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Biogasanlagen könnten kurzfristig mehr Energie liefern

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Bis zu 30 Prozent könnte die Produktion hochgefahren werden, doch Bauernverbände warnen vor den Auswirkung auf die Nahrungsmittelproduktion.

Aktuell wird diskutiert, ob mehr Energie aus Biogasanlagen kommen könnte. 20 bis 30 Prozent halten Verbände und Anlagenbetreiber kurzfristig für möglich. Darüber hinaus bräuchten die Anlagen Änderungsgenehmigungen.
Aktuell wird diskutiert, ob mehr Energie aus Biogasanlagen kommen könnte. 20 bis 30 Prozent halten Verbände und Anlagenbetreiber kurzfristig für möglich. Darüber hinaus bräuchten die Anlagen Änderungsgenehmigungen.  Foto: Mugler

Wenn es Menschen gibt, die dem kommenden Winter entspannt entgegensehen, dann auf jeden Fall die im Kupferzeller Teilort Füßbach. Die Bioenergieanlage von Thomas Karle produziert so viel Strom und Abwärme, dass im Bioenergiedorf niemand frieren muss. 90 Prozent der Haushalte, sagt Karle, sind an sein Nahwärmenetz angeschlossen. Das sind etwa 20 Haushalte. Wer keine Nahwärme will, der hat in den meisten Fällen selber Holz zum Verfeuern.


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Genehmigungen dauern

Thomas Karle könnte theoretisch noch mehr Haushalte zu einem warmen Winter verhelfen. Doch hier sieht er deutlich Einschränkungen seitens der Politik im Genehmigungsverfahren. Denn dafür müsste er mit einer Leitung über Land und die Nachbarorte erreichen. Dort könnte er dann sogenannte Satelitten-Blockheizkraftwerke betreiben, also Blockheizkraftwerke mit Gas befeuern. Der Wärmeverlust durch die lange Leitung vom aktuellen Standort wäre zu groß. "Das ist ein Thema, mit dem ich mich noch mehr beschäftigen werde", will Karle alle Vor- und Nachteile abwägen.

Silos sind noch voll

Generell sieht Thomas Karle in den Biogasanlagen weitere Kapazitäten. Eine Erhöhung um 20 bis 30 Prozent, wie beim Erntegespräch von Minister Peter Hauk Ende Juli ins Spiel gebracht, sei durchaus möglich, sagt Thomas Karle. Zumal die vorhergehende Ernte so gut gewesen sei, dass die Landwirte noch Mais in den Silos hätten.

Auch werde er sowieso dazu übergehen, noch mehr Mist und Gülle von Landwirtskollegen aus dem Umkreis in seine Anlage zu holen. "Die noch bessere Verwertung von Reststoffen wird in den kommenden Jahren noch mehr Thema werden", ist sich Thomas Karle sicher. Er hat bereits mit der Entwicklung eines Naturdüngers einen großen Schritt zur sinnvollen und geldwerten Wiederverwertung der anfallenden Reststoffe getan.

Saisonal erhöhen

500 KW ist die Leistung seiner Biogasanlage. Er sagt, er habe noch 20 Prozent Luft nach oben. Karle kann sich gut vorstellen, dass die Biogasanlagen saisonal hochgefahren werden: "Im Winter, wenn die Photovoltaikanlagen weniger Strom liefern und mehr Energie gebraucht wird, könnte man die Leistung erhöhen."

Für ihn liegt auf der Hand, warum es im Hohenlohekreis deutlich mehr Biogasanlagen - und damit Bioenergiedörfer - als im Raum Heilbronn gibt: "Hier in Hohenlohe sind noch viel mehr Haupterwerbsbetriebe", verweist er auf die städtischere und kleinteiligere Landwirtschaftsstruktur im Nachbarlandkreis. Auch seien in Hohenlohe deutlich mehr Tierhalter.

Anlage in Schwaigern versorgt Industriegebiet

Eine der größeren Anlagen im Heilbronner Raum steht in Beilstein, eine andere in Schwaigern. Die wird von Söhnergy betrieben und gehört zur Ölmühle Brian. Patrick Brian sagt: "30 bis 40 Prozent mehr Strom und Gas zu erzeugen ist kein Problem." Um die Anlage nicht am Limit zu fahren, halte man sowieso eine größere Menge an Fermenter vor. Seine Anlage ist eine von zwei in der Region, die auch Erdgas einspeist. Sie hat eine Kapazität von 30 Millionen Kilowattstunden.

Abnehmer ist die Heilbronner Energieversorgungsgesellschaft (HNVG), die damit unter andrem Schwaigern, Leingarten, Frankenbach und Teile Heilbronns versorgt. 20 Millionen Kilowattstunden werden in der Anlage verstromt und davon gehen 10 Millionen Kilowattstunden als Strom ins Netz und 10 Kilowattstunden werden als Wärme oder Kälte von Abnehmern im Schwaigerner Industriegebiet genutzt. Das Biogas für das Biomethan-Blockheizkraftwerk der HNVG wird überwiegend in der Biogasanlage in Weikersheim erzeugt.

Betreiber haben fixe Preise aber steigende Kosten

Brian wäre froh, wenn die Biogasanlagen mehr Energie produzieren könnten. Denn obwohl die Energiepreise bei den Endverbrauchern explodieren, bekomme er die langfristig über das Erneuerbare-Energien-Gesetz auf 20 Jahre festgelegte Einspeisevergütungen. Der Preis für Mais und alles andere aber sei um bis zu 60 Prozent gestiegen. "Allein die zusätzlichen 30 Prozent Energie frei verhandeln zu können, würde uns helfen", sagt Brian.

 

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