Biogasanlage stößt auf Widerstand
Bad Wimpfen - Achtzig Prozent der Zeit im Jahr haben wir Südwest- oder Westwind", sagen Johanna Krämer und Walburga Siegmann. Und der könnte Gerüche einer geplanten Biogasanlage trotz der Entfernung von 700 Metern zu ihren Häusern in der Ödenburger Straße herüberwehen.

Bad Wimpfen - Achtzig Prozent der Zeit im Jahr haben wir Südwest- oder Westwind", sagen Johanna Krämer und Walburga Siegmann. Und der könnte Gerüche einer geplanten Biogasanlage trotz der Entfernung von 700 Metern zu ihren Häusern in der Ödenburger Straße herüberwehen. Doch nicht nur Gestank, auch eine Wertminderung ihrer Immobilien und mehr Verkehr in der Stadt befürchten sie und 69 weitere Bad Wimpfener, die sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt ausgesprochen haben. "Der Standort im Gewann Hohenstein ist nicht akzeptabel", sagt Siegmann.
Gärtnerei versorgen
Die Süwag Energie AG Ludwigsburg plant bei der Schäferei Geiger eine Biogasanlage mit einer Leistung von 635 Kilowatt für vier Millionen Euro. Der über ein Blockheizkraftwerk erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist, die produzierte Wärme soll das SRH Gesundheitszentrum, die Kurverwaltung und die Gärtnerei Büchle versorgen. 16 Landwirte aus Wimpfen und Umgebung wollen Mais- und Grassilage, Grünroggen und Sudangras, vier ihre Rindergülle und ihren Schafmist liefern. Elf möchten sich als Gesellschafter am Projekt beteiligen.
"Es ist keine Anlage, die aus ökologischen Gründen gebaut wird, sondern aus rein wirtschaftlichem Interesse", glaubt Dr. Botho Krämer (72). Der Bau werde über das Erneuerbare-Energien-Gesetz subventioniert, die Bauern hätten eine sichere Einkommensquelle, Gewerbesteuer fließe in die Stadtkasse.
Warum, fragen sich die Gegner, können die örtlichen Betriebe die Wärme nicht aus der Biogasanlage Zimmermann in Bad Rappenau beziehen? Ist Bad Wimpfen nicht schon genug Belastungen ausgesetzt? "Wir sind komplett eingehüllt in Gerüche: die Zuckerrübenfabrik in Offenau, die Firma Solvay und jetzt auch noch eine Biogasanlage?", sagen die Gegner. Im Sommer stinke auch die Schäferei.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Verkehr. 10 000 Tonnen Substrate müssen jedes Jahr zur Anlage transportiert werden. Selbst wenn die Fahrzeuge laut Süwag hauptsächlich Feldwege nutzen sollen, befürchten die Bürger gefährliche Situationen. "Das alles sind Dinge, die der Stadt langfristig schaden, Kur ade", sagt Johanna Krämer. Große Bedenken hat die 71-Jährige außerdem, dass immer mehr Getreide verheizt wird statt als Nahrungsmittel zu dienen.
Sitzung
Irritiert sind die Gegner darüber, dass sie das Emissions-Gutachten bislang nicht einsehen durften und auf ihre Briefe weder Stadträte noch Bürgermeister reagiert haben. Das Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben habe, werde zunächst in der Sitzung am 14. April vorgestellt und danach öffentlich ausgelegt, sagt Bürgermeister Claus Brechter. "Geruch und Lärm wollen wir alle nicht."