Der gelassene Entscheider
Hohenlohe - Wo stünde Jahn heute, an seinem 60. Geburtstag, wäre das Chemie-Studium nicht so theorielastig gewesen, was den begeisterten Experimentierer schnell in ein anderes Fach flüchten ließ? Jahn zuckt gelassen mit den Schultern, solche „Zufälle“ bestimmen eben den Lauf des Lebens.

Hohenlohe - Wo stünde Jahn heute, an seinem 60. Geburtstag, wäre das Chemie-Studium nicht so theorielastig gewesen, was den begeisterten Experimentierer schnell in ein anderes Fach flüchten ließ? Welchen Posten hätte er inne, wäre die Finanzverwaltung 1978, nach seinem Rechts-Referendariat, als erste auf ihn zugekommen und nicht die Innenverwaltung, der er pflichtbewusst sein Ja-Wort gab, weil sie einen Tick schneller war? Jahn zuckt gelassen mit den Schultern, solche „Zufälle“ bestimmen eben den Lauf des Lebens.
Gespür
Ausgeglichenheit: Das ist ein weiteres Prädikat, das Jahn gerne angeheftet wird. Er sucht den beruflichen Ausgleich im Sport, den menschlichen Ausgleich im Landratsamt und den politischen Ausgleich im Kreistag, ebenso wie in jenen 21 Ämtern, die er sonst noch inne hat: als Mitglied im Präsidium des Deutschen Landkreistags genauso wie als Vorsitzender des DRK-Kreisverbands Hohenlohe.
Exzellent vernetzt
Jahn hat ein gutes Gespür für Macht und wie man sie ausbaut und erhält. Er ist exzellent vernetzt: in Hohenlohe, in Stuttgart, im ganzen Land. Im Landkreistag, in der CDU, in vielen anderen öffentlichen Gremien. Zum Ministerpräsidenten pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis, bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im April 2007 hat Oettinger ihn treffend beschrieben: „Du bist immer die aktive Ruhe selbst.“ Dieser vermeintliche Gegensatz, er zeichnet ihn aus. „Grundsätzlich bin ich ein sehr positiv denkender Mensch“, sagt Jahn, und sein Gesicht ist entspannt. „Ich kann aber auch sehr radikal und konsequent sein“, verfinstert sich seine Miene in Sekundenschnelle.
Ein Wolf im Schafspelz also? Das wäre wohl etwas übertrieben, doch all jene, die diese Janusköpfigkeit schon einmal zu spüren bekamen, wissen, was damit gemeint ist. Denn Jahn ist ein erbitterter Streiter für die Interessen des Hohenlohekreises - obwohl er bis heute in Mundelsheim wohnt. Die Frage nach dem Umzug wurde immer wieder gestellt - heute muss er sie nur noch selten beantworten. Die Hohenloher spüren: Ihr Landrat ist zwar ein Reingeschmeckter, aber längst einer der ihren.
Der strukturelle Wandel ist geschafft, jetzt kommt es darauf an, den demografischen Wandel zu meistern. Eine schwierige Aufgabe. 2013 wird der Landrat wieder gewählt, Jahn blickt - natürlich - gelassen auf dieses Datum. Ob er aufhört oder nicht: Darüber hat er sich noch keine Gedanken gemacht. Eine vierte Amtszeit ist nach derzeitigem Dienstrecht nicht möglich, weil er mit 64 schon zu alt wäre. Doch eine Änderung wird diskutiert. Bis 72 Landrat? Zuzutrauen wäre es ihm. Bei dieser Gelassenheit...
Zur Person: Helmut M. Jahn