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Erste Gäwele-Tour: So rückt die Wanderung den Hohenloher Wein ins Bewusstsein

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Zwischen Untersöllbach und Michelbach lockt die erste Ausgabe des Events Menschen hinaus in die Weinberge.

Von Matthias Lauterer
Die erste Gäwele-Tour war ein voller Erfolg: Jens Breuninger und seine Mitinitiatoren haben Weitblick bewiesen und dem Publikum eine Weinwanderung mit spektakulären Aussichten geboten.
Fotos: Matthias Lauterer
Die erste Gäwele-Tour war ein voller Erfolg: Jens Breuninger und seine Mitinitiatoren haben Weitblick bewiesen und dem Publikum eine Weinwanderung mit spektakulären Aussichten geboten. Fotos: Matthias Lauterer  Foto: Alternativer Fotograf

Mit einem fruchtigen Muskateller beginnt die Gäwele-Tour am sonnigen Vatertag genau richtig. Das findet auch Petra Zendler, die mit ihrer Familie Weinberge beackert und die Trauben bei der Fürstenfass-Kellerei abliefert. Sie und ihr Mann betreiben eine der Ausschankstellen, die die Menschen auf die erste Gäwele-Tour locken sollen. Das aktuelle Weinjahr hat für die Weinbauern nicht gut begonnen: Der Frost hat zugeschlagen. An manchen Stellen seien 90 Prozent der Reben geschädigt, berichtet Zendler. Zendler rechnet mit einem langen Arbeitstag: "Bis 23 Uhr ist"s genehmigt", schmunzelt sie. Aber der Wein löst bereits am Vormittag die Zungen, bis dahin fremde Menschen kommen ins Gespräch.

Wein, den die junge Generation trinken will

Einen Sauvitage, eine erstmals abgefüllte pilzresistente Sorte, empfiehlt Andreas Ickert. Der Wein ist noch jung und wild, hat allerlei Aromen, "eigensinnig" nennt Ickert das. "Mit dieser Rebe müssen wir noch Erfahrung sammeln, sowohl im Weinberg als auch im Keller", sagt er. Neue Sorten hätten große Bedeutung für die Weinbauern: Pilz- und Klimaresistenz seien Anforderungen, die durch gezielte Neuzüchtungen erfüllt würden. Und die junge Generation habe andere Erwartungen an den Wein, da müsse man kreative Ideen haben. Eine dieser Ideen sind die neuentwickelten Mehrwegflaschen, in denen der Sauvitage angeboten wird.

Wer so fleißig den Berg hinauf schnauft, hat sich einen Tropfen verdient. Nicole Dieroff (rechts) begrüßt viele fröhliche Gäste.
Wer so fleißig den Berg hinauf schnauft, hat sich einen Tropfen verdient. Nicole Dieroff (rechts) begrüßt viele fröhliche Gäste.  Foto: Alternativer Fotograf

Am Ausschank des Weinhofs Dieroff steht ein Klassiker auf dem Programm: Ein Silvaner "Alte Rebe", der ganz in der Weintradition der Region steht. Ein reifer Wein mit wenig Säure, der auch zur aufkommenden Mittagshitze gut passen will. So unterschiedlich wie die Weine, sind auch die Methoden ihrer Erzeuger. "Ab dem Jahrgang 2024 sind wir Bio-Weingut", berichtet Nicole Dieroff. Das Weingut verzichtet auf Pestizide und bekämpft Unkraut mechanisch und biologisch: mit eigenen Hühnern, die im Weinberg herumlaufen.

Den Boden zu regenerieren, ist das Ziel: Spezielle Kräuterkomposte und homöopathische Mittel sollen dafür sorgen, dass sich Würmer und Kleinlebewesen wieder in lockerem Boden der Weinberge tummeln. Die Dieroffs haben sich nicht der Genossenschaft angeschlossen, sind Selbstvermarkter. Sie fahren hinaus zu ihren Kunden in ganz Deutschland, sehen sich auch als Botschafter der Landwirtschaft. "Die Kunden wollen das, sie wollen das Gesicht hinter dem Wein kennen." Und man sei unabhängig vom Einzelhandel, habe direkten Kontakt zum Kunden. Auch Dieroffs denken intensiv über neue, pilzresistente Sorten nach.

Hohenloher Wein wieder im Bewusstsein

Kaum gewählt und schon beim Gäwele: Weinprinzessin Alisa (rechts) und Weinkönigin Franziska (links).
Kaum gewählt und schon beim Gäwele: Weinprinzessin Alisa (rechts) und Weinkönigin Franziska (links).  Foto: Alternativer Fotograf

Zum Abschluss der Wanderung gibt es bei Jens Breuninger, am höchsten Punkt der Tour, noch einen Muskattrollinger. Der Rosé ist überraschend schwer und vollmundig. Es ist inzwischen früher Nachmittag, die Sitzplätze sind gut besetzt und es kommen noch immer Menschen. Als Mitinitiator der Gäwele-Tour ist Breuninger hochzufrieden: "Wir wollten den hiesigen Wein wieder ins Bewusstsein rücken", war seine Intention. Das scheint gelungen. Er zeigt am Horizont, wo überall gleichzeitig Feste stattfinden, "und hier ist"s voll. Der Wein wird halt positiv wahrgenommen." Er ist im Aufsichtsrat der Fürstenfass-Genossenschaft und diese hat ein ganz spezielles, nicht lokal orientiertes Vertriebskonzept: "Einen Söllbacher Wein gibt es nicht mehr. Für uns ist nicht die Herkunft entscheidend, sondern die Marke." Mit dem Auftakt der Gäwele-Tour ist Breuninger zufrieden: "Jeder dieser Menschen ist ein Multiplikator für unseren Wein und unsere Veranstaltung", blickt er optimistisch in die Zukunft.

 
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