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Hohenlohe
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Ein Bündnis im Bündnis

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Hohenlohe plus will Fachkräfte in die Region holen. Offizielle Vereinsgründung am 3. Mai zur Eröffnung der Messe Öhringen. Thilo Michler wird erster Vereinsvorsitzender.

Von Thomas Zimmermann

Die regionalen Akteure von IHK, Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken und vom Verein Pro-Region waren nicht begeistert, als sich vor fünf Jahren das lokale Bündnis Hohenlohe plus gründete. Öhringen, Künzelsau, Bad Mergentheim, Schwäbisch Hall und Crailsheim wollten damit für ihre Städte werben und Fachkräfte in die wirtschaftsstarke Region Hohenlohe locken.

Homogener Raum

Jetzt legen die fünf Städte an Kocher, Jagst, Tauber und Ohrn noch eine Schippe drauf. Am 3. Mai soll der Verein Hohenlohe plus ins Leben gerufen werden. "Hohenlohe ist ein homogener Raum, und wir wollen mit unserem Bündnis zeigen, dass es sich lohnt, hier zu leben und zu arbeiten", begründet der Öhringer Oberbürgermeister Thilo Michler diesen Schritt. Er übernimmt zunächst den Vereinsvorsitz. Dieser wechselt dann alle Jahre an einen Bürgermeisterkollegen.

Am wichtigsten Ziel des Zusammenschlusses, Fach- und Führungskräfte nach Hohenlohe zu locken, hat sich nichts geändert. "Wir können unsere hohen sozialen Standards nur halten, wenn sich die Wirtschaft gut entwickelt", unterstreicht der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann. Doch wie will sich ein relativ kleiner Raum von anderen Regionen abheben, die ebenfalls viel zu bieten haben?

Hohenlohe weckt Emotionen

Stefan Neumann beruft sich auf eine umfangreiche Studie, die unter der Leitung von Professor Dr. Dirk Hass vom Studiengang Marketing und Medienmanagement am Campus Künzelsau durchgeführt wurde. "Wir haben mit der Studie festgestellt, dass die Marke Hohenlohe Kopf, Herz und Bauch anspricht", betont der Künzelsauer Bürgermeister - Emotionen, die der Regionsname Heilbronn-Franken bis heute nicht wecken kann. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sagt : ,Ich liebe Heilbronn-Franken"", so Neumann.

Von der Marke Hohenlohe soll die gesamte Region profitieren. "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Partner", macht Thilo Michler klar. "Wir brauchen einander", ergänzt Stefan Neumann. Im laufenden Jahr will der Verein ein umfangreiches Marketingpaket schnüren. Jedes Unternehmen, das Fachkräfte kontaktiert, soll künftig gleichzeitig auf Bauplätze, Veranstaltungen und Freizeit-Möglichkeiten hinweisen, die Hohenlohe zu bieten hat. Und dies cross-medial und auf allen Kanälen.

Keine Doppelstrukturen

Mit der Vereinsgründung im Rahmen der 7. Messe Öhringen will Hohenlohe plus die Grundlagen für diese Aktivitäten schaffen. Jede der fünf Gründungsstädte bringt 20 000 Euro in den Gesamtetat ein und entrichtet zusätzlich 2000 Euro als Jahresbeitrag. Weitere Städte und Gemeinden der Region, die dem Verein beitreten, bezahlen 1000 Euro. Auch Unternehmen, Vereine und Privatpersonen können Mitglied werden. Je nach Größe liegen die Beiträge zwischen 500 und 2000 Euro. "Damit haben wird zum Start eine gute Basis geschaffen", ist sich Thilo Michler sicher.

"Wir begrüßen Initiativen und Maßnahmen, die den ländlichen Raum stärken. Wichtig ist jedoch eine Abstimmung mit den anderen regionalen Akteuren, damit keine Doppelstrukturen oder gegenläufigen Angebote entstehen", reagiert der IHK-Präsident Harald Unkelbach gelassen auf die angekündigte Vereinsgründung.

Stärkung der Wirtschaft

Kritischer wird Jochen K. Kübler: "Ich habe den Eindruck, dass die Kleinstaaterei und Kirchturmpolitik wieder wächst", sagt der Pro-Region-Vorsitzende. "Wir können nicht einerseits im Reigen der 400 Regionen in Europa mitspielen wollen und uns andererseits im Klein-Klein verheddern", bemängelt der ehemalige Öhringer Oberbürgermeister.

Für Stefan Neumann ist die Vereinsgründung dagegen ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Wirtschaft: "Wir müssen jetzt agieren. In fünf Jahren ist es zu spät". 

 


Kommentar: Gefahr

Von Thomas Zimmermann

Noch ein Bündnis in der Region: Neben der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken und dem Verein Pro Region will Hohenlohe plus künftig stärker Flagge zeigen. Aus der im Jahr 2014 gegründeten losen Verbindung der fünf Städte Öhringen, Künzelsau, Schwäbisch Hall, Crailsheim und Bad Mergentheim wird nun ein Verein mit Satzung, Geschäftsstelle, Mitgliedern, Vorstand und Beirat sowie einem ansehnlichen Etat von mehr als 100 000 Euro.

Mit diesem Pfund und der Marke Hohenlohe soll künftig kräftig gewuchert werden. Mit dem etwas sperrigen Namen Heilbronn-Franken fremdeln ohnehin fast alle der knapp 900 000 Regionsbewohner. Hohenlohe ist dagegen eine Marke, die Emotionen wecken kann.

Doch die Vereinsgründung birgt Gefahren. Denn auch wenn die Akteure etwas anderes beteuern, ihr Engagement zielt naturgemäß in erster Linie auf die fünf Mittelzentren in Hohenlohe ab. Damit wird es für die Marke Heilbronn-Franken noch schwerer, schlagkräftig nach außen aufzutreten und für den inneren Zusammenhalt zu sorgen. Das ist aber unerlässlich, will man im Konzert der zahlreichen europäischen Regionen wahrgenommen werden. Schließlich weiß keiner, wie andere Städte außerhalb des Bündnisses reagieren werden, Wertheim und Tauberbischofsheim im Norden zum Beispiel. Deshalb birgt die Vereinsgründung auch die Gefahr, einen Keil in die ohnehin inhomogene Region zu treiben.

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thomas.zimmermann@stimme.de

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