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Bürger investieren Millionen für Seniorenzentrum in Niedernhall

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Mehr als 200 Interessenten wollen einen genossenschaftlichen Pflegeheimbau in Niedernhall mit Kapital unterstützen. Baustart könnte bereits in einem Jahr sein.

So könnte das Seniorenzentrum einmal aussehen (links). Im Obergeschoss und den beiden freistehenden Mehrfamilienhäusern könnten bis zu 24 barrierefreie Wohnungen entstehen.
Visualisierung: Maslowski Architekten
So könnte das Seniorenzentrum einmal aussehen (links). Im Obergeschoss und den beiden freistehenden Mehrfamilienhäusern könnten bis zu 24 barrierefreie Wohnungen entstehen. Visualisierung: Maslowski Architekten  Foto: Visualisierung Maslowski Architekten

Was im Herbst 2022 noch eine kühne Vision war, scheint immer realistischer zu werden: Schon mehr als 200 Menschen haben Interesse bekundet, das geplante Seniorenzentrum in Niedernhall mit Kapital zu unterstützen. Das gab Bürgermeister Achim Beck in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt. Ziel ist, das Pflegeheim über eine Bürgergenossenschaft umzusetzen. Als künftiger Betreiber ist der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit im Boot.


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Bürgermeister Achim Beck in Niedernhall: Pflegeheim ist Herzensthema


Eine Eigenkapitalquote von rund 25 Prozent scheint machbar

"Wir haben 114 Interessenten schon persönlich angerufen", so Beck. Die Spanne der zugesagten Beteiligung liege zwischen 1000 und 50.000 Euro, bis jetzt habe sich ein Schnitt von 11.000 Euro pro Bürger ergeben. Rechnet man das auf die 205 gelisteten Interessenten, kommt man auf 2,25 Millionen Euro. "Firmen und Gewerbetreibende sind da noch nicht mit drin, auch am Bau beteiligte Firmen könnten noch Genossenschaftsanteile zeichnen", sagt Beck. Es sei jedenfalls gewiss, dass der eingeschlagene Weg einer Bürgergenossenschaft weiterverfolgt werden könne: Eine Eigenkapitalquote von rund 25 Prozent - das Projekt wird um die zehn Millionen Euro kosten - sei erreichbar. Den anfänglich angedachten "stillen Gesellschafter", der die Liquidität des Projekts sicherstellen sollte, werde es voraussichtlich nicht brauchen.

Die Stadt selbst plant, sich mit 2,5 Millionen Euro zu beteiligen

"Wir sind aktuell noch mit 2,8 Millionen Euro am Projekt EnBW vernetzt beteiligt", sagt Achim Beck. Man könne sich vorstellen, das Geld ab 2025 in die Bürgergenossenschaft des Seniorenzentrums fließen zu lassen, statt bei der EnBW zu verlängern. "Damit bleibt die Wertschöpfung vor Ort." Läuft alles nach Plan könnte es laut Beck bereits im Frühjahr 2024 mit dem Bau losgehen. Zuerst muss jedoch die Genossenschaft gegründet sein, die dann zusammen mit der Stadt Niedernhall wiederum eine GmbH gründet. Die GmbH stellt dann den Bauantrag. "Dass das eine Heidenarbeit ist, ist mir klar. Aber Sie wissen, das ist ein Herzensprojekt von mir", sagt Beck.

Architekt Martin Maslowski findet den Zeitplan sportlich

Er ergänzt aber auch: "Es ist bemerkenswert, wie es voran geht. Wir versuchen natürlich, unseren Teil beizutragen." Das hat der Architekt unter anderem dadurch getan, dass er die Anregungen aus dem Gremium in seinen neuesten Entwurf eingearbeitet hat. Das Seniorenzentrum hat nun ein zurückversetztes Dachgeschoss, das acht altersgerechte Wohnungen beherbergt, einige davon mit Dachterrasse. Zusammen mit den zusätzlich geplanten beiden Mehrfamilienhäusern auf dem Gelände entstehen so 24 Wohnungen für Senioren. Diese können - das entscheidet am Ende die Genossenschaft - als Eigentumswohnungen, Mietwohnungen oder auch als Betreutes Wohnen ausgestaltet werden. Letzteres würde eine Betreuungspauschale für die Bewohner bedeuten.

Mietwohnungen sind dem Bürgermeister am liebsten

Bürgermeister Beck spricht sich für Mietwohnungen aus, wenngleich das noch nicht entschieden werden muss. Er sieht den Vorteil, dass die Bürgergenossenschaft als Eigentümer steuern könne, wer in die Mieteinheiten einziehe. An der Nachfrage nach kleinen, barrierearmen Wohnungen mangele es jedenfalls nicht, so Beck. Im Gegenteil, sie sei "erschreckend hoch".

Architekt Martin Maslowski hat den Räten eine erste Kostenkalkulation mitgebracht

Das Seniorenzentrum mit 45 Pflegeplätzen und acht Dachgeschosswohnungen wird Stand jetzt 9,3 Millionen Euro kosten. Immerhin geht Bürgermeister Achim Beck davon aus, dass man mit dem Nettopreis von etwa 7,5 Millionen Euro kalkulieren könne, weil man als GmbH keine Mehrwertsteuer zahlen müsse. Die Gesamtsumme liegt aber ohnehin über zehn Millionen Euro, denn die beiden Mehrfamilienhäuser mit altersgerechten Wohnungen kommen noch hinzu, ebenso wie das Bahnhofsgebäude. Das soll saniert und mit einer Tagespflege ins Gesamtkonzept integriert werden.

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