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Bleche für den Weltrekord

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Firma Strukturmetall lieferte 300 Tonnen Edelstahl für höchsten Turm der Erde

Von Heiko Fritze

Bretzfeld - Es war ein riskantes Projekt, es war in seiner Größe bislang einmalig und es unterlag strengster Geheimhaltung. Kein Wunder, dass der Name Strukturmetall erst in der Öffentlichkeit auftaucht, seit der Burj Chalifa offiziell eröffnet worden ist: Das Bretzfelder Unternehmen hat knapp 300 Tonnen Edelstahlbleche für den höchsten Turm der Welt geliefert.

Nischenprodukt "Wir sind in einer absoluten Nische unterwegs", erklärt Geschäftsführer Helmut Baumgartl. Lediglich drei Firmen weltweit konnten damals die Ware liefern, die von den Scheichs des Wüstenstaats gefordert wurde: geprägte Edelstahlbleche. Ein Konkurrent ist in den USA ansässig, einer in Großbritannien. Dass Strukturmetall den Zuschlag bekam, lag an den Preisverhandlungen: Die Bauherren forderten einen Festpreis, anders als bei Edelstahl üblich - denn dessen Wert wird stark vom Kurs der Rohstoffe, neben Stahl auch Nickel und Chrom, beeinflusst. Baumgartl fand in Absprache mit der Konzernmutter, der niederländischen MCB, eine Lösung: Strukturmetall kaufte die gesamte Rohware beim Thyssen-Krupp-Edelstahlwerk in Dillenburg bei Siegen und lagerte sie bei der Krautheimer Spedition Rüdinger ein. "Das war riskant", räumt der Geschäftsführer ein. "Zum Glück entwickelten sich die Rohstoffpreise, wie unsere Experten es vorausgesagt haben."

In Bretzfeld wurden die Bleche dann zunächst geprägt: Sie erhielten ein wabenförmiges Muster, das zum einen die Stabilität des 1,5 Millimeter starken Blechs erhöht und zum anderen verhindert, dass am Ende der Turm in der Wüstensonne stark glitzert. Auch hierzulande sind solche Metalloberflächen zu finden - zum Beispiel in Fahrstuhlkabinen, in Druckmaschinen und Paketverteilzentren, aber auch an den Kassen des Discounters Aldi. "Die Bleche dort stammen alle von uns", erzählt Baumgartl.

Ausgeliefert wurde für den Dubai-Auftrag jedoch nicht fertig, sondern im Rohzustand - insgesamt 20 000 Bleche. Erst vor Ort wurden die Tafeln dann auf Länge geschnitten und in Rahmen eingepasst: 42 Zentimeter breit, zwischen 78 und 280 Zentimeter lang wurden sie am Turm montiert - rund 90 000 Stück. Sie wogen im Durchschnitt etwa 15 Kilogramm. Höchste Präzision war gefordert: "Die Fassade musste von der ersten bis zur letzten Tafel in einem einheitlichen Bild erscheinen." Eigens dafür schaffte sich Strukturmetall neue Messwerkzeuge an, um die Werte für Reflektion und Glanz einhalten zu können.

Schichtbetrieb Für das Unternehmen, das seit 18 Jahren in Bretzfeld ansässig ist, war dies der größte Auftrag in der 20-jährigen Firmengeschichte. "Wir waren in dieser Zeit zu 110 Prozent ausgelastet", erzählt der Geschäftsführer. Die 15 Mitarbeiter in der Produktion arbeiteten quasi in zwei Schichten, und um die Lieferzeiten einzuhalten, waren sie auch samstags im Betrieb. "Bei Problemen wären sie auch sonntags gekommen", erzählt Baumgartl. Aber das sei zum Glück nicht nötig gewesen. Und nebenher wurden die anderen Kunden bedient. "Die erwarteten ja auch sofortige Lieferung."

All dies lief im Jahr 2007 ab. Seitdem ist es wieder etwas ruhiger geworden in den Hallen im Gewerbegebiet an der Autobahn. Doch Baumgartl hofft, ausgehend von diesem Auftrag ein neues Geschäftsfeld erschließen zu können: die Herstellung von Fassadenelementen.

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