Stimme+
Kloster Schöntal
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Erntekrone des Bauernverbands für Bundespräsident Steinmeier

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Frank-Walter Steinmeier nimmt im Klosterareal die Erntekrone des Bauernverbands in Empfang und nimmt sich viel Zeit für Gespräche.

Drei Abende haben zehn Hohenloher Landfrauen und acht Kinder mit großer Akribie und Leidenschaft an der Erntekrone gearbeitet, die der Deutsche Bauernverband am Sonntag in Kloster Schöntal an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben hat. In zwölf Stunden war das Werk vollendet. Dass für diesen traditionellen Akt zum Erntedank im Herbst erstmals Hohenlohe auserkoren wurde, erfüllte alle lokalen Amtsträger mit Stolz.


Einmalige Chance, die Landwirtschaft zu präsentieren

„Als der erste Anruf im Juni kam, haben wir sofort zugesagt“, berichtet Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems. „Das ist eine einmalige Chance, unsere Landwirtschaft zu präsentieren.“ Auch die Hohenloher Kreislandfrauen waren sofort Feuer und Flamme. Sie trafen sich Mitte Juli auf Maurers Bauernhof in Kupferzell-Feßbach, nachdem dafür ein Feld zwei Stunden gemäht worden war. Vorwiegend Weizen, aber auch Gerste, Hafer und Dinkel finden sich in der Krone wieder. Und damit das ganze Spektrum des heimischen Getreides.

Schmücken Als der Bundespräsident um 12.15 Uhr aus der Klosterkirche trat, leuchtete die Erntekrone ihm im milden Oktoberlicht entgegen. Als Steinmeier an ihrer Seite stand, strahlte er: „Sie sieht ganz prächtig aus.“ Sie werde Schloss Bellevue nun „eine ganze Weile schmücken“. Regina Müller aus Dörzbach-Laibach, die Vorsitzende der Hohenloher Kreislandfrauen, nahm den Dank des hohen Gastes mit einem zufriedenen Lächeln entgegen.


Mehr zum Thema

Stimme+
Heilbronn
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Bauernpräsident Rukwied fordert mehr Geld für Wein


Ländlicher Raum muss gestärkt werden

Eine „ganze Generation“ sei beteiligt gewesen: junge ebenso wie langgediente Landfrauen. Das „Projekt Erntekrone“ sei ein Zeichen der Gemeinschaft über alle Altersgrenzen hinweg – und dem Ziel verpflichtet, Bildung und lebenslanges Lernen in dem Verein zu verankern, der immerhin 2500 Mitglieder zählt. Den ländlichen Raum zu stärken: Das sei wichtiger denn je. Auch vonseiten der Bundespolitik.

An alle „Bäuerinnen und Bauern“ gerichtet, sagte Steinmeier Dank für das Einfahren der diesjährigen Ernte mit „menschlicher Leidenschaft und Maschinenkraft“. Er hatte wie 200 weitere Gäste zuvor an einem Gottesdienst in der Klosterkirche St. Joseph teilgenommen. Im „Vaterunser“ heiße es: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Das sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr in Zeiten der Krisen und des Krieges. Steinmeier erinnerte dabei vor allem an die dramatische Lage in der Ukraine. Dort verderbe Getreide, „während in anderen Teilen der Welt Menschen Hunger leiden“.

Strukturwandel stoppen

Nachdem der Bundespräsident die Erntekrone in Empfang genommen hatte, nahm er sich noch viel Zeit an den Ständen im Klosterhof: etwa bei Andrea Specht aus Zweiflingen-Orendelsall, die für den Bundespräsidenten extra schwarz-rot-goldene „Deutschland-Spaghetti“ dabei hatte; oder bei Landwirt Martin Schäfer aus Neuenstein-Steinsfürtle, der die „Agrar-Opposition“ vertrat und für den Erhalt von „klein- und mittelbäuerlichen Betrieben“ appellierte. „Wir müssen den Strukturwandel stoppen, es darf kein weiteres Höfesterben geben“, sagte Schäfer.

Geschäftsführer Martin Boschet stellte die Hohenloher Molkerei mit Sitz in Schwäbisch Hall vor, bei der mehr als 800 Landwirte ihre Milch abliefern. „Wir sind eine eher kleine Molkerei“, sagte Boschet zu Steinmeier. „Unser Ziel ist es, die Selbstständigkeit unserer bäuerlichen Genossenschaft zu erhalten.“ Die Absatzmärkte seien bewusst regional. 

Predigen Ingo Kuhbach aus Mulfingen war einer von vier Pfarrern, die den Gottesdienst gestalteten, zu dem die Presse keinen Zutritt hatte. Im Gespräch mit der Stimme sagte der Chef des katholischen Dekanats Hohenlohe, er habe gepredigt, wie wichtig „Wasser“ sei und dabei auch die Kraft von Jagst und Kocher beschworen, die sowohl segensreich als auch zerstörerisch sein könne. Eine besondere Sache war der Besuch Steinmeiers auch für 24 Jagdhornbläser aus Schöntal, Künzelsau und Öhringen. Volker Ballreich dirigierte und schwärmte: „Das passiert nur einmal im Leben.“

Was es mit der Erntekrone auf sich hat

Erntekronen sind seit langer Zeit das Symbol zum Erntedankfest in den Kirchen. In ihr vereinigen sich bäuerliche und kirchliche Gedanken, Hoffnungen und Dank für eine gute Ernte. Sie bestehen aus einem Kreuz mit vier nach oben und zur Mitte gebundenen Getreideähren. Entstanden ist das Brauchtum Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Überlieferung nach wurde dem Gutsherrn nach Beendigung des Kornschnitts mit der letzten Erntefuhre eine Krone übergeben. Der Bauernverband hält die Tradition mit der Übergabe an den Bundespräsidenten aufrecht.

 

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben