Einem Kleinod in Schloß Stetten neues Leben eingehaucht
Seit mehr als 20 Jahren war das Barockschloss in Schloß Stetten unbewohnt, noch weitaus länger befand es sich aufgrund von Erbteilungen in fremden Besitz. Jetzt sind die Anlagen wiedervereint, doch beim Barockschloss steht noch eine Mammutaufgabe bevor.

"Für mich geht wirklich ein Jugendtraum in Erfüllung", betont Wolfgang von Stetten. "Ich habe 50 Jahre darum gekämpft, und mein Sohn hat es dann geschafft", freut sich der 78-Jährige.
Was 1644 durch Erbteilungen getrennt wurde, ist jetzt wiedervereint. Nachdem es Wolfgang von Stetten nach zähen Verhandlungen im Juni 1988 gelungen war, alle Eigentumsanteile der Burganlage zu erwerben, kaufte sein Sohn Christian im Jahr 2015 das seit mehr als 20 Jahren unbewohnte Barockschloss und einige Nebengebäude.
"Das Schloss sah damals schon grauslich aus", sagt Christian von Stetten und zeigt im noch nicht renovierten Teil auf einige Deckenbalken. "Aber jetzt arbeiten wir uns Zimmer für Zimmer vor", betont er.
Renovierung ist eine Mammutaufgabe

Dass das eine Mammutaufgabe ist, zeigt ein Gang durch das Barockgebäude. Knapp zwei Jahre werden die Renovierungsarbeiten mindestens noch dauern. Im Herbst 2020 soll das Gebäude dann komplett renoviert sein.
Einige Bereiche sind aber bereits fertiggestellt. "Hier ist das Standesamtszimmer, da können Sie heiraten und sich anschließend in der benachbarten Kirche trauen lassen. Und hier ist mein neues Büro", sagt Christian von Stetten bei der kleinen Führung durch die schmucken Räume. Der barocke Schreibtisch steht bereits im hohen hellen Bürozimmer, der technisch über eine hochmoderne Ausstattung verfügt - Glasfaserkabel inklusive.
Auch Bibliothek und Museum sind geplant
Neben weiteren Büroräumen plant Christian von Stetten auch ein Museum, Räume für Ausstellungen und eine Bibliothek. Ob es künftig auch regelmäßig Veranstaltungen im Schloss geben wird, ist noch offen. "Das muss man sich noch überlegen und das Denkmalamt will ja auch gehört werden", gibt Wolfgang von Stetten zu bedenken.
Wie gut sich der Gewölbesaal im Erdgeschoss für Veranstaltungen eignet, zeigt sich bei einem Annâweech-Konzert vor einigen Tagen. Schließlich muss die Wiederbelebung des Barockschlosses auch gefeiert werden.

Es ist das erste öffentliche Konzert, das seit 1983 im Gebäude stattfindet. Und die 210 Besucher sind vom renovierten Saal beeindruckt. "Es ist ein richtiger Glücksfall, dass diesem Barockschloss wieder Leben eingehaucht wird", freut sich der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann.
Auch Eberhard Gienger singt mit
Und Eberhard Gienger, der 1978 seine Hochzeit in dem Gebäude gefeiert hat, erinnert sich gerne zurück: "Es war ähnlich, aber lange nicht so schön wie heute", betont der Freund von Christian von Stetten. Der Reckweltmeister lässt es sich auch nicht nehmen, gemeinsam mit Annâweech auf der Bühne zu singen. Die Hymne "Hohâloher Land" trägt Gienger astrein und auswendig vor.
"Das Turnen und das Singen, das kannst Du nicht verzwingen", reimt der gebürtige Künzelsauer hinterher gut gelaunt. Gut gelaunt zeigt sich auch Christian von Stetten, der den Abend sichtlich genießt. "Was fast 400 Jahre geteilt war, ist jetzt wieder zusammen", freut sich der 48-Jährige und betont: "Am Ende des Tages ist es jetzt meine Aufgabe, das Schloß in die nächste Generation hinüber zu führen."