Herr über 1,5 Millionen Bienen: Imker aus Bretzfeld gehört zu den besten seiner Zunft
Eberhard Knorr aus Bretzfeld-Siebeneich betreut 35 Völker im Bienenzuchtverein Hohenlohe-Öhringen, dem neue Imker rege zufliegen. Was hinter seiner Leidenschaft steckt. Und wie viel Geld das Hobby kostet und einbringt?

Zu wenig Imker? Das war einmal. Die Szene hat einen Höhenflug. Auf 221 Mitglieder gewachsen ist der Bienenzuchtverein Hohenlohe-Öhringen. 2012 waren es nur 144. Und die Stimme titelte: "Imker schlagen Alarm". Weil der Verein dringend Nachwuchs suchte. Heute sind alle Kurse für Neuimker im Nu ausgebucht. Der letzte Kurs hat in diesem März begonnen, zählt 18 Teilnehmer und dauert eineinhalb Jahre.
Das sind die Gründe für den Imker-Boom
Warum liegt Imkern so im Trend? "Viele Leute wollen der Natur etwas Gutes tun", sagt Eberhard Knorr, zweiter Vorsitzender des Vereins. "Sie wollen einen Beitrag leisten gegen das Bienensterben und für den Erhalt der Pflanzenwelt." Die Zahl der Insekten sinkt, die Artenvielfalt ist gefährdet: in der Flora und Fauna gleichermaßen. Das sei der entscheidende Booster für den aktuellen Boom, meint Knorr.
Imker Knorr ist einer der besten seiner Zunft
Die Mitglieder sind zwischen 17 und 95 Jahre alt. "Jüngst haben wir sogar einen achtjährigen Bub dazubekommen", sagt der Wanderimker aus Bretzfeld-Siebeneich, der 62 ist und zu den besten seiner Zunft in Baden-Württemberg zählt. Vor kurzem holt er einen 1. Preis in Gold bei der Landesprämierung. Er hat 1989 angefangen und hat jetzt 35 Bienenvölker. Pro Volk seien das "40.000 bis 45.000 Tiere", er ist also Herr über 1,5 Millionen Bienen. "Ich bin der größte Bauer bei uns im Dorf", scherzt Knorr. "Der Schnitt in unserem Verein liegt bei fünf bis zehn Völkern."
"Zehn Quadratmeter reichen für zehn Völker"
Insgesamt kümmern sich die 221 Mitglieder um 1760 Völker mit 50 Millionen Bienen. Der landwirtschaftliche Flächenverbrauch ist äußerst gering: "Zehn Quadratmeter reichen für zehn Völker", so Knorr. Jedes Volk habe einen Flugkreis von drei bis fünf Kilometern: um die Blüten zu bestäuben und den Nektar einzusammeln. Das fügt der Natur keinen Schaden zu, sondern schenkt ihr einen immensen Nutzen.
Honig machen: So viel Geld kostet und bringt das Hobby
Wer als Imker neu startet, müsse für das "Grund-Equipment schon bis zu 2500 Euro hinlegen", sagt Knorr. Durch den Verkauf des Honigs hole man diese Ausgaben mit der Zeit wieder herein. 7,50 Euro verlangt der Siebeneicher für seinen Blütenhonig im 500-Gram-Glas. "Zwischen sechs und zwölf Euro" koste ein guter Honig in der Regel. Knorr verkauft ihn an der Haustür, bei Messen und auf Märkten. Wie viel produziert er pro Jahr? "Ich habe schon über zwei Tonnen geschafft", das mache unterm Strich "ein paar tausend Gläser".
In acht Jahren kann Knorr auf 100 Jahre Imkern in der Familie blicken. Seit 1874 aktiv ist der Imkerverein Hohenlohe-Öhringen. Das 150-jährige Bestehen wurde im April groß gefeiert – unter anderem mit dem "längsten Honigbrot der Welt".