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Die Zahl der Migranten liegt auf Landesniveau

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Hoher Anteil von Aussiedlern in Öhringen und Künzelsau - Die Arbeitsintegration ist gelungen, die Kriminalität gestiegen

Von Hagen Stegmüller
Die Integration der in Hohenlohe lebenden Aussiedler ist nach wie vor eine dringende Aufgabe. In Öhringen bemühen sich der Verein Dialog und die TSG mit einem gemeinsamen Boxprojekt darum. (Foto: Archiv/Peter Hohl)
Die Integration der in Hohenlohe lebenden Aussiedler ist nach wie vor eine dringende Aufgabe. In Öhringen bemühen sich der Verein Dialog und die TSG mit einem gemeinsamen Boxprojekt darum. (Foto: Archiv/Peter Hohl)

Von Hagen Stegmüller

Allein in Öhringen leben nach Auskunft des Ordnungsamts 2430 Menschen, die in der ehemaligen Sowjetunion geboren sind. Das entspricht 10,7 Prozent der gesamten Einwohnerschaft, dazu kommen 9,3 Prozent Ausländer. Einen Migrationshintergrund haben freilich viel mehr: etwa die in Öhringen geborenen Kinder von Spätaussiedlern, ausländische Kinder mit doppelter Staatsbürgerschaft und eingebürgerte Ausländer. Sie alle werden auf den Meldeämtern als Deutsche erfasst. Ein Viertel, wenn nicht sogar 30 Prozent der Öhringer sind keine Einheimischen im engeren Sinn.

In Künzelsau sieht es ähnlich aus. Knapp 1800 Einwohner stammen aus Russland, Kasachstan oder anderen GUS-Republiken, 1300 sind Ausländer. Das macht zusammen schon 20,5 Prozent der Stadtbevölkerung aus. Eingebürgerte Ausländer und Kinder von Spätaussiedlern gibt es auch in Künzelsau zuhauf. Insgesamt erreicht der prozentuale Migranten-Anteil wohl das Öhringer Niveau.

„Wir haben ein Bündel von Integrationsmaßnahmen ergriffen, aber nicht alle Probleme beseitigt.“ Der Künzelsauer Bürgermeister Volker Lenz gibt sich keinen Illusionen hin, dass das Zusammenleben von Einheimischen und Spätaussiedlern reibungslos funktioniert. Während die Eingliederung der Griechen im Kochertal „hervorragend gelungen“ sei, seien vor allem Russlanddeutsche mit fehlenden Deutschkenntnissen nicht richtig angekommen. Zur umstrittenen Konzentration der Aussiedler auf den Taläckern steht er weiterhin. „Wenn wir sie auf die Dörfer verteilt hätten, hätte es noch mehr Ärger gegeben“, meint Lenz. Ein großer Erfolg sei, dass die Arbeitslosigkeit in Künzelsau und Öhringen trotz des hohen Migrantenanteils nur bei viereinhalb Prozent liege. „Da können wir auf die heimische Wirtschaft und die Arbeitsloseninitiative AIH stolz sein.“

Stadtrat Boris d’Angelo gehörte zu den 700 Künzelsauern, die sich 2002 mit einer Unterschriftenliste gegen Überfälle, Diebstähle und Belästigungen durch junge Spätaussiedler wehrten. „Bis dahin wurde das Problem totgeschwiegen“, bedauert der Künzelsauer Stadtrat. Selbst die Polizei habe erstmals einräumen müssen, dass die Aussiedler mehr Kriminalität gebracht hätten. Die Auswirkungen der Migration seien zwar nicht mehr so gravierend wie vor Jahren, aber: „Wir sind noch weit von dem Zustand entfernt, wie er vor der Besiedlung der Taläcker geherrscht hat.“

Laut den aktuellen Zahlen der Polizeidirektion ist die Kriminalitätsbelastung in Künzelsau seit 1990 um 83 Prozent gestiegen. Die Polizei macht dafür „unterschiedliche Ursachen“ verantwortlich, verweist aber auf die „auffällige Gruppe der unter 21-jährigen Spätaussiedler“. Diese Bevölkerungsgruppe sei bei den Jungtätern „deutlich überrepräsentiert“. Kommentar „Angstfrei sprechen“

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