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Das Comeback der alten Kennzeichen

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Und welches Kennzeichen fahren Sie? ÖHR statt KÜN ist im Hohenlohekreis beliebt; im Neckar-Odenwald-Kreis ist BCH für Buchen der Hit. Im Landkreis Esslingen fährt immer häufiger NT für Nürtingen durch die Gegend. Kurz: Da, wo es sie gibt, boomen Altkennzeichen.

Von Heike Kinkopf und stimme.de
Seit genau zwei Jahren gibt es das wieder aufgelegte ÖHR-Kennzeichen. Das erste Exemplar hatte Öhringens Oberbürgermeister Thilo Michler von Landrat Dr. Matthias Neth überreicht bekommen. Foto: Archiv/HZ
Seit genau zwei Jahren gibt es das wieder aufgelegte ÖHR-Kennzeichen. Das erste Exemplar hatte Öhringens Oberbürgermeister Thilo Michler von Landrat Dr. Matthias Neth überreicht bekommen. Foto: Archiv/HZ

 

Seit 2013 sind alte Kürzel auf Nummernschildern im Land wieder zugelassen. Ein erbitterter Disput über das Für und Wider war dem Schritt vorausgegangen. Heute noch weckt das Thema Emotionen.

"Es ist einfach ein Quatsch", sagt Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann. Das harsche Urteil über die Wiedereinführung der Altkennzeichen schwächt er mit einem fröhlichen Lachen ab. Denn zugegeben: Die Welt ist durch die Wiedereinführung von ÖHR im Hohenlohekreis nicht aus den Fugen geraten. Dennoch sind KÜN-Kennzeichen dadurch seltener als vorher unterwegs. Das Altkennzeichen ÖHR wertet Neumann wie einen "sichtbaren Spalt". Es symbolisiere Gräben aus der Zeit der Kreisreform, die längst überwunden waren.

Marketinggag und Identifikation mit altem Landkreis

Einer, der sich über den Boom der alten Nummernschilder freut, ist Hubert Schnurr, Oberbürgermeister der Stadt Bühl. "BH sieht man sehr oft, es ist ein Marketinggag", sagt Schnurr. Die Identifikation mit dem ehemaligen Landkreis Bühl sei hoch. Dieser wurde im Zuge der Kreisreform 1973 in Baden-Württemberg aufgelöst. Einige Kommunen, darunter die Stadt Bühl, wurden dem Kreis Rastatt zugeschlagen, die übrigen dem neuen Ortenaukreis. In beiden Landkreisen können Autobesitzer BH-Kennzeichen beantragen.

Bühls Rathauschef Schnurr erinnert sich noch gut: "Die restlichen Kommunen des Kreises Rastatt waren nicht besonders erfreut, als wir BH wieder einführen wollten." Gegner der Altkennzeichen befürchten, die Gebietsreform werde infrage gestellt. Sie beschwören den Zusammenhalt und den Gemeinsinn in den Landkreisen. Eine Zersplitterung der Kennzeichenlandschaft? Nein danke, so der Tenor.

SNH-Kennzeichen kein Thema mehr

Auf ein Ausscheren aus der Landkreisfamilie via Autokennzeichen verzichtet zum Beispiel die Große Kreisstadt Sinsheim. SNH ist dort Geschichte. Bevor die Diskussion darüber 2013 Fahrt aufnahm, ruderte die Stadt zurück. Und heute? "Kein Thema", winkt Oberbürgermeister Jörg Albrecht ab. Die Stadt habe andere Probleme auf der Agenda. Bürger fragten ebenfalls nicht nach SNH. Und: "Wir wären die einzige Kommune im Rhein-Neckar-Kreis mit anderem Nummernschild", begründet Albrecht die Absage ans Altkennzeichen.

Vielfalt Locker geht der Ortenaukreis mit der Vielfalt auf den Straßen um. Inzwischen sind fünf Kennzeichen zugelassen: vom herkömmlichen OG für Offenburg über WOL für Wolfach bis hin zu LR für Lahr. Die Anhänger von Altkennzeichen sprechen von einem Imagegewinn und hoffen, das Kürzel werde ihre Stadt über die lokalen Grenzen hinaus bekannt machen.

Polizei Heilbronn kann keine Nachteile erkennen

In einer globalisierten und vernetzten Welt boomt die Heimat auf dem Nummernschild. 15 alte Kürzel sind seit 2013 in Baden-Württemberg wieder zugelassen. Zuletzt kam ÖHR für Öhringen im Jahr 2015 hinzu. 2016 erlahmte das Interesse der Kreise im Land, ehemalige Kennzeichen wieder einzuführen. Anders sieht das Interesse bei den Bürgern aus. 103.196 Fahrzeuge mit Altkennzeichen lautet die Bestandsaufnahme der Landratsämter 2014. Ende 2016 sind es mehr als doppelt so viele: 231.276. Die Zahl der Nummernschilder, die vor der Wiedereinführung alleingültig waren, steigt im selben Zeitraum verhältnismäßig gering.

Erschwert die Kennzeichen-Vielfalt die Arbeit der Polizei? Dieses Argument führten Gegner der Schilder-Reform einst ins Feld. Das Polizeipräsidium Heilbronn, zuständig für fünf Stadt- und Landkreise, in denen es drei Altkennzeichen gibt, verneint. "Nachteile können wir nicht ausmachen", meint Polizeisprecher Rainer Köller. Im Gegenteil: Kennen zum Beispiel Zeugen einer Fahrerflucht nur einen Teil des Kennzeichens, schränkt das die Zahl der Treffer bei einer Halterabfrage ein. Der Kreis der potenziellen Fahrer werde durch die Kürzel-Vielzahl kleiner.

 

 

>>Alle Daten und Zahlen zu den in Baden-Württemberg erlaubten Altkennzeichen finden Sie hier.

 

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