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Ein Menschenfreund, der so tickt wie das Jagsttal

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Karl Hehn, Ex-Bürgermeister und Ex-Abgeordneter, wird 70 Jahre − Lange das Aushängeschild der CDU

Von Ralf Reichert
Karl Hehn kam 1957 als Stift nach Hohenlohe, 15 Jahre später kehrte er als Bürgermeister von Schöntal zurück. In seinem Arbeitszimmer ist diese Zeit noch lebendig. Auch der einstige Landtagsabgeordnete lacht auf einem Wahlplakat.Foto: Ralf Reichert
Karl Hehn kam 1957 als Stift nach Hohenlohe, 15 Jahre später kehrte er als Bürgermeister von Schöntal zurück. In seinem Arbeitszimmer ist diese Zeit noch lebendig. Auch der einstige Landtagsabgeordnete lacht auf einem Wahlplakat.Foto: Ralf Reichert

Schöntal - Wenn Hermann Wörner am 1. Mai 1957 nicht versumpft wäre und deshalb am Morgen danach nicht etwas länger geschlafen hätte, wer weiß, ob Karl Hehn jemals Bürgermeister geworden wäre. Der 2. Mai 1957 war Hehns erster Arbeitstag als "Unterstift" im Rathaus von Waldbach, und ausgerechnet an jenem Morgen sprang die Kette seines Mopeds herunter, das der damals 17-Jährige gebraucht gekauft hatte − nicht einmal, sondern dreimal. Seine Hände, sie waren kohlrabenschwarz. Und Tränen liefen über seine Wangen, als er endlich vor dem Rathaus ankam − eine halbe Stunde zu spät.

Der "Oberstift" und das "Schreibmadle" schritten aus der Tür, sahen ihn mitleidig an und sagten: "Jetzt komm" erstmal rein." Sie gingen in den Sitzungssaal, es war ganz ruhig, und auf einmal hörte er jemand schnarchen. Es kam aus dem Zimmer darüber, damals wohnte der Bürgermeister noch im Rathaus, und so hat Hermann Wörner nie erfahren, dass Hehn gleich am ersten Tag zu spät erschienen war. Die Dinge nahmen ihren Lauf, der fleißige Stift und sein strenger Lehrmeister konnten gut miteinander, und nach einem halben Jahr wusste Hehn: "Ich will Bürgermeister werden."

Zufrieden

Am heutigen Dienstag blickt der Bieringer auf 70 Lebensjahre zurück, und die Zeit als erster Mann von Schöntal − sie dauerte immerhin 24 Jahre − war für ihn die "wichtigste und schönste Phase" in den sieben Dekaden. Was danach kam, waren spannende Zugaben. Vor allem jene fünf Jahre als CDU-Landtagsabgeordneter. Der Job eröffnete ihm eine völlig neue politische Perspektive. Der Blick musste weiter gehen: über die acht vormals eigenständigen Gemeinden hinaus, die ab 1973 zu einem Gesamt-Schöntal vereint worden waren, sowie über Hohenlohe, dessen Kreis-Werdung parallel dazu abgelaufen war.

"Ich bin zufrieden mit meinem Leben und damit, was ich erreicht habe", blickt Hehn zurück, dessen Arbeitszimmer beredtes Zeugnis abgibt von früheren Zeiten, aber auch davon, dass hier immer noch einer Lust hat, etwas zu bewegen.

Aus der Politik hat er sich freilich ganz zurückgezogen, nachdem er 2001 als Landtagsabgeordneter abgetreten war und drei Jahre später das Amt des CDU-Kreisvorsitzenden aufgegeben hatte. Über die derzeitige politische Gemengelage in der Gemeinde, im Kreis und im Land lässt sich mit ihm natürlich trefflich diskutieren, "aber das bleibt unter uns". Denn eines hat er gelernt: "Der Vorgänger sollte seinem Nachfolger nicht dazwischenfunken." Über sich selbst kann Hehn sagen, dass er einen so schlechten Job nicht gemacht haben kann. "Ich werde in Bieringen immer noch gegrüßt, keiner läuft auf die andere Straßenseite." Seit 1973 lebt er hier, 1978 bezog er sein Haus in der Schelmenklinge 4. "Das ist das einzige mit blauem Dach", lacht er, und dieser Humor ist so typisch wie seine ausgeprägte "menschliche Ader", von der an diesem Nachmittag häufig die Rede ist.

Wir-Gefühl

Er kann gut "g"schirren" mit den Leuten, und so einen brauchten sie im bodenständigen Jagsttal. Hehn schweißte die Flächengemeinde zusammen und schaffte ein Wir-Gefühl. Abwasserbeseitigung und Wasserversorgung waren die Herkulesaufgaben als Bürgermeister. Als Landtagsabgeordneter hatte Hehn entscheidenden Anteil daran, dass die Schweinezuchtanstalt nach Boxberg kam.

Eines hat er bis heute nicht geschafft: das Rauchen aufzugeben. Noch eine andere Macke ist geblieben: "Vielleicht bin ich zu gutmütig." Die Gratulanten wird das kaum stören. Sie werden ihm eher empfehlen: Junge, bleib" so, wie du bist.

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