Erstmals wird in Hohenlohe ein bestehendes Windrad ersetzt
Bei Schleierhof stehen mit die ältesten Windräder in Hohenlohe. Erbaut worden sind sie 2001. Nun wird erstmals eines davon ersetzt, um Platz zu machen für eine größere Anlage, die mehr als zehnfach so stark ist. Doch bürokratische Hürden bleiben doch.

Zwei aus heutiger Sicht kleine Windräder drehen sich gemächlich vor einem grauen Hochnebel-Himmel. "Der März ist in diesem Jahr ungewöhnlich windschwach", sagt Benjamin Friedle, den Blick nach oben gerichtet. Hier, an der Hohen Straße, wo sich die Grenzen von Weißbach, Forchtenberg und Schöntal treffen, stehen die Anlagen bereits seit 2001. Sie gehörten damals zu den ersten im Kreis, die Genehmigung - so berichtete es die HZ seiner Zeit - war kein Problem. Alles ging ganz schnell, die bürokratischen Hürden waren gering.
"Repowering" heißt das Zauberwort
Davon kann Benjamin Friedle, Geschäftsführer der Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH mit Sitz in Niedernhall, heute nur träumen. Trotz der Versprechen aus der Politik, die Genehmigungsverfahren im Sinne der Energiewende zu beschleunigen, dauert vieles immer noch sehr lange. Wobei: "Hier hat es nur 17 Monate gedauert, das ist relativ schnell", sagt Friedle mit Blick auf das aktuelle Projekt. Die Bürgerwindpark Hohenlohe plant oberhalb von Schleierhof und Westernhausen ein sogenanntes Repowering. Das Fachwort bezeichnet im Grunde eine Erneuerung eines Kraftwerks durch eine modernere und leistungsfähigere Version. In diesem Fall soll eines der beiden Windräder durch ein neues ersetzt werden.
Ein Ersatz eins-zu-eins ist es nicht: Das neue Windrad entsteht ein paar hundert Meter weiter
Nun könnte man denken: Das Alte wird abgebaut und an dessen Stelle kommt das Neue und nutzt einfach die vorhandene Infrastruktur. Weit gefehlt. Theoretisch könnte man den Netzanschluss zwar nutzen, doch sei dieser viel zu klein, erklärt Friedle. "Seit die Anlage 2001 gebaut wurde, sind über 20 Jahre technische Entwicklung vergangen.
Das neue Windrad wird zweieinhalb mal so groß sein und elfmal so viel Ertrag bringen." Also wird das alte Windrad abgebaut und das neue entsteht an einem Standort ein paar Hundert Meter weiter. Einen Vorteil für die Planung bringe das bereits bestehende Windrad eigentlich nicht, es verkompliziere manches sogar, so Friedle, da es in allen Genehmigungsschritten mitbetrachtet werden müsse. Und wie geht es jetzt weiter?
Archäologen interessieren sich ebenfalls für die Windkraft-Fläche
Die Bauarbeiten für die neue Windkraftanlage sollen laut Benjamin Friedle Mitte kommenden Jahres beginnen. Dabei werde das Projekt auch von Archäologen begleitet, da man sich sowohl in der Nähe einer neolithischen Siedlung wie auch des historischen Fernhandelswegs, der Hohen Straße, befindet. Nominell wird die Windkraftanlage dann als WEA 6 dem angrenzenden Windpark Weißbach zugerechnet, auch wenn sie auf Gemarkung Forchtenberg stehen und technisch komplett unabhängig sein wird. Drehen soll sie sich ab dem zweiten Halbjahr 2026. Erst dann sei der notwendige Umbau eines Umspannwerks abgeschlossen. Außerdem müsse man für manche Komponenten lange Lieferzeiten einplanen. Der Rückbau des dann 25 Jahre alten, bestehenden Windrads ist für Anfang 2026 geplant.
Hilft die neue Anlage, endlich das Ausbauziel für Windkraft im Land zu erreichen?
"Wir freuen uns jedenfalls, unseren Beitrag zum Ziel, jährlich 100 neue Anlagen im Land zu bauen, zu leisten", zieht Friedle ein Fazit. Im ersten Quartal 2024 sei das bislang eine von nur drei genehmigten Windenergieanlagen in Baden-Württemberg. Daran zeige sich leider, wie hoch die bürokratischen Hürden immer noch seien.
Bürokratische Hürden sind immer noch hoch
Das sieht Friedle auch an anderen Stellen. Seit Jahren soll die sogenannte bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung im Windpark Weißbach eingeführt werden. Das bedeutet, die nächtlichen Blinklichter sind nur aktiv, wenn sie für den Luftverkehr benötigt werden - das hatten auch Bürger immer wieder gefordert. Doch Lieferschwierigkeiten verzögerten bereits die Anschaffung der nötigen Technik (wir berichteten). Inzwischen jedoch wäre der Einsatz bereits seit 2022 möglich, wie Benjamin Friedle auf HZ-Nachfrage bestätigt.
Woran hakt es also noch? Nachdem man lange auf die notwendige Test-Befliegung habe warten müssen, lägen die Unterlagen nun seit geraumer Zeit beim Regierungspräsidium. Bekommt die Bürgerwindpark Hohenlohe von dort das Go, könnte es sofort losgehen. Bis heute habe das Ganze dann insgesamt fünf Jahre gedauert. Ob es bei einer neuen Anlage, die mit der entsprechenden Technik bereits ausgestattet ist, schneller geht? Benjamin Friedle lacht. "Ein bisschen vielleicht", sagt er und zuckt mit den Schultern.
Zahlen und Fakten zum Windpark
Durch das sogenannte Repowering erhöht sich der Ertrag des Windrads bei Schleierhof um den Faktor elf auf 13 Millionen Kilowattstunden - Strom für rund 4000 Durchschnittshaushalte. Das geplante Windrad hat eine Nabenhöhe von 164 Metern und einen Rotordurchmesser von 163 Metern. Der Windpark Weißbach mit seinen fünf Anlagen wird seit 2016 von der Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH gemeinsam mit 240 Bürgern betrieben. Für das Repowering soll auch eine finanzielle Beteiligung angeboten.