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Der Verkaufstaktik nicht gewachsen

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Forchtenberger verlieren Rechtsstreit gegen Kago

Von Hagen Stegmüller
Hektisches Treiben auf einer Messe: Ein Forchtenberger Ehepaar war nach einem Ausstellungsbesuch gleich um 3300 Euro ärmer. (Foto: dpa)
Hektisches Treiben auf einer Messe: Ein Forchtenberger Ehepaar war nach einem Ausstellungsbesuch gleich um 3300 Euro ärmer. (Foto: dpa)

Das Angebot auf der Heilbronner Unterlandschau im September 2004 klang zu verlockend. Zwei Kago-Verkäufer boten Helga Fischer (Name geändert) und ihrem Mann einen Preisnachlass von 11 800 auf 8500 Euro für einen Kamin-Heizeinsatz an. Bedingung: Die Offerte gelte nur heute und das Paar müsse sofort unterschreiben. „Wir dachten, dass es sich nur um eine Preisfeststellung handelt“, sagt Helga Fischer. Erst später entdeckte die Forchtenbergerin, dass auf dem Formular das Wort „Kaufvertrag“ steht. Einer der Kago-Leute, so Fischer, habe bei der Vertragsunterzeichnung den oberen Teil des Blattes mit einem Prospekt verdeckt.

Zu Hause angekommen entdeckten die Fischers, was sie auf der Messe angerichtet hatten: Der bestellte Heizeinsatz passte überhaupt nicht in ihren Keller. Das Verkaufsargument der Kago-Mitarbeiter („Das passt in jedem Fall“) und der Hinweis auf weitere Kombinations-Möglichkeiten half den Käufern nicht. Sie waren mit dem Hinweis auf 30-prozentige Senkung ihrer Energiekosten geködert worden. Der Einsatz sollte Zentralheizungs-tauglich sein und langfristig das Bestellen von Heizöl überflüssig machen. Ein Anreiz, der für die Fischers angesichts steigender Ölpreise entscheidend war.

Den Streit zwischen Kago und dem Ehepaar hat das Amtsgericht Künzelsau zu Gunsten des Ofenherstellers entschieden. Nachdem die Fischers den Kaufvertrag nicht anerkannt hatten, waren sie von der Firma auf Zahlung von 3266,04 Euro Schadenersatz verklagt worden. Ob es tatsächlich Nebenabreden am Messestand gegeben habe, „konnte nicht bewiesen werden“, urteilte das Amtsgericht. Der Kaufvertrag sei gültig.

Mittlerweile gibt es eine „Selbsthilfegruppe der Kago-Geschädigten“ mit rund 70 Menschen, die sich in E-Mail-Foren ihr Leid klagen und um Unterstützung in Schadensersatz-Prozessen bitten. WDR und NDR haben in Fernsehsendungen die zweifelhafte Verkaufstaktik von Kago-Mitarbeitern aufgegriffen. Verbraucherschützer vermuten eine „regelrechte Verkaufsmasche“. Die Staatsanwaltschaft Schwerin ermittelt in drei Fällen. Gegenüber dem NDR stellte sich die Kago-Zentrale Nürnberg hinter ihre Außendienstler. Von den Fachberatern erwarte man „freundliches, kompetentes und korrektes Verhalten gegenüber unseren Kunden“. Diesen Erwartungen seien die Mitarbeiter stets nachgekommen. Das Unternehmen verweist auf hunderttausende zufriedener Kunden.

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