Beschichtete Bleche dämpfen Bremsgeräusche
Wirtschaftsstammtisch bei „Eagle Picher Wolverine“, dem Spezialist für Dichtungs- und Dämpfungstechnik

Öhringen Der Bau ist markant, doch was sich dahinter verbirgt, weiß fast keiner. „Eagle Picher Wolverine“ - auch der Firmenname gibt kaum Aufschluss darüber, was im Verrenberger Weg produziert wird. „Kein Mensch kann das aussprechen und keiner weiß, was es bedeutet“, sagt Geschäftsführer Christoph Weber. „Wolverine“, das sei der Name eines amerikanischen Wolfs und bedeute so viel wie „Vielfraß“. Das bringt uns aber keine Spur weiter. „Wir arbeiten hier seit 25 Jahren im Verborgenen. Wir haben immer wieder angebaut, und es ranken sich viele Geschichten und Gerüchte um das Unternehmen“. Höchste Zeit also, den Mantel des Schweigens zu lüften. Vielleicht lag es auch daran, dass sich zum jüngsten Öhringer Wirtschaftsstammtisch 155 Gäste angemeldet hatten - so viele wie noch nie. „Einige munkeln ja, wir machen geheime Dinge für die US-Regierung. Dabei sind wir ein ganz normaler Automobilzulieferer.“
Wissensdurst Als die Katze aus dem Sack ist, spitzen die Zuhörer noch mehr die Ohren. Und Christoph Weber gelingt es, den Wissensdurst zu stillen - erst während seines entspannten Vortrags, später beim Rundgang durch die Produktionshallen. „Eagle Picher“, das ist ein „Konglomerat von Firmen“ mit mehr als 6500 Mitarbeitern an über 50 Standorten weltweit. Der Sitz ist in den USA. Die Automobilindustrie und der Maschinenbau sind wichtige Abnehmer. In der Öhringer Niederlassung des EP-Konzerns wird hauptsächlich mit einem Material gearbeitet: Wolverine. Damit hat sich „Eagle Picher“ in der Dichtungs- und Dämpfungstechnik einen Namen gemacht. 120 Mitarbeiter und sechs Azubis entwickeln und fertigen maßgeschneiderte Produkte für Industriekunden. Der Jahresumsatz liegt bei 35 Millionen Euro.
Produkte Beispiel Autobremsen: Ein fester Tritt, und es quietscht. Wenn man nichts dagegen tut. Der Bremsvorgang erzeugt ein Geräusch - zwischen Sattel, Scheibe und Belag. Speziell beschichtete Bleche dämpfen diesen Schall. Und sie werden in Öhringen bei „Eagle Picher“ hergestellt. Beispiel Dichtungen: Jeder Zylinderkopf in einem Verbrennungsmotor hat eine Dichtung. Sie schließt den Verbrennungsraum ab und schützt ihn vor Kühlwasser oder Motoröl. Auch für diese und andere automobilen Einsatzgebiete hat die Öhringer Firma Lösungen parat.
Beim Rundgang fallen vor allem die mächtigen Pressen auf. Die schwerste wiegt 230 Tonnen. Es zischt und klopft, die Produktion läuft auf vollen Touren. Gearbeitet wird im Drei-Schicht-Betrieb.
Neue Offenheit Das Geheimnis ist gelüftet, die Gäste sind zufrieden. Auch Oberbürgermeister Jochen K. Kübler. „Die Firma war ja 25 Jahren fast abgeschottet.“ Geschäftsführer Christoph Weber (er ist erst seit zwei Jahren im Amt) hat die Gunst der Stunde genutzt - und einen ganzen Wirtschaftsstammtisch eingeladen, um die Firma aus der Verborgenheit zu holen. Wer nun an dem markanten Gebäude vorbeikommt, muss nicht mehr rätseln, was drinnen passiert. Auch die Legende vom geheimen Zulieferer der US-Regierung ist damit wohl endgültig vom Tisch.