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Betonbremse hemmt den Luftstrom in Öhringen

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Mehr Arbeitsplätze und höhere Gewerbesteuer-Einnahmen: Die Erweiterung des Verbindungsteilehändlers im Öhringer Westen ist beschlossen. Das könnte Folgen für den Kaltluftaustausch in der Stadt haben.

Von Peter Hohl

Wachstum ohne Konflikt mit der Natur ist in Öhringen schon seit Jahren kaum zu haben. Meist geht es um den Verlust wertvoller (Acker-)Böden, gelegentlich um Artenschutz, im konkreten Fall um das Kleinklima. Die geplante Erweiterung des Verbindungsteilehändlers Schäfer + Peters zwischen Zeilbaumweg und Bahnlinie wird nicht ohne Folgen für die Luft in der Innenstadt bleiben. Dennoch hat der Gemeinderat (bei zwei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen) den Bebauungsplan mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht.

Bestandspflege

"Das Wichtigste in der Wirtschaftsförderung ist die Bestandspflege", sagt Thilo Michler. Zusätzliche Arbeitsplätze, mehr Gewerbesteuer - für den Oberbürgermeister sind dies gewichtige Argumente für eine Betriebserweiterung, die Schäfer + Peters seit einigen Jahren anstrebt. Michler kennt den zentralen Einwand, schließlich ist dieser in der Beratungsvorlage für den Gemeinderat nachzulesen: Die 16 bis 30 Meter hohen Firmengebäude werden den Zustrom bodennaher Kaltluft beeinträchtigen.

Bisher kann die Luft von Westen her weitgehend ungehindert in die Stadt fließen und im Sommer für Abkühlung sorgen. Sieben Prozent des Luftstroms werden künftig fehlen, haben die Klimagutachter errechnet. "Ab zehn Prozent wird es kritisch", informiert Stadtbaumeister Reiner Bremm. Stadtrat Dieter Volkert (UNS/Grüne) sagt: "Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, als ob das in der Berliner Straße bis hinein in die Stadt keine Auswirkungen hätte."

Frühere Bedenken

Neu sind die Einwände nicht: Als im Februar 2012 die vierte Fortschreibung des Flächennutzungsplanes auf den Tisch kamen, wurden die Räte mit deutlichen Bedenken des Planers konfrontiert: Eine Bebauung des Katharinengrabens zwischen Zeilbaumweg und Sichert auf der einen und Bahnlinie auf der anderen Seite hätte "erhebliche Auswirkungen auf die Durchlüftung sowie die Kaltluftentstehung und den Kaltluftabfluss".

Eine Zeit lang schien es, als habe sich die Stadt tatsächlich von diesem Projekt verabschiedet. Als (deutlich größere) Entwicklungsfläche für Schäfer + Peters wurde das Lehenfeld nördlich der A 6 ins Auge gefasst. Doch im Februar diesen Jahres mussten Verwaltung und Gemeinderat sich damit abfinden, dass ein Gewerbegebiet auf dem wertvollen Ackerland "zur Zeit nicht genehmigungsfähig" ist.

 Foto: HSt-Grafik

Alternative weggefallen

Zwar hat die Stadt gerade erst beim Regionalverband eine Erweiterungsfläche für ihre Gewerbegebiete nördlich von Bahnlinie und L 1036 angemeldet. Doch bis auf den Krötenäckern - wenn überhaupt - ein erster Spatenstich möglich ist, werden wohl einige Jahre ins Land gehen.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Firmensitzes von Schäfer + Peters am Zeilbaumweg hingegen soll es deutlich schneller gehen: "Wenn alles gut läuft, kann man im Sommer mit dem Spatenstich loslegen", sagt OB Thilo Michler. Große erschließungstechnische Hürden gibt es nicht zu überwinden. Lediglich eine Radverbindung (einschließlich Wasserleitung im Untergrund) zwischen Berliner Straße und Westallee muss nach Norden in Richtung Bahntrasse verlegt werden.

 

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