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Enttäuschung und Trauer überwiegen

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Pfarrerin Anne Heilig-Müller wechselt überraschend in den Vorruhestand

Von Henry Doll
Nach knapp zwei Jahren als Pfarrerin beim Dekanat und als Pfarrerin für das Projekt Friedwaldbestattungen verlässt Anne Heilig-Müller Künzelsau.Foto: Henry Doll
Nach knapp zwei Jahren als Pfarrerin beim Dekanat und als Pfarrerin für das Projekt Friedwaldbestattungen verlässt Anne Heilig-Müller Künzelsau.Foto: Henry Doll

Künzelsau - Nein, ein Happy-End, ein gutes, versöhnliches Ende, gibt es in dieser Geschichte offenbar nicht. Pfarrerin Anne Heilig-Müller (61), seit September 2009 mit jeweils 50 Prozent Pfarrerin beim Dekanat Künzelsau und Beauftragte für Friedwald-Bestattungen bei der Landeskirche, ist seit dem 1. September offiziell im Ruhestand. Mit der Arbeit im Kirchenbezirk Kün-zelsau habe das nichts zu tun, sagt sie. Auch nicht mit dem Weggang von Dekanin Ursula Kannenberg. "Sie war meine Schülerin und dann meine Chefin", sagt Anne Heilig-Müller und lacht. Klar, der Weggang habe sie traurig gemacht. Sie vermisse die Kannenbergs. Verantwortlich für ihren eigenen Weggang sei indes die Streichung der ursprünglich auf fünf Jahre angelegten Friedwald-Projektarbeit für die Landeskirche.

Projekt gestrichen Ihr sei, so betont Anne Heilig-Müller, zugesichert worden, dass die Projektstelle Friedwaldbestattungen bis zu ihrem Ruhestand mit 65 Jahren erhalten bleibt. Doch die Würfel in Stuttgart fielen wohl anders. "Die Kirchenleitung hat sich mit der Projektstelle umbesonnen", sagt die Pfarrerin, die insgesamt nur knapp zwei Jahre lang in Künzelsau wirkte. Für sie sei der Umdenkungsprozess nicht nachvollziehbar. Als die Kirchenleitung ihr angeboten habe, nunmehr "Hilfsdienste" (O-Ton Heilig-Müller) beim Dekan zu übernehmen, sei für sie klar gewesen, dass das nicht ihre Sache ist. "Trotzdem war es das Einzige, was sie mir angeboten haben." 34 Jahre arbeitete sie als weitgehend selbstständige Pfarrerin. Für sie war klar, dass sich diese neue Ausrichtung nicht gut anfühlt und für sie nicht funktionieren wird.

Leicht fiel ihr der Abschied nicht. Zumal sie, weil der Dienstweg es offenbar so erforderte, selbst um die Versetzung in den Vorruhestand bitten musste. Sie empfand das als zusätzlich demütigend, weil sie für die Veränderung ihrer Arbeitsgrundlage nichts konnte. "So macht man das in der Kirche", sagt sie und schiebt energisch die Kaffeetasse, die vor ihr auf dem Tisch steht, ein Stück zur Seite.

Das Projekt Friedwaldbestattungen war ihr wichtig und ist, wie sie betont, auch wichtig für die Kirche insgesamt. Es gehe um die Frage, wie auf diesen Friedhöfen ein kirchliches Angebot gemacht werden kann. Es gehe um neue Bestattungsformen. Man könne die zusätzlichen Bestattungen nicht einfach dem örtlichen Pfarrer aufbürden.

Dass dieses Projekt zeitlich zusammenfiel mit der neuen Regelung für angeordnete (Armen-)Bestattungen auf dem Waldfriedhof bei Schloß Stetten, ist reiner Zufall. Dieses lokale Projekt in Künzelsau habe nichts mit dem Projekt der Landeskirche zu tun gehabt.

Wiedersehen Anfang Juni stellte sie den Antrag auf Entlassung in den vorzeitigen Ruhestand. Damit begann für sie eine Zeit der Trauer, wie sie zugibt. "Gerettet" habe sie in den zurückliegenden Wochen die Wiederentdeckung eines alten Hobbys. Sie widmet sich dem Reitsport, wie sie das vor vielen Jahren schon einmal getan hat.

Und nun? Sie möchte künftig mehr freiberuflich als Kunsttherapeutin arbeiten. Wohnen wird sie weiterhin in Bad Mergentheim. Einen Abschiedsgottesdienst gab es nicht. Lediglich einen Vertretungsgottesdienst in Schäftersheim, wo sie bis 1994 insgesamt acht Jahre lang als Pfarrerin gearbeitet hatte. "Das war rührend, die kamen zuhauf", erzählt sie. "Aber das war kein Abschiedsgottesdienst, das war ein Vertretungsgottesdienst." Sie zog nach dem Gottesdienst den Talar aus und beendete so 34 Berufsjahre als Pfarrerin. "So lange man eine ganz normale Pfarrstelle hat, ist Stuttgart weit", sagt sie. Ja, das war ihr Beruf. Juristisch habe die Kirchenleitung alles korrekt gemacht. "Aber ansonsten kann man sich über manches streiten", sagt sie.

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