Demo in Öhringen: Anzeige wegen Beleidigung
Verbale Entgleisung gegen dunkelhäutige Polizisten bei rechter "Hohenlohe wacht auf"-Demo. 60 Menschen bei Gegenkundgebung des Arbeitskreises für Demokratie, gegen Faschismus.

Eine verbale Entgleisung der "Hohenlohe wacht auf"-Rednerin Heidi Förnzler sorgte bei der Kundgebung der rechten Gruppe am Samstagnachmittag auf dem Hafenmarkt für Empörung bei Gegendemonstranten und umstehenden Passanten.
Rund 40 Beamte aus dem Präsidiumsbereich Heilbronn und von der Bereitschaftspolizei (Bepo) in Bruchsal waren vor Ort, als Förnzler in den Reihen der Bepo einen jungen dunkelhäutigen Polizisten erblickte. Sie echauffierte sich unter anderem, dass "die Asylpolitik Merkels Einzug gehalten hat bei der Polizei." Wie Einsatzleiter Günther Stecher sagte, werde Strafanzeige wegen Beleidigung gestellt.
Zeichen setzen gegen Fremdenhass
Mit rund 15 Teilnehmern war es die mittlerweile 52. Kundgebung von "Hohenlohe wacht auf" in Öhringen. Die Redner hetzten wieder gegen Flüchtlinge, nahmen die Asylpolitik der Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel ins Visier und verbreiteten rechtspopulistische Parolen. Noch bevor um 16.15 Uhr die obligatorische Marschmusik bei "Hohenlohe wacht auf" erklang, hatten sich nach Polizeiangaben rund 60 Menschen gegenüber des Hafenmarkts an der Bahnhofstraße versammelt.
Sie waren dem Aufruf des Arbeitskreises (AK) für Demokratie - gegen Faschismus gefolgt. Nach den Brandanschlägen auf geplante Flüchtlingsunterkünfte in Pfedelbach und Neuenstein sowie den Übergriffen auf die Öhringer Moschee wollten sie bewusst gegenüber der rechten Demo einen Gegenpol bilden, wie Klaus Mayer vom AK sagte. Nach der Mahnwache mit Lichterkette am Donnerstag in Neuenstein, war es die zweite von drei aufeinander abgestimmten Kundgebungen in der letzten Januarwoche, in der die Hohenloher ein Zeichen setzten gegen Fremdenhass.
Nächstenliebe und Gesetze

"Aus verbalen Hasstiraden werden echte Gewalttaten und Übergriffe, die sich in Sachen Menschenverachtung und Missachtung unserer demokratischen Werte gegenseitig zu übertrumpfen versuchen", sagte Yasemin Serttürk vom AK. Dabei sei das Schlimmste, dass es Befürworter solcher Taten gebe. "Das darf in unserer demokratischen Gesellschaft nicht toleriert werden."
"Wir sind das Volk und verteidigen deutsche Werte", nämlich Nächstenliebe und Gesetze, hielt Alexander Brandt von den Piraten den Rechten entgegen. "Man muss sich mit Entschlossenheit gegen die Kräfte stemmen, die Intoleranz, Ausgrenzung und Rassismus predigen", unterstrich SPD-Kreisvorsitzende Caroline Vermeulen.
Durch Trillerpfeifen und ein paar wenige Zwischenrufe aus den Reihen der Gegendemonstranten, deren Kundgebung nach einer halben Stunde beendet war, fühlten sich wiederum die "Hohenlohe wacht auf"-Sprecher gestört. Inge Hubele aus Schwäbisch Hall verfolgte an der Poststraße die Reden der Rechten. "Mir ist überhaupt nicht ersichtlich, was die Leute wollen, außer dass keine Flüchtlinge ins Land kommen sollen. Alles andere ist so wirr", meinte sie. Und sie finde es nicht richtig, dass sich die Polizei, die zum Schutz abgestellt werde, beleidigen lassen müsse.
Stimme.de