Stimme+
Hohenlohe
Lesezeichen setzen Merken

Corona-Infizierter arbeitete beim Rebenglühen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

In Pfedelbach weisen am Wochenende THW, Rotes Kreuz und Feuerwehr die Menschen auf die vom Land ausgesprochenen Bestimmungen hin. Ebenso am Sonntag in Niedernhall und Kuperzell. Pfedelbach gilt als Hotspot an Corona-Infizierten. Das Gesundheitsamt hat eine weitere Veranstaltung ermittelt, bei der möglicherweise Personen infiziert wurden.

Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Rote Kreuz fahren am Samstag gegen 17 Uhr durch Pfedelbach und ermahnen die Menschen, daheim zu bleiben.
Foto: Stefanie Jani
Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Rote Kreuz fahren am Samstag gegen 17 Uhr durch Pfedelbach und ermahnen die Menschen, daheim zu bleiben. Foto: Stefanie Jani  Foto: Jani, Stefanie

Es ist fast ein wenig gespenstisch: Durch die sowieso ziemlich leeren Straßen in Pfedelbach und seinen Ortsteilen fahren am Samstag gegen 17 Uhr Fahrzeuge von Technischem Hilfswerk, von Feuerwehr und Rotem Kreuz. Sie machen Lautsprecheransagen, die die Menschen dezidiert auf die vom Land ausgesprochenen Verfügungen hinweisen.

"Achtung, es folgt eine Durchsage der Gemeindeverwaltung Pfedelbach.", beginnt die Durchsage. Und weiter geht es mit: "Ab heute ist das Betreten öffentlicher Orte mit mehr als drei Personen verboten. Familien dürfen weiterhin gemeinsam unterwegs sein. Für alle gilt ein Mindestabstand von 1,5 Metern, der einzuhalten ist. Weiterhin erlaubt ist das Einkaufen Ihrer Lebensmittel, Arztbesuche, die Betreuung hilfebedürftiger Menschen und die Berufsausübung." Die Durchsage schließt mit der Bitte, nur in dringenden Fällen die Wohnung zu verlassen und soziale Kontakte zu vermeiden.

Hotspot Pfedelbach

"Pfedelbach ist der Hotspot überhaupt", sagt Bürgermeister Torsten Kunkel am Samstagabend. Mit der Durchsage habe die Gemeinde auf die hohen Fallzahlen reagiert, der Bevölkerung verdeutlicht, dass jeder einzelne Bürger sich diszipliniert verhalten muss. In Pfedelbach waren Stand Freitagabend 63 Menschen mit dem Virus infiziert. Zweiter Hotspot im Hohenlohekreis ist die Gemeinde Kupferzell mit 58 bekannten Infektionen, ebenfalls Stand Freitagabend.

Die Durchsagen, betont Kunkel, haben nicht die Absicht, die Gemeinde unter Quarantäne zu stellen. Vielmehr soll in aller Deutlichkeit auf bereits vom Land beschlossene Maßnahmen hingewiesen werden. Zuvor schon sei der Bauhof unterwegs gewesen, um beispielsweise Spielplätze zu kontrollieren, dass sich dort keine größern Menschenansammlungen aufhalten. Bei Bedarf, so Kunkel, hätte der Bauhof Meldung an die Gemeindeverwaltung gemacht, die weitere Schritte eingeleitet hätte. Doch es habe keine Notwendigkeit bestanden.

Relative Ruhe am Samstag

Ob es am Samstag am Wetter lag, dass sowohl Bürgermeister Torsten Kunkel als auch Landrat Matthias Neth den Eindruck hatten, die Bevölkerung habe verstanden, um was es geht? "Die Straßen waren deutlich leerer", sagt Neth am Samstag. Mit einem Videoappell hatte sich Neth zusammen mit seinen Bürgermeistern Torsten Kunkel und Christoph Spieles (Kupferzell) an die Bürger gewandt, um auf die verhängten Verfügungen und angemessenes Verhalten aufmerksam zu machen. "So etwas haben wir noch nicht erlebt", verdeutlicht Torsten Kunkel, wie sehr die Situation alle vor neue Herausforderungen stellt. Dankbar ist er für die Unterstützung von allen Seiten. Nachdem er die Blaulichtorganisationen um Unterstützung gebeten habe, sei innerhalb einer Stunde alles organisiert gewesen.

Wiederholte Durchsagen am Sonntag

Am Sonntag werden die Durchsagen um 15 Uhr wiederholt. "Damit niemand sagen kann, er habe von nichts gewusst." Dass es wirkt, haben ihm anschließend Anrufe von Bürgern bewiesen, die sich rückversichert haben, ob sie sich richtig verhalten.

Auch Landrat Neth glaubt: "Die Bevölkerung hat verstanden, um was es geht." Das Verhalten nächste Woche zeige es. Neth weiß aber auch: "Bis wir Erfolge der Maßnahme sehen, dauert es noch sieben bis zehn Tage."

Wichtig wäre es. Denn so wie Pfedelbach und Kupferzell im Hohenlohekreis die Liste der Gemeinden mit den meisten Infektionen anführen, so hat der Hohenlohekreis mit 222 (Stand 21.03., Quelle: Sozialministerium Baden-Württemberg) infizierten Personen unter seinen 112.000 Einwohnern bezogen auf 100.000 Einwohner die zweitmeisten Fälle in Deutschland. Bei den bestätigten Fällen im Landesvergleich liegt der Hohenlohekreis in Baden-Württemberg mit weitem Abstand vorn.

Positiv Getesteter arbeitete an Stand beim Rebenglühen

Und möglicherweise steigen die Fallzahlen im Hohenlohekreis weiter an. Wie nun bekannt wurde, hat das Gesundheitsamt eine dritte Großveranstaltung ermittelt. Beim Rebenglühen am Sonntag, 8. März, hat ein auf Corona positiv Getesteter an einem Stand gearbeitet, teilt das Landratsamt am Samstagabend mit.

Alle Besucher, die am Sonntag beim Rebenglühen waren und Symptome entwickeln, sollten telefonisch Kontakt mit ihrem Hausarzt aufnehmen, sagen Landrat Neth und Bretzfelds Bürgermeister Martin Piott.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung

Wolfgang Roll am 22.03.2020 18:59 Uhr

Wenn der oder die am Stand Arbeitende schon vor dem Rebenglühen Verdachtsfall oder gar schon getestet war, ist es unverantwortlich. Wäre sogar das Testergebnis vor dem Rebenglühen bekannt gewesen, wäre dies vermutlich vorsätzliche Körperverletzung und strafbar.
Ist der positive Test aber erst, wie ich hoffe, nach dem Rebenglühen erfolgt, so ist es das beste Beispiel dafür, dass keiner sicher sein kann, ob er selbst aktuell infiziert ist. Deshalb ist es richtig und immens wichtig, dass jeder das Kontaktverbot eigenverantwortlich und maximal absolut einhält und nicht nur so gut wie möglich. Nur so können wir alle in 14 Tagen fast 100% sicher sein, dass wir weder infiziert wurden, noch jemanden infiziert haben.

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
  Nach oben