Stimme+
Lesezeichen setzen Merken

Erneut 200 Kälber auf der Autobahn gequält

   | 
Lesezeit  1 Min
Erfolgreich kopiert!

Polizei stoppt Tiertransport bei Bretzfeld - 17 Stunden ohne Wasser - Deutscher Händler verkauft polnische Kälber nach Spanien

Von Hagen Stegmüller
Dieses Tier hat den qualvollen Transport durch Europa nicht überlebt.
Dieses Tier hat den qualvollen Transport durch Europa nicht überlebt.  Foto: H. Stegmüller

Im Auftrag eines Viehhändlers aus Bayern sollten die 200 Kälber von Polen nach Spanien gekarrt werden. Die beiden rumänischen Fahrer einer spanischen Spedition hatten erst in Frankreich einen Zwischenstopp zum Tränken der Tiere geplant. Bereits nach acht Stunden hätten die jungen Rinder laut EU-Verordnung aber zum ersten Mal mit Wasser versorgt werden müssen. Die Polizei zog die Fracht aus dem Verkehr, die Tiere wurden auf einem Hof in Zweiflingen-Tiefensall abgeladen.

Die Ermittlungen der Polizei und des Öhringer Veterinäramts ergaben, dass in den Auflieger 40 Kälber mehr als erlaubt gepfercht worden waren. Wegen der Verstöße verhängte das Veterinäramt eine Geldbuße von 2000 Euro. Weil bis gestern noch etliche Details unklar waren, sah die Behörde davon ab, Strafanzeige zu stellen. "Es bleibt wohl bei einer Ordnungswidrigkeit", sagte Veterinärin Silke Habel. Allerdings werde man die Weiterfahrt "in dieser Form" nicht gestatten. Sie geht davon aus, dass der Auftraggeber aus Bayern ein Ersatzfahrzeug beschafft.

Nach einer 17-stündigen Durststrecke erhielten die Kälber in Tiefensall Milch und Wasser. Zu verdanken hatten sie dies einer Streife der Autobahnpolizei. Sie hatte den Transport bei Bretzfeld angehalten.  Foto: H. Stegmüller
Die Streife der Autobahnpolizei war am Sonntagnachmittag auf den spanischen Lkw aufmerksam geworden. Auf einem Rastplatz bei Bretzfeld stellten die Beamten fest, dass die Wasserzuführung zu den Tränken nicht funktionierte. Unablässig schleckten die durstigen Kälber an den Gitterstäben. Erst in Tiefensall wurden die Tiere mit Milch und Wasser versorgt. Zusätzlich zur Geldbuße muss der Viehhändler dem Tiefensaller Landwirt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von mehreren tausend Euro bezahlen. Die 200 Kälber hielten die Landwirt-Familie am Sonntag bis nachts um zwei Uhr und gestern erneut den ganzen Tag auf Trab. In Zehner-Gruppen wurden die Tiere dreimal an die Milchtränke geführt. Die Prozedur dauerte mehrere Stunden.

Erst vor vier Wochen hatte die Polizei bei Bretzfeld einen überladenen Kälber-Transport gestoppt. Die Tiere hatten auf ihrem Weg von Ungarn nach Belgien ebenfalls 17 Stunden kein Wasser bekommen. Nach einem Zwischenstopp in Tiefensall und der Bezahlung von 3000 Euro Geldstrafe und 5000 Euro Aufwandsentschädigung durften die ungarischen Fahrer nach einem Tag Zwangspause wieder zurück auf die Autobahn.


 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben