Ehepaar Kopf übernimmt Restaurant Wiesenkelter in Verrenberg
Öhringen - "Wir wollen in unserer alten Heimat noch mal was reißen“, sagt Karlheinz Kopf. Nach zwei Jahren Auszeit als Küchenchef im Auto- und Technik-Museum Sinsheim will der frühere Pächter des Kultura-Restaurants in Öhringen wieder als selbständiger Gastronom Nägel mit Köpfen machen.

Öhringen - "Wir wollen in unserer alten Heimat noch mal was reißen“, sagt Karlheinz Kopf. Nach zwei Jahren „Auszeit“ als Küchenchef im Auto- und Technik-Museum Sinsheim will der frühere Pächter des Kultura-Restaurants in Öhringen wieder als selbständiger Gastronom Nägel mit Köpfen machen. Spätestens am 1. März steht Kopf im Restaurant Wiesenkelter in Verrenberg am Herd, während Ehefrau Sabine die ersten Gäste begrüßt. Am Montag haben sie mit Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen den Vertrag unterzeichnet, sind am Dienstag nach Australien geflogen und wollen Mitte Januar die Pächter-Wohnung in der Wiesenkelter beziehen. Möglich wurde der Wechsel, weil die bisherigen Pächter ihren Vertrag gekündigt haben .
Auszeit
„Wir sind beide Vollblutgastronomen und haben gemerkt, dass wir dafür nicht geschaffen sind“, beschreibt Karlheinz Kopf seine gut zweijährige „Auszeit“ als Angestellter mit geregelter Arbeitszeit. Seit September 2008 war er im Auto- und Technik-Museum Sinsheim als Küchenchef für Einkauf und Logistik zuständig, Sabine Kopf arbeitete im Service. Zuvor hatten sie bis Juli 2008 gut 13 Jahre lang das Kultura-Restaurant in Öhringen geführt und sich viele Stammgäste erkocht. Wegen Interessenkollisionen mit der Stadt hatten sie den Vertrag gekündigt, eine neue Selbständigkeit direkt im Anschluss aber ausgeschlossen und Öhringen verlassen.
„Wir haben den Abstand gebraucht, waren aber unterfordert und haben den Kontakt zu den Gästen vermisst, doch jetzt sind wir wieder bereit, was Neues zu machen“, sagt Karlheinz Kopf. So hätten sie „im letzten halben Jahr einige Lokale angeschaut, aber nichts Passendes gefunden“. Weil sie „halt doch heimatverbunden“ sind, haben sie auch im badischen Exil nie den Kontakt nach Öhringen abreißen lassen. So haben sie auch von der Kündigung der Wiesenkelter-Pächter erfahren und Kontakt mit dem Fürstenhaus aufgenommen. „Dann ging alles ratzfatz“, sagt Kopf und freut sich auf den baldigen Neustart unterm Verrenberger Verrenberg.
Neustart
Dort will das Ehepaar Kopf „an alte Tugenden anknüpfen“ und mit saisonaler Frische-Küche aus regionalen Zutaten, Themen-Buffets und herzlichem Service „das Lokal personifizieren“. Neben den fürstlichen Weinen soll auch Wild aus fürstlichen Wäldern eine tragende Rolle spielen. Ideen für die neue Karte hat Kopf schon einige im Kopf. Sie soll auf jeden Fall „öfters wechseln und mit marktfrischen Tagesangeboten ergänzt werden“. Das Angebot an Tagesessen will er ausweiten und auch mittags die reguläre Karte anbieten.
Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen ist sich sicher, „die Richtigen gefunden“ zu haben. „Das sind Profis, die wissen, welcher Aufwand da auf sie zukommt“, sagt er und betont, er wolle sich „nicht in ihre Arbeit einmischen“. Auch wenn es wegen des Brand- und Denkmalschutzes schwierig sei, werde er „kurzfristig“ die Schalldämmung verbessern. Denn Gäste bemängeln immer wieder, dass der Geräuschpegel wegen der Raumhöhe und Fliesenböden recht hoch werden kann. Auch einen Windfang will er einbauen lassen, hält es aber für wenig sinnvoll, das Restaurant mit Nischen zu gliedern. „Wir wollen keine festen Einbauten, um dem Pächter nicht für größere Veranstaltungen das Leben schwer zu machen“, sagt er.
Kündigung sollte Nachbesserung in Gang setzen
„Den Kopf hat der Himmel geschickt“, sagt Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen zum Pächterwechsel im Restaurant Wiesenkelter in Verrenberg. Hintergrund: Anfang November hätten ihm Nina und Alexander Hassenfratz eine „Last-minute-Kündigung“ auf Ende des Jahres reingegeben. Als Erstpächter hatten sie die Wiesenkelter erst am 2. Februar dieses Jahres eröffnet. Nachdem mehrere „Wiederaufnahmeverhandlungen gescheitert“ seien und mittlerweile das Ehepaar Kopf in einem „sehr positiven Gespräch“ bei ihm angeklopft habe, habe er die „Kündigung schließlich angenommen“.
Den Grund für die Kündigung seiner bisherigen Pächter schätzt er so ein: „Ich hatte das Gefühl, dass sie unglücklich sind und sich nicht in der Rolle als Gastronomen wiederfinden.“ Dennoch habe man sich „im Frieden getrennt“, sagt Erbprinz Hohenlohe und bescheinigt den bisherigen Pächtern „fürs erste Jahr einen guten Job gemacht“ zu haben. „Sie haben den Weg bereitet und gezeigt, dass man in der Wiesenkelter gute Umsätze machen kann“, so zu Hohenlohe-Oehringen.
„Wir wollten für den fünfjährigen Folgevertrag nicht die Katze im Sack buchen, sondern einiges im Vorfeld klären“, begründet Alexander Hassenfratz die Kündigung des zunächst auf ein Jahr ausgelegten Pachtvertrages. „An der Gästefrequenz liegt es nicht“, sagt er.
Er habe nach der Kündigung mit „Herrn Hohenlohe über nötige Nachbesserungen“ wie Schallschutzmaßnahmen oder Möblierung des Wein-Gartens gesprochen und ihm die Bereitschaft zur Vertragsverlängerung signalisiert, aber letztendlich „keinen neuen Vertrag bekommen“, so Hassenfratz. Dennoch betont auch er, man sei „nicht im Streit“ auseinandergegangen, sondern „einfach unterschiedlicher Meinung gewesen“.
Sucht das Ehepaar Hassenfratz nach einem Folgeobjekt? „Im Moment gibt es dazu keinerlei Überlegungen, doch wenn wir wieder so etwas wie in Verrenberg finden würden, könnte uns das schon interessieren“, sagt Alexander Hassenfratz. Zunächst will er sich auf seine Firma AH Solution konzentrieren, die unter anderem Catering und Events anbietet. Seinen sieben Festangestellten und 15 Aushilfen hat Alexander Hassenfratz gekündigt. „Meines Wissens sind bislang alle arbeitslos“, sagt er. ko
Historisches Gemäuer
Im denkmalgeschützten Gemäuer der gut 400 Jahre alten Wiesenkelter wurde bis zum Jahrgang 2007 der Wein des Weinguts Fürst Hohenlohe-Oehringen gekeltert. Im Zuge des Weingut-Neubaus wurde die Wiesenkelter renoviert und zum Restaurant umgebaut. Das Erdgeschoss bietet Platz für bis zu 100 Gäste, eine Galerie für weitere 30 Gäste. Von Frühjahr bis Herbst wird auch auf der Terrasse und zwischen Kelter und Weinbergen im Wein-Garten bewirtet.
Stimme.de
Kommentare