondere Werbung
Der "TechDay - in your MINT" möchte jungen Leuten Lust auf die MINT-Fächer machen, also auf Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Im Stil eines Tags der offenen Tür präsentiert sich die Hochschule Heilbronn deshalb am Donnerstag, 16. Mai, am Campus Sontheim mit Zukunftsthemen in Forschung und Lehre. Laut einer Pressemitteilung können Besucher am Campus Sontheim durch zahlreiche Themeninseln schlendern, die die Bereiche KI, Nachhaltigkeit, Produktion, Mobilität, Robotik, Innovation, Gaming und Gesundheit bespielen. Interessierte schauen hinter die Kulissen und lernen etwa die Mensch-Maschine-Interaktion kennen, erleben autonome Fahrzeuge oder können sich auf eine Gaming-Zeitreise begeben.